Neue Gespräche um Steindorff-Sammlung der Universität Leipzig

Nachdem die Klage der Universität Leipzig gegen eine Rückgabe der Steindorff-Sammlung des Ägyptischen Museums im Mai abgewiesen wurde, geht das Ringen um den Erhalt der Steindorff-Sammlung im Ägyptischen Museum der Universität Leipzig weiter.

Statue des Memi
Statue des Memi im Ägyptischen Museum Georg Steindorff; Giza, 5. Dynastie. Foto: Einsamer Schütze CC-BY-SA

In Kürze stehen Gespräche mit der Jewish Claims Conference (JCC) an: "Wir hoffen sehr, dass wir in unseren Gesprächen eine gemeinsame Entscheidung im Sinne von Georg Steindorff sowie seines Nachfahren treffen können", erklärte Dr. Dietrich Raue, Kustos des Ägyptischen Museums in Leipzig. Inzwischen hat sich im Netzwerk "Facebook" die "Georg Steindorff Initiative" gegründet. Auch dort gibt es rege Diskussionen über den Umgang mit Restitutionsansprüchen im Zuge der Judenverfolgungen in Zeiten des Nationalsozialismus, über die Rechte einzelner Familien und zu erklärten Willensbekundungen zu Gunsten des Verbleibs. Der Zuspruch für die Universität Leipzig und die Familie Georg Steindorffs geht inzwischen deutlich über die Grenzen Deutschlands und die der USA hinaus.

Der Streit um die sogenannte Steindorff-Sammlung betrifft die einstige Privatsammlung des Ägyptologen Georg Steindorff (1861-1951), die 163 Objekte umfasst. Nach aktuellem Stand wechselt das Eigentum an dieser Sammlung mit der Übersendung des Urteils an die Jewish Claim Conference (JCC). Deren Restitutionsantrag wurde 2009 vom Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen positiv beschieden, nachdem ein entsprechender Antrag des Erben, Thomas Hemer, aufgrund der Verfristung abgelehnt wurde.

Die Universität Leipzig kämpft seither um den Verbleib dieser Objekte in der Gesamtschau des Leipziger Museums. Sie sei wichtiger Bestandteil der Lehrsammlung für die Leipziger Studierenden, unterstrich Kustos Dr. Dietrich Raue. Vor allem aber sei es der von Georg Steindorff vor und nach seiner Emigration ausdrückliche Wille, diese Objekte in der Gesamtsammlung vor Ort in Leipzig zu sehen.

Für diese Argumentation ist eigens der Enkel Steindorffs, Thomas Hemer, als Zeuge im Mai nach Deutschland gereist. Er sprach vor Gericht sowie in einer Veranstaltung für Alumni im Ägyptischen Museum. Der 88-jährige Hemer erklärte: "In seiner Anschauung hat er die Sammlung an die Universität geschenkt"

Prof. Dr. Georg Steindorff war ab 1904 Inhaber des Ägyptologischen Lehrstuhls an der Universität Leipzig. Zwischen 1903 und 1931 unternahm er eigenverantwortlich und im Auftrag der Universität Leipzig Grabungen in Ägypten. Dabei erwarb er darüber hinaus aus privaten Mitteln antike Objekte, um damit die Sammlung der Leipziger Universität für seine Lehrtätigkeit zu ergänzen. Die meisten seiner Objekte wurden von Anfang an in die öffentliche Sammlung integriert.

Georg Steindorff erreichte 1930 sein Emeritierungsalter, blieb aber weiterhin im Amt und wurde nochmals im Mai 1933 von der Universität gebeten, nicht in den Ruhestand zu gehen, da die Nachfolge noch nicht geklärt war. Nach seiner offiziellen Emeritierung wurde ihm 1934 wegen seiner jüdischen Herkunft jede weitere Vorlesungstätigkeit untersagt und ein Nachfolger berufen. In einem Schreiben vom 05.08.1936 bot Steindorff seine "Sammlung ägyptischer Altertümer, die zum Teil im ägyptischen Museum der Universität als Leihgabe ausgestellt sind, zum Teil sich in meiner Wohnung befinden, dem ägyptischen Museum zum Kauf an".

Er bezifferte den von ihm gewünschten Kaufpreis mit dem von ihm ursprünglich verauslagten Ankaufspreis von 8.000,00 Reichsmark (RM), wobei er selbst von einem aktuellen Verkehrswert der Einzelstücke in Höhe von 10.260,00 RM ausging. Dies war 1936 ein gängiges Verhältnis der Werte (Summe der Einzelwerte vs. Kollektionspreis), aus dem nicht auf eine Zwangssituation geschlossen werden kann. Georg Steindorff lag zu diesem Zeitpunkt ein Alternativangebot des Kestner Museums Hannover vor, dass er aber nicht mehr weiter verfolgen wollte, falls sich das Leipziger Interesse konkretisierte. Ein Verkauf "unter Wert" hat aus Sicht der Universität nicht stattgefunden.

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