Sechste Jahrestagung der LWL-Archäologen in Münster

Neuer Besucherrekord bei der Jahrestagung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zur Archäologie: Über 400 Zuhörer ließen sich auf der sechsten Jahrestagung einen Rückblick auf ein ereignisreiches archäologisches Jahr geben.

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Prof. Dr. Michael M. Rind, Dr. Barbara Rüschoff-Thale und Dr. Thomas Otten
Prof. Dr. Michael M. Rind als Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, Dr. Barbara Rüschoff-Thale als LWL-Kulturdezernentin und Landesrätin sowie Dr. Thomas Otten vom Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW hatten einiges über die aktuellen Entwicklungen im Rahmen der Jahrestagung der LWL-Archäologie für Westfalen zu berichten. (Foto: LWL/Brentführer)

14 Redner nahmen die Gäste mit auf eine Reise durch alle Epochen und Regionen von Westfalen. LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale würdigte zurückliegende und anstehende Höhepunkte: Für 2014 waren das gut besuchte Ausstellungen über das "weiße Gold der Kelten" in Herne, Römertagen und Mitmachausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern sowie dem ungewöhnlichen Blick in die entartete Kunst und Archäologie der Nachkriegszeit mit dem "Berliner Skulpturenfund" im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn. Rüschoff-Thale hob die anstehende Landesausstellung mit dem Schwerpunktthema Steinzeit hervor, verwies auf die anstehende Eröffnung des Römerparks Aliso mit Westtor samt Holz-Erde-Mauer in Haltern und geplante kleinere Sonderausstellungen.

Einen Blick hinter die politischen Kulissen mit ihren "Tälern und Bergspitzen" ermöglichte Dr. Thomas Otten vom NRW-Bauministerium. Wo stehen wir, lautet die Frage, die nach der Neuordnung des Denkmalschutzgesetzes und heftigen Diskussionen um Fördermittel das laufende Jahr prägen. Die Einführung des Verursacherprinzips, des Schatzregals und des Schutzes für vermutete Denkmäler sind gesetzliche Neuerungen, die "bislang ein Erfolg waren" und "die Situation deutlich verbessert haben", so Otten.

Das schwierigste Thema sei jedoch die Frage der öffentlichen Fördermittel für die Denkmalpflege gewesen. Gab es im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit noch düsterste Prognosen und eine Haushaltssperre, die wichtige Projekte zum Teil auf Eis legte, sehen die Signale jetzt deutlich besser aus. Für die wissenschaftliche Aufarbeitung sei NRW jetzt besser aufgestellt denn je. Die künftigen Gespräche werden sich darum drehen, wie auch für die Zukunft eine bessere Planungssicherheit für Archäologen und Denkmalpfleger erreicht werden kann.

Wie die Archäologen 2014 mit diesen Problemen umgegangen sind, spiegelte der Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, Prof. Dr. Michael M. Rind: "Trotz dieser erheblichen Einschränkungen und Hindernisse haben die Archäologen und Paläontologen Beeindruckendes als Kriminalisten, Gerichtsmediziner oder Anwälte am Tatort Archäologie geleistet. Der Querschnitt reicht von Hockerbestattungen über überaus seltene bronzezeitliche Miniaturbeile, modernsten Techniken bei der Erforschung von Bergbaurelikten im Siegerland bis zur Untersuchung einzigartiger Burganlagen wie der Holster- und Falkenburg." Besonders stolz seien die Archäologen auf die Verleihung des Weltkulturerbestatus für die Abtei Corvey - bei der Antragstellung hatten sie mit herausragenden wissenschaftlichen Ergebnissen engagiert mitgewirkt.

Wie man es mit Kompost und Matratzen den ältesten Fährten von urzeitlichen vierfüßigen Reptilien auf die Spur geht, verriet der erste Vortrag, der einem kriminalistischen Puzzlespiel glich. Dass schon die ersten Siedler der Steinzeit in der Soester Börde Zäune aufstellten, erläuterten die folgenden Referenten ebenso, wie sie zu einer megalithischen Schnitzeljagd einluden, den Platzmangel der Römer entlarvten, Silber aus dem ältesten Bergbau des Siegerlands zu Tage förderten und dem Adel archäologisch auf der Spur waren. Weitere Themen: neueste Münzschatzfunde, Archäologie aus der Luft oder im Schlamm versunkene Stadtstrukturen in Paderborn.