Ein Puzzle mit tausenden von Teilen

Barbara Spering reist zum Puzzeln in die USA. Im Harvard Semitic Museum warten 3.400 Jahre alte, mit Keilschrift beschriebene Tontafelfragmente auf die Würzburger Altorientalistin.

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Keilschrift Übersetzung
Tontafelfragmente mit Keilschrift werden entziffert und übersetzt. Danach können die Bruchstücke wieder zu vollständigen Tafeln zusammengefügt werden. Foto: Wilhelm / Uni Würzburg

Sie wird die Texte entziffern, übersetzen und dann die Bruchstücke wieder zu vollständigen Tontafeln zusammenfügen.

Verglichen mit Pergament, Papier und CD-ROM ist das älteste Schreibmaterial der Welt konkurrenzlos, was seine Langlebigkeit betrifft: Mit Keilschrift beschriebene Tafeln aus gebranntem Ton können auch nach 4.000 Jahren noch so aussehen wie an dem Tag, an dem der Schreiber seinen Griffel aus der Hand legte.

Tontafeln haben allerdings auch einen Nachteil: Sie zerbrechen leicht. Darum ist für Keilschrift-Wissenschaftler das Zusammenfügen von Tontafelbruchstücken - im Fachjargon "Joinen" genannt - die Voraussetzung für die Auswertung der Texte.

Das Semitic Museum der Harvard University besitzt in seiner Tontafelsammlung Tausende solcher Fragmente. Sie stammen aus der Zeit um 1400 vor Christi Geburt und wurden von einer amerikanischen Expedition in den Jahren 1927 bis 1931 in der Nähe des heutigen irakischen Erdölzentrums Kirkuk ausgegraben. Die Bruchstücke gelangten nach Harvard, weil zu jener Zeit Ausgrabungsfunde zwischen dem damaligen Königreich Iraq und den Ausgräbern geteilt wurden.

Der Lehrstuhl für Altorientalistik der Universität Würzburg unterstützt das Harvard Semitic Museum dabei, unter diesen Fragmenten zusammengehörige Stücke zu identifizieren und zu edieren. Der Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Gernot Wilhelm, der seit 1977 schon viele Sommermonate in Harvard in der Tontafelsammlung gearbeitet hat, erhielt jetzt Mittel von einer privaten amerikanischen Stiftung, um diese Arbeiten fortsetzen zu können: Das "Shelby White - Leon Levy Program for Archaeological Publications" unterstützt Forschungen zur Aufarbeitung und Publikation von Funden und Befunden abgeschlossener archäologischer Ausgrabungen. Durch diese Finanzhilfe ist es der Lehrstuhlmitarbeiterin Barbara Spering möglich, in diesem und im kommenden Jahr jeweils zwei Monate in Harvard zu arbeiten.

 

Quelle: Uni Würzburg