Deutscher Studienpreis für Archäologie 2014

Zum zweiten Mal verleiht die Deutsches Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) in diesem Jahr den Deutschen Studienpreis für Archäologie. Den Preis erhält Alexander Weide (Tübingen) für seine Master-Arbeit zur Archäobotanik und Archäologie des akeramischen Neolithikums.

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Alexander Weide
Der Tübinger Alexander Weide erhält den Deutschen Studienpreis für Archäologie 2014. Bild: privat

Die im März 2013 abgeschlossene archäobotanisch-archäologisch-experimentelle Studie trägt den Titel »On the Identification of Domesticated Emmer Wheat, Triticum turgidum subsp. dicoccum (Poaceae), in the Aceramic Neolithic of the Fertile Crescent« und liefert einen wichtigen Beitrag zur Neolithisierungsdebatte. Weide überprüft bestehende und entwickelt ergänzend neue Kriterien zur schärferen Unterscheidung zwischen wildem und domestiziertem Emmer. Wesentliches Element der sehr stringent aufgebauten Studie sind eigene Versuche zur Verkohlung von Emmerkörnern.

Die Gutachter hoben an der Arbeit hervor:

  • den sehr guten, aktuellen Überblick zum Stand der Forschung zum Themenfeld Archäobotanik und Archäologie des PPNA / PPNB im Vorderen Orient,
  • die kritische Auseinandersetzung mit den vorliegenden archäobotanischen Untersuchungen und Interpretationen zur Frage über die Determination domestizierten Emmers,
  • die saubere methodische Untersuchung zu den in der Forschung postulierten Domestikationsmerkmalen an Vergleichsmaterial und die Herausarbeitung eines neuen Merkmals (domestizierter Emmer hat "lifted scar", wilder Emmer nicht) bei unverkohlten und verkohlten Vergleichsinternodien,
  • die klare und nachvollziehbare Stellungnahme zur Möglichkeit einer Determination von wilden und domestizierten Formen anhand der verschiedenen bestehenden Unterscheidungsmerkmale (Abbruchnarbe und Maße),
  • das Ergebnis, dass die bislang benutzten Differenzierungsmerkmale keine klare Differenzierung zwischen wilden und domestizierten Formen erlaubt,
  • die kritische Anwendung der Bestimmungskriterien (inkl. "lifted scar") bei archäobotanischen Funden aus der Grabung Chogha Golan (inkl. Darstellung der Fundkontexte / Fundanteile) und somit die Bestimmung des Domestikationsstatus der dortigen Emmerfunde,
  • den guten Überblick über die Stellung dieser Funde (domestizierter Emmer) im späten 10 Jt. v. Chr., inklusive der Herausarbeitung der archäobotanischen Bedeutung dieser Funde.

Der Preisträger zeigte sich von der Auszeichnung freudig überrascht: »Ich hatte wirklich überhaupt nicht damit gerechnet. Vor allem weil sich meine Arbeit mit einem so speziellen Thema beschäftigt hat und noch dazu mit außereuropäischen Fundstellen.«

Auf die Frage »Würden Sie in zwei Sätzen erklären, was Sie erforscht und entdeckt haben?« erklärte Weide: »Ganz einfach: Ich habe ein morphologisches Bestimmungskriterium entdeckt, mit dem man domestizierten Emmer eindeutig von seinem wilden Vorfahren unterscheiden kann. Für die Erforschung der Neolithisierung im Vorderen Orient sind solche Kriterien von zentraler Bedeutung.«

Alexander Weide (geb. 1988) hat in Marburg und Tübingen Archäologische Wissenschaften resp. Naturwissenschaftliche Archäologie studiert und sein Studium in Tübingen im April 2014 mit einem M. Sc. abgeschlossen. Während seines Studiums nahm er an verschiedenen Praktika und Ausgrabungen teil, u. a. 2012-13 als verantwortlicher Archäobotaniker an der paläolithischen Forschungsgrabung in Sibudu (Südafrika) und 2013 an der metallzeitlichen Grabung Oymaagac Höyük (Türkei).

Die Verleihung des Preises findet auf dem Deutschen Archäologiekongress in Berlin im Anschluss an das wissenschaftliche Vortragsprogramm statt (6. Oktober 2014, 16:45 bis 17:30 Uhr) und wird mit einer Laudatio abgeschlossen.

Anerkennung für eine besondere Studienleistung an Leo Klinke (Münster)

In diesem Jahr vergibt die DGUF außerdem eine zusätzliche Anerkennung für eine besondere Studienleistung, und zwar an Leo Klinke (Münster) für seine Seminararbeit »Felsbild und Felsrelief – Eine photogrammetrische Untersuchung durch Structure from Motion an der Nachbildung der Höhlendecke von Altamira im Deutschen Museum München«.

Die Gutachter heben hervor, dass die SfM-Technologie zur Gewinnung eines virtuellen 3D-Modells hier kompetent angewendet wurde, aber nicht als Selbstzweck, sondern um anschließend an dem fertigen Modell weitere Fragestellungen verfolgen zu können: Wie sah die Höhle ohne Bemalung aus, wie wirkte die Höhlendecke ohne das später hineingekommene Höhlensediment auf die damaligen Menschen? Die Darstellung der »originalen«, nicht farblich gefassten Decke offenbart deren kreative und künstlerische Energie.