Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie feiert 75-jähriges Bestehen

Die Gründung der ältesten Archäologie-Außenstelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) liegt nun 75 Jahre zurück und steht stellvertretend für die Entwicklung der Archäologie in ganz Deutschland. Deshalb wird in Bielefeld noch bis zum 18. Mai gefeiert.

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Ausgrabung Porta Westfalica
Ausgrabungsstelle in Porta Westfalica. Foto: LWL

"Dafür, dass der Schutz unserer Bodendenkmäler auch nach einem Dreivierteljahrhundert mehr als nur schöne Worte ist, haben alle, die dieses Wochenende mitgestalten, von Anbeginn gearbeitet", betonte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale. Die Altertumskommission für Westfalen war vor 75 Jahren eine wesentliche Antriebskraft für die Anfänge der Außenstelle Bielefeld und damit für eine zentrale Betreuung der Bodendenkmalpflege in Ostwestfalen. Die LWL-Kommission veranstaltet deshalb auch vom 16. bis 17. Mai ihre traditionelle Jahrestagung unter einem Dach mit der Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen im Lenkwerk in Bielefeld.

Einen Tag rund um die Archäologie haben die Mitarbeiter der Außenstelle Bielefeld für Sonntag, den 18.5. auf die Beine gestellt. "Dann führt eine eigene Ausstellung durch die vielseitige Geschichte der ältesten Außenstelle der LWL-Archäologie, präsentiert Funde aus den spannendsten Ausgrabungen und zeigt, wie Archäologen überhaupt arbeiten", erläuterte Dr. Daniel Bérenger als Leiter der Bielefelder Außenstelle.

Um 11 Uhr öffnen sich die Räume und die Besucher können auf die Schreibtische der Archäologen schauen, einen Blick ins Archiv oder in die Restaurierung werfen. Eine Präsentation zeigt Bilder aus der vergangenen 75 Jahren. Interessant wird es auch auf dem Außengelände. Dort stehen neben dem LWL-Mobil ein mittelalterlicher Tretrad-Kran, eine Wurfmaschine und eine Perlenmacherin bereit, um Geschichte begreifbar zu machen. Es gibt archäologische Werkstätten für die jüngeren Besucher, in denen sie ihre Talente als Archäologen in der Grabungsnachbereitung auf die Probe stellen können. Eine Kleinbahn ist unterwegs, eine Drohne führt Luftbildarchäologie vor Augen, es gibt eine Luftballonaktion und natürlich auch Leckereien für die Stärkung zwischendurch. Bis 18 Uhr ist Feierstimmung in den Räumen Am Stadtholz 24a angesagt.

"Dieser bunte und abwechslungsreiche Tag soll zeigen, wie vielseitig die Archäologie damals bei der Gründung der Außenstelle war und heute umso mehr ist - und wie sehr sie die Menschen schon immer inspiriert, anregt und neugierig macht", betont LWL-Chef-Archäologe Prof. Dr. Michael Rind. Für ihn hat die Außenstelle auch deshalb eine ganz besondere Bedeutung, weil sich an ihrer Geschichte die Entwicklung der Archäologie nicht nur in Westfalen, sondern im gesamten Land ablesen lässt. "Was hier vor 75 Jahren begonnen wurde, hat auch heute nichts von seiner Notwendigkeit und seiner Wichtigkeit für den Erhalt unseres kulturellen Erbes verloren", so Rind.

Die Geschichte der Bielefelder Außenstelle ist turbulent, wie ein Blick in die Annalen und in die kleine Jubiläumsausstellung zeigt. Kaum als Ein-Mann-Betrieb ins Leben gerufen und per Postkarte in ganz Ostwestfalen verkündet, legte der Zweite Weltkrieg ihre Anfänge fast wortwörtlich in Schutt und Asche. Mit dem Handwagen wurden die Bestände gerettet. Nach dem Krieg wwurdeird in der Küche des Leiters nicht minder bescheiden der Neuanfang gewagt. "Bemerkenswert ist, dass in dieser Anfangszeit wissenschaftliches und ehrenamtliches Engagement die Arbeit in der Bodendenkmalpflege prägten - ein starkes Motiv, das bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat", sagte Rüschoff-Thale.

Der Erhalt des kulturellen Erbes war die Motivation, die über ein Dreivierteljahrhundert das Engagement für die bedrohten Bodendenkmäler immer weiter voran trieb. Kämpfte man anfangs mit 200 Reichsmark Etat pro Monat und einem Dienstwagen gegen viele Hindernisse, nahm das Bewusstsein für die Notwendigkeit dieser Arbeit auch in der öffentlichen Wahrnehmung stetig zu. Die florierende Wirtschaft und rege Bauprogramme sorgten für eine gewaltige Zunahme der Fundmeldungen. Die Wissenschaft machte Sprünge gerade in ihren technischen Möglichkeiten. Gesetzliche Regelungen wurden umgesetzt, geändert und erst unlängst wieder den aktuellen Erfordernissen angepasst. Die Außenstelle wuchs, spezialisierte sich mit seinen inzwischen zwölf Mitarbeitern auf fachliche Schwerpunkte. Eine Entwicklung, die bis heute anhält. Aus der "Feuerwehr der Archäologie" ist längst eine Fachstelle mit hoher Kompetenz geworden.

"Ehrenamt und Zusammenarbeit auf vielen fachlichen Ebenen - diese Kontinuitäten werden in Bielefeld auch in Zukunft gedeihen. Auch künftig wird die Arbeit, die hier für den Erhalt unseres kulturellen Erbes geleistet wird, nichts von ihrer Aktualität und Notwendigkeit verlieren", so Rüschoff-Thale.

Ausgrabung 1939
Eine Schulklasse 1939 bei Ausgrabungen. Foto: LWL