Standortvorteile seit 12.000 Jahren

Sucht man nach den Gründen dafür, warum sich bestimmte Regionen wirtschaftlich gut entwickeln, die Bevölkerung wächst und Wissenschaft und Kultur florieren, dann werden oft sogenannte positive Standortfaktoren herangeführt. Auch Jena kann sich darauf berufen – und zwar seit der Jungsteinzeit. Das beweist die ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Friedrich-Schiller-Universität in ihrer neuen Ausstellung »Kulturfluss. Die Archäologie des mittleren Saaletals aus 150 Jahren Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung der Universität Jena«. Ab dem 27. November präsentiert sie wichtige Zeugnisse aus der Frühzeit des Jenaer Stadtgebiets und weiht damit zugleich das neue Ausstellungskabinett im Universitätshauptgebäude ein.

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Ausstellungsobjekte
Einige Objekte aus der neuen Ausstellung »Kulturfluss. Die Archäologie des mittleren Saaletals aus 150 Jahren Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung der Universität Jena«. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

»Unser Ziel war es, eine kleine Besiedlungsgeschichte des Raums Jena vom Neolithikum bis zum frühen Mittelalter mit den Exponaten zu beschreiben«, sagt Prof. Dr. Peter Ettel vom Bereich Ur- und Frühgeschichte der Universität Jena. Vier Grabungskomplexe aus dem Stadtgebiet und unmittelbarer Umgebung liefern dafür die Informationen und werden einzeln in der Ausstellung vorgestellt. So befand sich an prominenter Stelle in Jena – nämlich auf dem Jenzig – eine Siedlung, wo in den 1930er Jahren etwa 30 Bronzegegenstände entdeckt und mit einer kultischen Funktion in Verbindung gebracht wurden. Den kleinen Schatz können die Besucher in der Ausstellung genauer unter die Lupe nehmen. Weitere Fundplätze befinden sich etwa auf dem Johannisberg in der Nähe der Lobdeburg und im Zentrum von Kunitz, wo Forscher kurz vor dem Ersten Weltkrieg ein eisenzeitliches Gräberfeld entdeckt haben.

»Jena hat immer schon von seiner Lage profitiert«, erklärt Ettel die Standortvorteile der Stadt und damit auch den Titel der Ausstellung. »Allein die Saale hat sehr zur Entwicklung des Ortes beigetragen, da über sie als Verkehrsader schnell Waren und auch Wissen ausgetauscht werden konnten. Verschiedene Kulturen, die in Europa während des Übergangs von Jungsteinzeit zu Bronzezeit vorherrschten, trafen im mittleren Saaletal zusammen.«

Die Schau dient außerdem einem weiteren Zweck. »Gemeinsam mit den Studierenden der Ur- und Frühgeschichte und der Volkskunde/Kulturgeschichte haben wir diese Ausstellung und einen begleitend erscheinenden Katalog erarbeitet«, erzählt Ettel. »So bekommen die angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Eindruck von der praktischen Museumsarbeit.« Dabei unterstützten ihn und seinen Kollegen Dr. Florian Schneider die Kulturhistorikerin Dr. Kerrin Klinger sowie die Stiftung Mercator und die Stadt Jena.

Premiere des neuen Ausstellungskabinetts der Universität Jena

Am 26. November (18 Uhr) öffnen die Pforten des neuen Ausstellungskabinetts der Universität Jena im Raum 025 des Universitätshauptgebäudes. »Es war schon lange unser Wunsch, endlich einen Ort zu haben, an dem wir ansprechend und sachgerecht die Stücke der universitären Sammlungen zeigen können«, sagt Dr. Tilde Bayer, die Sammlungsbeauftragte der Jenaer Universität. »Und nach langer Planung und Bauzeit ist uns das endlich gelungen.« Klein aber fein sei der neue Raum, der vor allem durch seine moderne Ausstattung besticht. »Die Einrichtung bietet den zeitgemäßen Rahmen, den unsere Sammlungen verdienen, und sorgt zugleich dafür, dass sich die Besucherinnen und Besucher völlig auf die gezeigten Ausstellungen einlassen können«, sagt Sammlungsexpertin Bayer.

Die Ausstellung »Kulturfluss. Die Archäologie des mittleren Saaletals aus 150 Jahren Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung der Universität Jena« wird am 26.11. um 18 Uhr im Raum 025 des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) eröffnet und ist dann bis Ende Februar 2015 immer Dienstag bis Freitag von 13 Uhr bis 16 Uhr sowie auf Voranmeldung zu besichtigen.