Schwemer neuer Professor für Altorientalistik in Würzburg

Daniel Schwemer ist seit dem 1. September neuer Professor für Altorientalistik an der Universität Würzburg. Einen Schwerpunkt seiner Forschung bildet die "Schwarze Magie" im Alten Orient. Schwemer arbeitet unter anderem mit in Keilschrift verfassten Texten, in denen es um die Diagnose und Therapie von durch Schadenzauber verursachten Leiden geht.

Prof. Dr. Daniel Schwemer (Foto: Universität Würzburg)
Prof. Dr. Daniel Schwemer (Foto: Universität Würzburg)

Dieser gilt in vielen Gesellschaften als Auslöser von Krankheiten. Zauberer und Hexen sollen für die Leiden ihrer vermeintlichen Opfer verantwortlich sein. Der Glauben an Schwarze Magie findet sich heute vor allem in Afrika und der Karibik; er war aber auch im Alten Orient überall selbstverständlich. Woran man erkennt, ob eine Behexung vorliegt, und mit welchen Mitteln der Patient geheilt werden kann? Darüber gibt es zahlreiche schriftliche Zeugnisse aus dieser Zeit. Schwemers Interesse gilt vor allem Texten, die vor 2000 bis 4000 Jahren in Mesopotamien verfasst wurden.

„Vor allem zahlreiche Ritualvorschriften, Beschwörungen und Heilmittelvorschriften informieren über Anschauungen und Praxis der mesopotamischen Heilkunde und Beschwörungskunst", sagt er Diese Texte stammen vor allem aus Tontafelsammlungen des 1. und 2. Jahrtausends vor Christi Geburt aus dem Gebiet Babyloniens und Assyriens. Geschrieben sind sie in Keilschrift, verfasst in akkadischer, zum Teil auch sumerischer Sprache.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Corpus of Mesopotamian Anti-witchcraft Rituals" will Schwemer eine umfassende kritische Edition einschließlich Übersetzung und Kommentar dieser Textgruppe erarbeiten. Diese wird „für die Religions-, Medizin-, Sozial- und Geistesgeschichte des Alten Orients von zentraler Bedeutung" sein, so der Altorientalist. Die Leitung des Projekts hat Schwemer gemeinsam mit Professor Tzvi Abusch von der Brandeis University in Waltham/ Massachusetts (USA).

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt Schwemers sind hethitische Texte. Die Hethiter mit der ältesten uns bezeugten indogermanischen Sprache, wanderten im 3. Jahrtausend vor Christus nach Anatolien ein. Zu ihrem Reich gehörten bis etwa 1200 v. Chr. weite Teile Anatoliens und zeitweise auch die nördliche Hälfte des heutigen Syriens.

„Ich werde ein Großprojekt zur Edition und umfassenden Erschließung der größten hethitischen Textgruppe vorbereiten", berichtet Schwemer. Dabei handelt es sich um Ritualvorschriften und Verwaltungstexte, die von der hethitischen Bürokratie in großer Zahl erstellt wurden. Sie sollten die korrekte, den Göttern gefällige Durchführung des Kults in den Heiligtümern des Landes sicherstellen.

„Die Texte geben wertvolle Auskunft über die Organisation des hethitischen Staates und seiner Verwaltung, über hethitische Kulttopographie, Tempelkult und Kultkalender und über die hethitische Königs- und Herrschaftsideologie", erläutert er. Die Textgruppe biete ein frühes Beispiel dafür, wie eine Verwaltung ein konsequentes Qualitätssicherungsmanagement einführt, um bestimmte als „best practice" definierte Standards durchzusetzen.

Daniel Schwemer (geboren 1970) hat von 1991 bis 1996 an den Universitäten Würzburg, Tübingen und Heidelberg Altorientalistik und Theologie studiert. Mit einer Arbeit über die Wettergottgestalten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen wurde er im Jahr 2000 an der Uni Würzburg promoviert. Ebenfalls in Würzburg legte er 2005 seine Habilitation vor: Schadenzauber in Mesopotamien. Quellen und Studien.

Nach Stationen als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Altorientalistik der Uni Würzburg und einer Vertretungsprofessur an der Universität Heidelberg wechselte Schwemer Ende 2005 an die School of Oriental & African Studies, London. Dort ist er auch weiterhin Research Associate.

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