Kapellenberg Hofheim: Abschluss der diesjährigen Grabungskampagne

Trotz Pandemiebedingungen ist die diesjährige Grabungskampagne auf dem Kapellenberg bei Hofheim am Taunus erfolgreich abgeschlossen worden. Die etwa 45 Hektar große Wallanlage weist gut erhaltene Siedlungsstrukturen auf, die über verschiedene Phasen der Besiedlung des 6.000 Jahre alten jungsteinzeitlichen Fundplatzes Aufschluss geben.

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Rekonstruktion: Neolithische Siedlung Kapellenberg
Digitale Rekonstruktion der Besiedlung auf dem Kapellenberg, um 3750 v. Chr., Ende September. Rekonstruktion: Architectura Virtualis/RGZM/Magistrat der Stadt Hofheim

Das Forschungsprojekt ist Teil einer langjährigen Kooperation zwischen dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der hessenARCHÄOLOGIE und der Stadt Hofheim. Studierende der Mainzer Universität absolvieren auf der Grabung ihr Praktikum.

Im Fokus der diesjährigen Untersuchungen steht ein Hausgrundriss (»Grubenhaus«) in der Nähe des Meisterturmes. Aufgrund des sehr guten Erhaltungszustands unterliegen die Überreste des Hauses einer besonders sorgfältigen Untersuchung. Anhand der diesjährigen Ergebnisse und Erkenntnissen aus vergangener Forschung konnte das Archäologen-Team um Projektleiter Prof. Detlef Gronenborn (RGZM) die Datierung der ehemaligen Behausung auf die Hauptbesiedlungszeit (3750 und 3650 v. Chr.) des Kapellenbergs bestätigen. Gronenborn ergänzt: »In diesen Jahrhunderten hat es in ganz Europa eine deutliche Bevölkerungszunahme gegeben, die jedoch nach 3650 v. Chr. wieder stark rückläufig war. Das war vermutlich eine Periode zunehmender Konflikte, wie die letzte Wallphase am Kapellenberg auch eindrucksvoll zeigt, aber auch eine klimatisch unruhige Zeit, ähnlich wie wir sie heute erleben.«

Konflikte, Umwelt- und Klimaprobleme auch vor 6000 Jahren präsent

»Wir sind froh, dass trotz der Pandemie auch die Grabungskampagnen an unserem Hausberg, dem Kapellenberg, weitergehen. Das Interesse der Hofheimerinnen und Hofheimer an dessen Historie ist ungebrochen groß, wie wir am großen Zuspruch für den im vergangenen Jahr eröffneten archäologischen Rundweg sehen können«, sagt Bürgermeister Christian Vogt. »In Zukunft wollen wir die Forschungen deshalb weiter unterstützen und intensiv begleiten. Ziel bleibt es, die Ergebnisse für die Menschen erlebbar zu machen.«

»Die Archäologie kann selbst am Kapellenberg nicht jedes Jahr neue Sensationen bringen, wie den Grabhügel, den wir im letzten Jahr vorstellen konnten. Dazwischen gibt es immer Phasen in denen wir ein Puzzleteil nach dem anderen zusammenfügen. Aber diese Einzelteile fügen sich dann zu einem neuen Bild dieser für Europa so wichtigen Epoche zusammen. Und zunehmend erkennen wir, dass diese so ferne Zeit unserer Gegenwart doch in vielem sehr ähnlich ist: Konflikte, Umwelt- und Klimaprobleme, und vielleicht auch Seuchen haben das Leben ebenso vor 6.000 Jahren bestimmt und konnten nicht immer gelöst werden. Allerdings lernen wir aus den Erkenntnissen von damals, wie wir es heute besser machen könnten«, ergänzt der Projektleiter.

Nach intensiver Forschung: Archäologischer Rundweg auf dem Kapellenberg

In einem gemeinsamen Projekt mit der Stadt Hofheim und weiteren Partnern ist 2020 ein archäologischer Rundweg auf dem Kapellenberg eingeweiht worden. Dieser verdeutlicht die Spuren der Besiedlung, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Ein Höhepunkt ist die 6.000 Jahre alte Wallanlage aus der Zeit der Michelsberger Kultur, die noch deutlich zu erkennen ist. Der vier Kilometer lange Rundweg mit seinen Informationstafeln liefert nun Interessierten viele Hintergründe zum Kapellenberg in den verschiedenen Epochen.