Restaurierung des Hadrianstempels in Ephesos begonnen

Der Hadrianstempel ist eines der bekanntesten Monumente der antiken Metropole von Ephesos. Er wurde nach seiner Entdeckung in den 1950er-Jahren mit erhaltenen Bauteilen wieder aufgebaut. Durch Witterungseinflüsse hat sich sein Zustand in den letzten Jahren jedoch massiv verschlechtert. Daher hat das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) mit Unterstützung des J. M. Kaplan Fund ein umfassendes Restaurierungsprojekt gestartet.

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Hadrianstempel. Ansicht von der Kuretenstraße
Hadrianstempel. Ansicht von der Kuretenstraße (© ÖAI / N. Gail)

In den nächsten Monaten wird den Besuchern der Grabung Ephesos der Zugang zum Hadrianstempel versperrt bleiben. Seit Mitte September arbeitet ein Restaurierungsteam des ÖAI intensiv an der Restaurierung und Konsolidierung des antiken Monuments. Nach der Genehmigung durch die türkische Denkmalschutzbehörde konnte mit den dringend notwendigen Maßnahmen begonnen werden. Das Projekt wird durch die großzügige Unterstützung des US-amerikanischen J. M. Kaplan Funds sowie durch Mittel des ÖAI ermöglicht.

Das kleine, tempelähnliche Gebäude, das entlang der Kuretenstraße – der Prachtstrasse von Ephesos – liegt, wurde im Jahr 117/118 n. Chr. gestiftet. Seine ursprüngliche Funktion ist ungeklärt. Die Annahme, dass es sich um den offiziellen Kulttempel für Kaiser Hadrian handelt, für dessen Errichtung Ephesos die Erlaubnis erhielt, ist heute widerlegt, lebt aber in der heute noch verwendeten Bezeichnung als Hadrianstempel weiter.

In den 1950er-Jahren wurde der Hadrianstempel ausgegraben und kurz darauf wieder aufgebaut. Bei dieser Wiedererrichtung, einer sogenannten Anastylose, wurden die originalen noch erhaltenen Bauteile verwendet und nur in Ausnahmefällen neue Materialien, wie Betone, eingebracht. Heute zählt der Hadrianstempel neben der Celsusbibliothek und den Hanghäusern zu den bekanntesten Monumenten und beliebtesten Fotomotiven der antiken Metropole. Die Anastylose zeigt sich heute mit einem mannigfaltigen Schadensbild in sämtlichen Bereichen, sowohl der historischen als auch der verwendeten modernen Materialien, und befindet sich in einem schlechten Erhaltungszustand. Diese Entwicklung wird noch dadurch verstärkt, dass antike Gebäude ursprünglich ein Dach hatten, das den heutigen Anastylosen aber meist fehlt. Damit sind sie allen Witterungseinflüssen ungeschützt ausgesetzt. Sabine Ladstätter, Leiterin der Grabung Ephesos und Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts: "Ausgegrabene Objekte und wieder errichtete Monumente brauchen eine permanente Wartung, dies wird häufig vergessen. Man gräbt aus, man restauriert und dann überlässt man den Bestand der Zeit und de facto auch wieder dem langsamen Verfall. Ein restauratorisches Monitoring archäologischer Stätten ist daher ein dringendes Muss, um kostenintensive Folgeschäden schon vorab zu vermeiden. In Ephesos werden nun sukzessive alle wieder errichteten Gebäude genau untersucht und alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet."

Eines der Hauptproblemfelder am Hadrianstempel ist die Korrosion der Eisenelemente, die im Zuge der Anastylose zur Verbindung und Verstärkung der Marmorblöcke und als Bewehrungsstahl des Betons eingebracht wurden. Nach über 50 Jahren freier Bewitterung haben sich einzelne Eisenelemente fast vollständig aufgelöst und gefährden die Standfestigkeit des Tempels. Außerdem übt der Korrosionsprozess eine starke Sprengwirkung im angrenzenden Marmor bzw. Beton aus. Die Folge sind Rissbildungen in diesen Materialien mit der einhergehenden Gefahr von abfallenden Teilen. Dies stellt eine ernsthafte Gefahr für die Besucher der Grabung Ephesos dar. Ein zweites maßgebliches Schadensbild des Tempels ist der Verfall der Marmoroberfläche, der sogenannte Zuckerzerfall. Bei diesem häufigen Verwitterungsphänomen, das durch Temperaturunterschiede verursacht wird, zersetzt sich die ursprünglich glatte Marmoroberfläche langsam und zerfällt in kleine Körner.

Die wesentlichen Restaurierungsmaßnahmen bestehen daher aus dem Ersatz der Eisenverbindungen im Bereich des antiken Marmormauerwerks, der Verbesserung des Wasserhaushalts, der statischen Sicherung gefährdeter Bereiche und der Konservierung sämtlicher Materialien. Martin Pliessnig, leitender Restaurator des Projekts Hadriantempel: "Das Hauptaugenmerk des Restaurierungskonzepts besteht in der Konservierung der überlieferten Struktur. Es gilt die Lebensdauer des Kulturguts zu verlängern und die hohe Qualität der Oberflächengestaltung auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Vorhandene Schäden werden nach dem aktuellen Wissenstand der Denkmalpflege behoben und zukünftige bestmöglich vermieden."

Die Arbeiten wurden extra in die Wintermonate gelegt, um den Tempel für die nächste Touristensaison wieder fit zu machen. Für Besucher soll der Hadrianstempel im Juli 2014 wieder geöffnet werden.

3-D-Rekonstruktion des Hadrianstempels
3-D-Rekonstruktion des Hadrianstempels (© TU Wien / B. Thuswaldner)
Hadrianstempel bei Nacht. Ansicht von der Kuretenstraße
Hadrianstempel bei Nacht. Ansicht von der Kuretenstraße (© ÖAI / N. Gail)
Schadbild des Hadrianstempels
Schadbild des Hadrianstempels (© ÖAI / M. Pliessnig)