Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern: Die Archäologie-Wahlprüfsteine

Welche Position vertreten die Parteien in Sachen Archäologische Landesmuseum, Verursacherprinzip und Personalausstattung?

Am 8. Juni baten die Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. (DGUF) und ihre Partner die für den Landtag kandidierenden Parteien um Stellungnahmen zu fünf drängenden Fragen zur Zukunft der Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern. Jetzt sind die Reaktionen eingegangen und ausgewertet.

Nachrichten durchblättern
Parteipositionen Archäologie MVP
Neben den Parteienantworten im Wortlaut sowie in einer knappen Synthese hat die DGUF getrennt davon auch eine Einordnung und Bewertung dieser Positionen vorgenommen. Eine schnelle Übersicht über die fachliche Einschätzung der DGUF bietet diese stark vereinfachende Grafik. Quelle: DGUF

Von allen zur Wahl stehenden Parteien, die nach aktuellen Umfragen am 4. September auf Ergebnisse über 4 % der Stimmen hoffen können , meldeten sich CDU, SPD, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und die NPD zu Wort. Die AfD antwortete nicht auf die Anfrage der DGUF und ihrer Partner.

Die Stellungnahmen lassen einen breiten Konsens, aber auch deutlich unterschiedliche Positionen und Pläne für die nächste Legislaturperiode erkennen. Wähler, denen die Archäologie und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern wichtig sind, erhalten dadurch wertvolle Orientierung für ihre Wahlentscheidung.

Positionen der Parteien zum Thema Archäologie

Die Fragen an die Politik thematisierten die (Wieder-)Einrichtung eines Archäologischen Landesmuseums, die personelle Ausstattung der Landesarchäologie, die Ausgestaltung des Verursacherprinzips, die Ratifizierung der UNESCO-Konvention zum Schutz des Kulturgutes unter Wasser und die Museumsvolontariate.

Konsens besteht parteiübergreifend darin, die Wiedereinrichtung des Archäologischen Landesmuseums voran zu treiben. Zur Standortfrage und Terminierung divergieren die Parteiantworten. Ein Ende Juni veröffentlichtes Gutachten favorisiert den Standort Rostock, dem folgen nicht alle Parteien. Hinsichtlich der finanziellen Verantwortung der Verursacher für Rettungsgrabungen und deren Folgekosten (Verursacherprinzip), zur Unterzeichnung der UNESCO-Konvention und der zukünftigen Personaldecke in der Landesarchäologie variieren die Positionen der Parteien deutlich. Über den vorrangigen Ausbildungscharakter der Volontariate herrscht dagegen Einigkeit.

Einordnung und Bewertung

Die DGUF begrüßt die Stellungnahmen der Parteien, die die hohe Relevanz von Archäologie und Denkmalpflege für das Land Mecklenburg-Vorpommern anerkennen. Die parteiübergreifend allseits beabsichtigte Wiedereinrichtung des Landesmuseums ist positiv zu werten. Aber ohne klaren Zeitplan könnte das Vorhaben weiterhin auf die lange Bank geschoben werden. Hinsichtlich der personellen Ausstattung der Landesarchäologie gilt, dass Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren das Bundesland mit der geringsten Anzahl an Archäologen pro Fläche ist. Allein für das neue Landesmuseum sind – nach Auffassung der DGUF bescheiden und seriös zugleich kalkuliert – etwa 12 Stellen nötig, davon zusätzlich zur Direktion etwa 3 Wissenschaftlerstellen. Sorgen bereiten das teilweise mangelnde Problembewusstsein in Fragen der Personalplanung für Museum und Landesarchäologie, des Kulturgüterschutzes außerhalb der 12-Meilen-Zone und der Umsetzung des Verursacherprinzips. Besonders zu begrüßen ist die von einigen Parteien signalisierte Dialogbereitschaft mit den Fachverbänden.

Die Wahlprüfsteine rücken aktuelle Fragen zu Denkmalschutz und Archäologie in den Fokus der Öffentlichkeit. Sie ermöglichen interessierten Wählern eine informierte Entscheidung. Später geben sie Anhaltspunkte, jetzige Wahlversprechen mit der politischen Umsetzung abzugleichen.

Das Projekt Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern führte die DGUF gemeinsam mit folgenden Partnern durch: IPAL - Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum,  DEGUWA - Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie und Arbeitskreis Volontariat des Deutschen Museumsbundes e.V.

Den genauen Wortlaut der Antworten der Parteien auf die einzelnen Fragen kann man auf der DGUF-Homepage nachlesen. Dort gibt es auch eine übersichtliche Kurzfassung sowie eine Einordnung seitens der DGUF aus fachlicher Sicht, in der versucht wird, mit Hilfe eines einfachen Ampelsystems eine leichte Orientierung zu ermöglichen.

Die weiteren Partner des Projekts Wahlprüfsteine haben entsprechend ihrer spezifischen Expertise teilweise zusätzlich eigene Einordnungen vorgenommen. Die Initiative Pro Archäologisches Landesmuseum hat ihre Stellungnahme ebenfalls auf ihrer Homepage veröffentlicht.