Moderne Technologien treffen auf historische Schätze

Das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP arbeitet seit Jahrzehnten an innovativen Lösungen in der Elektronenstrahltechnologie und nutzt dieses Know-how erfolgreich zur Erhaltung historischer Gegenstände.

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Münzen vor und nach der Plasmabehandlung
Münzen vor und nach der Plasmabehandlung am Fraunhofer FEP (© Fraunhofer FEP)

Picasso meinte einst: "Die Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele." Aber auch die Kunst selbst, historisch wertvolle Gegenstände und Kulturgüter verlieren im Laufe der Jahrhunderte ihren Glanz, "verstauben" oder verändern ihr Aussehen durch Umwelteinflüsse, Schadstoffbelastungen, Luftfeuchte oder falsche Lagerung. Infolge des stark zunehmenden Massentourismus und die damit verbundenen steigenden Schadstoffbelastungen sind Kulturgüter gegenwärtig gefährdet wie noch nie in ihrer Geschichte.

Um historische Zeitzeugen und Kulturgüter unter heutigen Bedingungen zu erhalten, hat sich die Fraunhofer-Gesellschaft auch dem Schutz und der Bewahrung des kulturellen Erbes verschrieben. Eine Reihe von Instituten entwickelt und forscht gezielt an innovativen Technologien für diese komplexe Aufgabe. Das Fraunhofer FEP ist seit Jahren Partner in der Forschungsallianz Kulturerbe und nutzt u.a. die Elektronenstrahltechnologie, um historische Gegenstände aus Silber zu behandeln.

Frank-Holm Rögner, Leiter der Abteilung Elektronenstrahlprozesse am Fraunhofer FEP erläutert dazu: "Wir nutzen mit Elektronenstrahl induzierte Plasmen, um 'blind' oder schwarz gewordene historische Silbergegenstände zu reinigen. Sie werden in einer reduzierenden Atmosphäre mit beschleunigten Elektronen behandelt. Dabei wird das Silbersulfit, also der schwarze Film auf den Gegenständen, in einer Gasatmosphäre reduziert." Vorteil dieses Verfahrens zur Behandlung historischer Gegenstände ist es, dass diese ohne Nasschemie oder abrasive Methoden bearbeitet werden, sodass die Belastung der meist fragilen historischen Objekte minimiert und weitere Nebenwirkungen, wie Kratzer oder Beschädigungen, vermieden werden können. Dank der stetig weiterentwickelten Technologien können Gegenstände, wie z.B. altes Tafelsilber oder Münzsammlungen, in neuem Glanz erstrahlen. Mit den Anlagen am Institut steht eine breite Basis zur Bearbeitung von solchen verunreinigten Gegenständen und der Entwicklung von weiteren Reinigungsverfahren zur Verfügung.

Um gereinigte historische Objekte vor erneuten Schäden durch Umwelteinflüsse zu schützen bzw. das aktuelle Schadbild nicht weiter zu verschlimmern, sind ebenfalls Technologien des Fraunhofer FEP verfügbar. Bereits vor fünf Jahren wurde mit europäischen Partnern das Korrosionsmessgerät "AirCorr" entwickelt, dass in Echtzeit die Auswirkung eventuell vorhandener korrosiver Gase aus der Umgebungsluft auf historische Objekte sehr empfindlich detektiert. Diese Sensoreinheiten können einfach in der Nähe des Kunstwerkes batteriebetrieben angebracht werden und Echtzeitdaten liefern, die dann z.B. nötige Änderungen der Ausstellungsumgebung musealer Exponate oder Transportumgebungen schnell ermöglichen. Die Sensorgeräte wurden im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes "MUSECORR - Protection of cultural heritage by real-time corrosion monitoring" von einem Konsortium von Vertretern aus Forschung, Museen und der Industrie entwickelt.