"fromm, fremd, barbarisch. Die Religion der Kelten"

Die Kelten (oder Gallier) sind zu allen Zeiten schwarz-weiß gesehen worden, sei es in leuchtendem, sei es in abschreckendem Licht. Auch in postmodernen Zeiten beschwören die Medien einerseits das esoterische Bild einer heilen ganzheitlichen Druiden-Welt, während andererseits mit dem Gespann "Asterix und Obelix" Klischees gepflegt werden, die schon Aristoteles über die Kelten verbreitet hatte. Die Sonderausstellung der Universität Leipzig vom 13.4 bis 15.6 möchte den Wurzeln dieses ambivalenten Keltenbildes in der griechisch-römischen Antike nachgehen.

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Ausgangspunkt der Ausstellung sind die Grabungen des Leipziger Instituts für Ur- und Frühgeschichte in der keltischen Stadt Bibracte - Mont Beuvray (Burgund, Frankreich). Bibracte war im 1. Jh. v. Chr. der Sitz der einzigen historisch bekannten Druiden. Diese geheimnisumwitterte Priesterschaft kannte nur die mündliche Überlieferung, so dass man originäre Erkenntnisse über die Religion der Kelten allein durch archäologische Funde gewinnen kann. Daher präsentiert die Ausstellung eine Auswahl einzigartiger Götterbilder, Opfergaben und Zeremonialgeräte. Objekte aus einer ebenso frommen wie fremdartigen Welt.

Die griechischen und römischen Nachbarn hatten die Kelten jedoch ganz anders erlebt: als grausame Feinde, die Städte plünderten und Heiligtümer entweihten. In der historischen Erinnerung der Mittelmeerwelt galten sie als Barbaren schlechthin, als das Sinnbild der Bedrohung der Zivilisation. Die Präsentation von Monumenten aus griechischen Heiligtümern macht nachvollziehbar, wie unverblümt die Kelten im öffentlichen Raum als pietätlose Feinde dargestellt wurden.

"fromm - fremd - barbarisch" - je nachdem wie der eigene Blickwinkel beschaffen ist, können die Kelten als zutiefst religiöse Menschen oder im Gegenteil als gottlose Schänder der Zivilisation erscheinen.

Das Thema der Leipziger Ausstellung ist brisant. Es erzählt die Geschichte der Feindbilder als Geschichte der religiösen Identität und konfrontiert die Besucher und Besucherinnen mit einer Erfahrung, die auch als ein Spiegel der eigenen Gegenwart verstanden werden darf.

Die Wanderausstellung wird nach der Leipziger Universitätsbibliothek an folgenden Orten gezeigt:

Archäologiepark Belginum bei Morbach/Hunsrück (29.6. - 31. 8. 2002), Städtische Museen Heilbronn (13.9 - 17. 11. 2002), Kantonales Museum für Urgeschichte(n) Zug, Schweiz (30. 11. 2002 - 4. 2.2003) und Museen der Stadt Hanau, Schloß Steinheim (18.2. - 15. 4. 2003).

Weitere Informationen zur Ausstellung erhalten sie in unserem Kalender

 

Quelle: uni Leipzig