Vor dem Kiesabbau steht die archäologische Prospektion

In der unweit des Vierwaldstättersees gelegenen Gemeinde Oberdorf (Kanton Nidwalden) werden im Vorfeld einer Kieswerkserweiterung geophysikalische Sondierungen durchgeführt.

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Das Kieswerkgelände befindet sich auf einem strategisch günstig gelegenen Plateau, von dem man die Talebene gut überblickt und einen regionalen Verkehrsweg kontrollieren kann. Da aufgrund dieser günstigen und zentralen Lage das Gebiet für eine sehr frühe Besiedlung prädestiniert erscheint, hat sich die Fachstelle für Archäologie des Kanton Nidwalden in die Planung eingeschaltet und lässt das Gelände zur Abklärung möglicher Fundstellen geophysikalisch untersuchen.

Ein 1879 entdecktes Steinkistengrab mit einem vollständig erhaltenen Skelett gibt weitere Hinweise auf eine frühe Besiedlung. Die Lage des Grabes und die fehlenden Beigaben lassen vermuten, dass das Grab in der ausgehenden Spätantike oder dem beginnenden Frühmittelalter angelegt wurde. Es ist einer der wenigen Funde aus dieser Epoche im Kanton Nidwalden. Während der Sondage erwarten die Archäologen somit durchaus weitere Fundstellen, die dann im Vorfeld der Kieswerkserweiterung gezielt ausgegraben werden können.

Auszug aus Bericht im Nidwaldner Volksblatt vom 29. März 1879 zur Entdeckung des Grabes

"In diesem Grabe fand sich ein menschliches Skelett, das Kopfende nach Westen, so dass der Todte der aufgehenden Sonne gerade ins Gesicht schaute. Die Knochenstücke lassen auf einen festgebauten Mann schliessen; den wohlerhaltenen und vollzählig in Reih und Glied im Unterkiefer eingefügten Zähnen nach darf ein Alter des Todten von über 40 Jahren angenommen werden. Auf den Volksstamm, dem die Leiche angehörte, einen Schluss zu ziehen, wagen wir nicht, da gar keine andere Spuren, Waffen, Schmuck oder Kleidungsgegenstände, Anhaltspunkte bieten. Soviel mag indessen richtig sein, dass der Todte nicht durch Verbrecherhand und nicht im Kriege hier beerdigt worden; das beweist die Sorgfalt, mit der das Grab gemacht und die Leiche hineingelegt worden ist. Dass dieselbe sehr alt und wahrscheinlich der vorchristlichen Zeit angehört, dafür spricht die Grabstätte auf sonnigem Hügel, weit weg von einem Kirchhofe, sowie die mürben Knochen, welche jedenfalls Jahrhunderte in der Erde ruhten. Leider stund es dem alten Heiden nicht an der Stirne geschrieben, wer er war und was er gethan, so wenig als den getreuen lieben Landsleuten heute."