Deutsche Archäologen arbeiten wieder im Irak

Ein deutsches Archäologenteam um Dr. Magarete van Ess (Orient-Abteilung des DAI) führte im November 2009 erstmals wieder archäologische Ausgrabungen in der autonomen kurdischen Region Arbil im Irak durch.

Zitadelle von Arbil
Die Zitadelle von Arbil. Foto: Jim Gordon

Die aktuellen Forschungen schlossen an die Dokumentation einer Grabgruft an, die im Januar 2009 in einer Kooperation zwischen dem Deutschen Archäologischen Institut und der Antikenverwaltung Arbil durchgeführt worden war und fanden im Rahmen einer Ausbildungsinitiative für junge irakisch-kurdische Archäologen statt, die aus Mitteln der "Official Development Assistance" Deutschlands sowie Mitteln des Gouverneurs der Region Arbil finanziert wurde.

Das Team umfasste auf deutscher Seite neben Dr. Arnulf Hausleiter, Mitarbeiter der Orient-Abteilung des DAI und Koordinator der archäologischen Feldarbeit, weitere sieben Spezialisten aus den Bereichen Archäologie, Grabungstechnik, Anthropologie, Restaurierung, Photographie sowie Geophysik, welche die praktische Umsetzung von Grabungs- und Dokumentationsmethoden im Feld und im Erhalt von archäologischen Objekten vermittelten. Auf irakisch-kurdischer Seite beteiligten sich neun Mitarbeiter der Antikenverwaltung sowie Studentinnen und Studenten der Universität Salahaddin, Arbil mit großem Engagement an den Aufgaben der archäologischen Ausgrabung und ihrer Dokumentation.

Der Aufenthalt hatte mehrere Ziele: Neben dem Abschluss der bereits im Januar 2009 gemeinsam durchgeführten Arbeiten in einer neuassyrischen Gruftanlage, die in das 7. Jh. v. Chr. datiert werden kann und in der Nähe der berühmten Zitadelle von Arbil gelegen ist, wurde in nächster Nähe eine Ausgrabungssondage angelegt, um den Kontext dieser Gruft zu untersuchen. Hier fanden sich zunächst Gräber eines mehrere Jahrhunderte lang benutzten Friedhofs, der wohl nach Ende der assyrischen Zeit an dieser Stelle eingerichtet worden war. Darunter liegt Lehmziegelmauerwerk, das zu Gebäuden aus der Zeit der Grufterrichtung gehören dürfte oder als Folgebebauung bei gleicher Ausrichtung der Grundrisse anzusehen ist.
In der näheren Umgebung wurde eine geophysikalische Prospektion mit Georadar durchgeführt, mit der archäologische Strukturen zerstörungsfrei auf einer Fläche von etwa 1 ha erfasst werden konnten. Sie zeigte, dass mit substanzieller antiker Bebauung in diesem Gebiet zu rechnen ist. Ihre Orientierung und Tiefe deutet an, dass auch sie in die neu- oder nachassyrische Zeit gehören sollte.
Damit wurde die Vermutung bestätigt, dass es sich bei dem Gebiet, in dem sich die Gruft und der Friedhof befinden, ursprünglich um einen antiken Siedlungshügel handeln dürfte, der zwar durch die moderne Bebauung stark beeinträchtigt ist, doch als Erhebung im Oberflächenrelief noch gut zu erkennen ist. Das untersuchte Gebiet weist somit ein großes Potenzial für die Fortsetzung weiterer archäologischer Forschungen auf.

Die Ende November 2009durchgeführten Arbeiten waren als ein intensives Trainingsprogramm in archäologischer Dokumentation und Restaurierung konzipiert und sollen als solche in Kürze fortgesetzt werden.

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