Tübinger Mittelalter-Archäologie in Panama

Die Tübinger Mittelalter-Archäologie geht ungewöhnliche Wege: Die Abteilung Archäologie des Mittelalters am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters (Prof. Barbara Scholkmann) startet ein neues Forschungsprojekt in Panamá la Vieja

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, der ältesten spanischen Stadtgründung an der Pazifikküste. Obgleich die Mittelalterarchäologie schon seit längerem die Entdeckung Amerikas nicht mehr als das Ende ihrer Zuständigkeit betrachtet und wichtige Forschungsaufgaben auch in der Neuzeit sieht, wird damit doch Neuland betreten.

Panamá la Vieja wurde 1519 gegründet. Dank der Lage an der engsten Stelle der mittelamerikanischen Landbrücke hatte die Stadt zentrale Bedeutung bei der spanischen Eroberung Südamerikas und wurde wichtiger Umschlagsplatz der Goldtransporte aus Peru nach Spanien. 1671 wurde die Stadt durch den englischen Piraten Henry Morgan niedergebrannt. Heute liegen die mehrere Meter hoch erhaltenen Ruinen in der Peripherie der modernen Großstadt Panamá.

Im Februar und März 2003 führte eine achtköpfige Tübinger Grabungsmannschaft unter Leitung von Dr. Rainer Schreg erste Grabungen im Spital San Juan de Dios durch. Ergänzend wurden durch H.-G. Jansen geomagnetische und geoelektrische Messungen vorgenommen. Oberstes Ziel war es, Erhaltungsbedingungen und Forschungsmöglichkeiten vor Ort kennen zu lernen. Dabei wurden vier Sondageschnitte angelegt, durch die erste Anhaltspunkte zur Baugeschichte und zur Funktion der erhaltenen Räume gewonnen wurden.

Zwar ist es nicht gelungen, den Friedhof des Spitals zu lokalisieren, doch wurden sekundäre Knochendeponierungen angetroffen.Außerdem zeigten sich Reste einer hölzernen Vorgängerbebauung, deren nähere Erforschung wichtige Aufschlüsse über die Entwicklung der bedeutenden Stadt verspricht.

Da die Voruntersuchungen positive Ergebnisse brachten, soll in den kommenden Jahren zusammen mit der Stiftung Patronato Panamá Viejo ein Forschungsprojekt aufgelegt werden, das archäologische Grabungen in verschiedenen Teilen der Stadt durchführen soll.

Eine erste Finanzierung wird mit Hilfe der deutschen Botschaft in Panama entwickelt, auf deren Vermittlung die Tübinger Kontakte nach Panama zustande kamen. In Anwesenheit des deutschen Botschafters in Panama Georg-Heinrich von Neubronner wurde von Prorektorin Prof. Barbara Scholkmann am 12. März ein Kooperationsvertrag zwischen den Universitäten Tübingen und Panama unterzeichnet. Er bietet dem archäologischen Projekt einen äußeren Rahmen, ermöglicht aber auch anderen Fächern die Möglichkeiten einer Kooperation in Mittelamerika.

 

Quelle: Uni Tübingen