Antike Glasherstellung auf dem Tall Zira'a

Die Grabungskampagne des vergangenen Jahres lieferte für den Tall Zira'a bereits den Nachweis einer Weiterverarbeitung von importiertem Glas. Jetzt scheint ein neuer Fund darauf hin zu deuten, dass in der eisenzeitlichen Siedlung auch eigenes Glas produziert wurde, wie das Biblisch-Archäologische Institut in Wuppertal mitteilt.

Tall Zira'a
Der Siedlungshügel Tall Zira'a von Westen. Foto: Reg81 CC-BY-SA

In einer eisenzeitlichen Schicht von Tall Zira'a wurde der untere Teil eines dickwandigen, schweren handgemachten und äußerst hart gebrannten Schmelztiegels entdeckt, dessen ursprüngliches Gesamtvolumen bei ca. 4 Litern lag. Der Boden dieses Tiegelfragmentes war mit einer festen, weißen Masse ausgefüllt. Deren kompakte, amorphe Beschaffenheit deutet darauf hin, dass es sich um eine erstarrte Schmelze gehandelt haben muss, die jedoch infolge starker Umwelteinflüsse und der langen Lagerzeit von ca. 3000 Jahren komplett durchkorrodiert ist. Die ersten Untersuchungen lassen vermuten, dass es sich hierbei um eine stark verwitterte Glasschmelze handelt.

Auf einer für die Untersuchungen entnommenen Probe wurde unter der sich häufig bei der Korrosion von Glas entstehenden dünnen, schuppigen Oberflächenschicht eine glatte Oberfläche mit dunkelfarbigen Mineraleinschlüssen sichtbar. Allerdings traten auch "Fehlstellen" hervor, noch nicht aufgeschmolzene Kristalle. Ein Teil dieser Kristalle besitzt scharfe Ecken und Kanten – ein Zeichen dafür, dass nicht nur Sedimente, sondern auch eigens für die chemische Reaktion zubereitete, sprich zerstoßene oder gemahlene Einsatzstoffe verwendet wurden. Da die Materialien eigentlich ausreichend fein gemahlen waren, um sich chemisch nahezu vollständig zu Glas umzusetzen, weist die Existenz der nicht aufgeschmolzenen Kristalle auf ein verfrühtes Ende des Schmelzprozesses hin. Es handelt sich also im wahrsten Sinne des Wortes um Rohglas, das wegen der Kristalleinschlüsse sicherlich trüb war und deswegen nicht zu beispielsweise Perlen hätte verarbeitet werden können.

Der endgültige Nachweis, dass es sich bei dem Fund um Glas handelt und wie dessen Zusammensetzung aussieht, kann allerdings erst durch eine chemische Analyse erbracht werden. Hierbei soll nicht nur die Frage nach den eingesetzten Rohstoffen beantwortet, sondern über ein gezieltes Wiederaufschmelzen einer Laborprobe die ursprüngliche Schmelztemperatur ermittelt werden.

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