Grabungen auf dem Bussen vorerst abgeschlossen

Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart präsentiert Fundmaterial der Ausgrabungen der Jahre 2019 bis 2021 vom »Heiligen Berg Oberschwabens«. Die Funde mit einem Gesamtgewicht von knapp einer halben Tonne belegen eine Nutzung des Areals von der Jungsteinzeit bis zum Spätmittelalter. Nach dem Abschluss der Geländearbeiten folgt nun die Auswertung.

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Ausgrabung Bussen
Bussen bei Uttenweiler-Offingen. Aufnahme von Südosten. Links liegt eine Wallfahrtskirche, rechts Reste einer Burganlage, dazwischen etwas versteckt die Grabungsfläche, erkennbar an dem blauen Bauwagen. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Christoph Steffen

Seit 2014 führen Archäologinnen und Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart Ausgrabungen im weiteren Umland der herausragenden frühkeltischen Stadt »Heuneburg« bei Herbertingen-Hundersingen durch. Es handelt sich um ein Langfristprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Krausse, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Unmittelbar nördlich von Uttenweiler-Offingen (Landkreis Biberach) befindet sich der markante, landschaftsprägende Kegel des Berges Bussen, der sogenannte »Heilige Berg Oberschwabens«. Die bisherigen Kenntnisse zum Bussen beruhten ausschließlich auf Lesefundmaterial. Wissenschaftliche Grabungen fanden auf dem imposanten Berg erst ab dem Jahr 2019 statt. Ende Juni 2021 wurden die Grabungen auf dem Bussen nun vorerst abgeschlossen.

Das geborgene Fundmaterial – Ziegel, Ofenkacheln, Keramik, Tierknochen, Glas, Stein, Eisen und, in kleinerem Umfang, Buntmetall- und Beinartefakte – aus dem drei mal sechs Meter großen Grabungsschnitt umfasst inzwischen ein Gesamtgewicht von über 460 Kilogramm und ist der Zeit von der Jungsteinzeit bis zum Spätmittelalter zuzuordnen.

Anhand der datierbaren Funde wie der Keramik zeichnet sich für die Metallzeiten ein interessantes Wechselspiel zwischen dem Bussen und der 13 Kilometer entfernten Heuneburg ab. Die bisherigen Erkenntnisse sprechen dafür, dass die Heuneburg in der mittleren Bronzezeit und der frühen Urnenfelderzeit, etwa 1600 bis 1100 v. Chr., als überregionales Zentrum fungierte. Von der entwickelten Urnenfelderzeit bis um 620 v. Chr. verlagerte sich der Machtsitz dann offenbar auf den Bussen, um danach bis etwa 450 v. Chr. wieder auf die Heuneburg zu wechseln.

Durch die bisherigen Forschungen des LAD wird deutlich, dass der Berg im Laufe der Jahrtausende eine spannende Geschichte durchlebte, deren Erforschung jedoch noch am Anfang steht. Der Bussen scheint für die gesamte Region zwischen Bodensee und Schwäbischer Alb in vor- und frühgeschichtlicher Zeit eine bedeutende Rolle gespielt zu haben.

Nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen auf dem Bussen werden nun die Grabungsdaten und zahlreichen Funde ausgewertet. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Langfristprojekts wird jetzt zunächst im näheren Umfeld der Heuneburg – in der Außensiedlung – weitergeforscht.

Fundstücke der Ausgrabung Bussen
Fundstücke verschiedener Zeitstellungen aus Keramik, Knochen und Metall aus der Grabungsfläche am Bussen. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Yvonne Mühleis