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Gerda Henkel Stiftung bewilligt 5 Millionen Euro für neue Projekte

Die Gerda Henkel Stiftung nimmt weltweit 46 neue Forschungsprojekte in ihre Förderung auf. Hinzukommen fünf Bewilligungen für soziale Begleitmaßnahmen. Insgesamt wurden Anträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 24 Ländern positiv entschieden. Die Stiftungsgremien bewilligten hierfür knapp 5 Millionen Euro. Darunter auch drei Projekte, die sich mit der Geschichte des Iraks beschäftigen.

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Ansicht von Mossul im frühen 20. Jahrhundert
Postkarte aus dem frühen 20. Jahrhundert, die das Ufer des Tigris in Mossul zeigt. Foto von Museum of Ours auf Unsplash

Mossuls Altstadt ist charakterisiert durch ein dichtes Gewirr aus Häusern, Märkten, Bädern, Moscheen, Kirchen und Synagogen. Nach der Besetzung durch die Terrormiliz ISIS im Jahr 2014 war insbesondere dieser Teil der Stadt Schauplatz der Rückeroberung. 2018 schätzte die Weltbank, dass ein Drittel der Wohnhäuser zerstört bzw. ernsthaft beschädigt wurden. Nahezu alle anderen erlitten leichtere Schäden. Prof. Dr. Richard Zettler (University of Pennsylvania) und Ali Hazim Dhanoon (Antikenbehörde Erbil) planen eine Bestandsaufnahme der traditionellen Bebauung in der Altstadt. Hatte dort vor 2014 ein Mikrokosmos ethnischer und religiöser Diversität vorgeherrscht, zielte das ISIS-Regime durch Konvertierung und Vertreibung auf eine homogene salafistische Bevölkerungsstruktur. Das Projekt soll damit auch helfen, die kulturelle Identität und Erinnerung an eine vormalige Vielfalt zu bewahren.

2019 entdeckte ein irakisch-italienisches Team im kurdischen Faida im Irak entlang eines assyrischen Bewässerungskanals zehn Felsreliefs. Für den Fund wird die Gruppe um Prof. Dr. Daniele Morandi Bonacossi (Universität Udine) und Dr. Hasan Ahmed Qasim (Antikenbehörde Duhok) am 9. April 2021 mit dem Preis "Khaled al-Asaad" geehrt, benannt nach dem 2015 ermordeten ehemaligen Direktor der Ausgrabungen und Museen Palmyras. Nachdem die Archäologen die assyrischen Tafeln aus dem 8./7. Jh. v. Chr. im vergangenen Jahr dokumentiert haben, geht es ihnen nun darum, sie für die Zukunft vor illegalen Ausgrabungen und Vandalismus zu schützen. Mit Mitteln aus dem Förderschwerpunkt "Patrimonies" wollen die Wissenschaftler die Ausgrabungsstelle umzäunen und die Anwohner mit einer Informationskampagne in ihre Arbeit einbeziehen.

"Präsent, aber vergessen" nennt der Islamwissenschaftler Dr. Khodada Rezakhani (Princeton) die frühere Hauptstadt der Parther und Sassaniden, Ktesiphon. Als in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts das nur unweit nördlich gelegene Bagdad gegründet wurde, schwanden Ktesiphons Bedeutung und Größe aus dem Bewusstsein. Ein Team aus Historikern, Religionswissenschaftlern und Philologen sichtet die materiellen und erzählenden Quellen, die bislang eher getrennt betrachtet wurden. Die Wissenschaftler wollen sich so ein grundsätzliches Bild machen: von Ktesiphon und der Region des mittleren Tigris insgesamt.