Antike Schätze aus dem Verborgenen befreit

Universitäten sind auch Stätten der Kultur. Ihr begegnet man an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter anderem bei den Abgüssen antiker Skulpturen, die Campus, Hauptgebäude und Rosensäle schmücken. Sie gehören zu einem Kunstschatz, dessen Großteil heute nur noch selten für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

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Doch einige der Schätze aus dem Archäologischen Museum - Abgüsse wie Original-Objekte - können ab 27.10.2006 betrachtet werden. Im Rahmen der Ausstellung "160 Jahre Archäologisches Museum der Universität Jena" werden bis zum 16.12.2006 ausgewählte Exponate in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (Bibliotheksplatz 2) präsentiert. Der Eintritt ist während der gesamten Ausstellungsdauer frei.

Manches scheint sich im Lauf der Zeit nicht zu ändern: Als 1828 der Jenaer Altphilologe Carl Wilhelm Goettling (1793-1869) ein Museum für die Antikensammlung errichten möchte, scheitert dies am Geld - zunächst. Denn Goettling gibt den Plan nicht auf und es gelingt ihm, 1846 im Jenaer Stadtschloss das Archäologische Museum der Universität Jena zu eröffnen. Erst in einem Raum mit rund 70 Objekten, wächst die Sammlung im Lauf der Zeit auf 604 Abgüsse und über 1.100 Original- Objekte in den 1930er Jahren. Dies ist vor allem fürstlichen und privaten Schenkungen, u. a. aus dem Nachlass des Troja-Entdeckers Heinrich Schliemann, zu verdanken. Selbst den Zweiten Weltkrieg übersteht die Abguss-Sammlung, Schäden werden danach restauriert. Aber das Archäologische Museum wird aufgelöst, die Sammlung 1962 nach Sondershausen ausgelagert. Von dort werden die langsam verfallenden Abgüsse 1982/83 nach Berlin ins Pergamon-Museum "gerettet", bis ein Teil 1996 als Dauerleihgabe wieder nach Jena zurückkehrt.

Der Großteil der Bestände verbringt seine Zeit meist im Magazin. "Der Raum für eine dauerhafte Präsentation ist uns abhanden gekommen", sagt dazu Prof. Dr. Angelika Geyer. Die Lehrstuhlinhaberin für Klassische Archäologie ist sich der Finanznot von Universität und Freistaat bewusst, hofft jedoch auf eine Wendung zum Besseren - und gestaltete mit ihrem Team die neue Ausstellung, die vom Freundeskreis der Antikensammlungen Thiasos e. V. gefördert wird. In der Sonderausstellung wird in zehn Vitrinen ein repräsentativer Querschnitt aus der Sammlung präsentiert, ergänzt um historische Schenkungsurkunden und um Objekte aus einer Privatsammlung, die man für Jena zu gewinnen hofft. Denn seit der Eröffnung des Museums stammen die wichtigsten Stücke aus Schenkungen. So kamen bereits im November 1846 u. a. 63 griechische und italische Vasen aus etruskischen Nekropolen sowie 19 Terrakotta-Reliefs und 88 Gipsabgüsse aus der Sammlung des Marchese Giovanni Pietro Campana als Schenkung nach Jena. Teile der Campana-Sammlung werden in der neuen Ausstellung gezeigt.

Doch für Prof. Geyer hat die Sammlung mehr als nur kulturellen Wert. "Sie ist ein Standortvorteil für Jena und die archäologische Ausbildung", sagt die Wissenschaftlerin, "denn hier in Jena können die Studierenden mit den antiken Materialien arbeiten, was ihnen eine weitere Qualifikation ermöglicht und den Standort Jena attraktiv macht".

Wie attraktiv Jena und seine Archäologie im 19. Jahrhundert waren, dies steht im Mittelpunkt eines Kolloquiums, welches das Institut für Altertumswissenschaften der Universität Jena am 28.10.2006 ausrichtet. Die öffentliche Veranstaltung, die um 10 Uhr im Hörsaal 3 des Universitäts-Campus (Carl-Zeiß-Str. 3) beginnt, hat den Titel "Die Eröffnung des Archäologischen Museums der Universität Jena 1846: Sammlerleidenschaft und Thüringer Sammlungen im Kontext internationaler Netzwerke". Das Kolloquium wird zum einen darstellen, wer sich im 19. Jahrhundert für die Antike engagiert hat und welche Bedeutung sie für die Kultur jener Zeit hatte. "Außerdem zeigen wir Thüringen in seiner internationalen Vernetzung", sagt Prof. Geyer.

Wer nicht an der ganzen Tagung teilnehmen will, hat um 19.00 Uhr die Möglichkeit, dem Festvortrag von Prof. Dr. Erika Simon zu lauschen. Die Würzburger Archäologin spricht über "Martin von Wagner und die bayerischen Antikensammlungen".

Quelle: Uni Jena