Frühe Zeugnisse südarabischer Besiedlung in Äthiopien

Spektakulärer Tempelfund in Äthiopien

Archäologen des DAI und der Uni Jena haben im Hochland von Tigray einen Tempel aus der ersten Hälfte des 1. Jahrtausend v.Chr. ausgegraben - eines der frühesten Zeugnisse der südarabischen Besiedlung in Nordostafrika.

Grabungsgelände mit Schutzbau über dem Almaqah-Heiligtum
Überblick über das Grabungsgelände mit Schutzbau über dem Zentralbau des Almaqah-Heiligtums (Foto: Ricardo Eichmann, DAI)

Bei Grabungen der äthiopischen Kulturbehörde waren im Dezember vergangenen Jahres nahe des Ortes Wuqro im Hochland von Tigray mehrere Kultobjekte erstklassiger bildnerischer Qualität gefunden worden. Darunter befindet sich auch ein Altar mit einer Widmungsinschrift. Ein bislang nicht bekannter König erwähnt seine Inthronisation im Tempel von Yeha. "Das Zentralheiligtum der Sabäer in Äthiopien ist hier zum ersten Mal schriftlich erwähnt" erläutert Projektleiter Prof. Norbert Nebes von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Die Zeichenformen und ihre sorgfältige Ausführung sind mit den frühen Zeugnissen der altsüdarabischen Hochkulturen an der Weihrauchstraße vergleichbar, wie wir sie aus dem Jemen kennen".

Zu den Funden zählen eine Kalksteinstatue einer Frau und mehrere Altäre. Vor dem Tempel breitete sich ein großräumiger Kulthof mit mehreren Seitenräumen aus, in denen in den nächsten Kampagnen weiter gegraben werden soll.
Im Zentrum der Kultstätte stand ein Altar mit Opferbecken und Ausflüssen in Stierkopfgestalt sowie einer mehrere Meter langen Ablaufrinne. "Qualität und Erhaltung sind bislang einmalig in der noch jungen äthiopischen Archäologie" sagt Projektleiter Prof. Ricardo Eichmann, Direktor der Orient-Abteilung des DAI. In seiner Vollständigkeit und dem klaren Zusammenhang zum Tempelbau gebe es im altsüdarabischen Raum bislang keine vergleichbaren architektonischen Zeugnisse.

Grabungsleiter Dr. Pawel Wolf, der auch den archäologischen Survey leitete, ist sich sicher, dass der Tempel nicht allein stand. Der Berliner Wissenschaftler vermutet in der Umgebung des Heiligtums weitere Siedlungen aus dem ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung.
Künftige Grabungen sollen über die Besiedlung des äthiopischen Hochlandes durch die Sabäer und ihr Zusammenleben mit der einheimischen Bevölkerung Aufschluss geben.

Prof. Ricardo Eichmann (DAI) und Prof. Norbert Nebes (FSU) haben kürzlich mit dem Leiter der Tigrai Tourism and Culture Commission (TCC) Ato Kebede Amare eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet Diese sieht die großräumige landschaftsarchäologische Erforschung mit detaillierten Grabungen an ausgewählten Fundplätzen vor.
Ein weiteres Projekt zur Kartierung archäologischer Fundplätze im Hochland von Tigray durch den Berliner Professor Steffen Wenig soll folgen.

Am 11.12. um 16:00 Uhr gibt es in der Orient-Abteilung des DAI einen Vortrag über die aktuellen Entdeckungen:
Neue Ausgrabungen der Orient-Abteilung in Kooperation mit der Universität Jena.
Vortrag von Dr. Pawel Wolf (Berlin)
Ort : Orient-Abteilung
Peter-Lenné-Str. 32
14195 Berlin-Dahlem

Altar aus dem Inneren des Almaqah-Heiligtums
Altar aus dem Inneren des Almaqah-Heiligtums mit Opferbecken und Ausfluss in Stierkopfgestalt. (Foto: Ricardo Eichmann, DAI)
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