Zeitreise in das frühe Christentum

Einen Einblick in die Organisation und Institutionalisierung des frühen Christentums bieten kirchenrechtliche Texte aus dem christlichen Orient des 5. und 6. Jahrhunderts, denen sich die Forschungsstelle Christlicher Orient an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) in einem dreijährigen Projekt widmen wird. Unterstützt wird das Vorhaben durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 300.000 Euro.

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Ziel der Wissenschaftler um Prof. Dr. Dr. Hubert Kaufhold (Honorarprofessor für Antike Rechtsgeschichte, insbesondere das Recht des Christlichen Orients an der Universität München und Mitglied der Forschungsstelle Christlicher Orient) ist es, die relevanten Quellen nach modernen wissenschaftlichen Kriterien zu edieren, zu kommentieren und zu übersetzen. Zwar sei es langfristig wünschenswert, die kirchenrechtlichen Texte in allen überlieferten Sprachversionen (wie koptisch oder äthiopisch) zu bearbeiten. Jedoch wollen sich die Forscher in diesem Projekt – sie befassen sich separat bereits mit syrischen Texten – zunächst auf die arabischen Fassungen konzentrieren. Die im Lauf der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse sollen der Fachwelt unter anderem auch über eine Datenbank zugänglich gemacht werden.

Die entsprechenden so genannten pseudapostolischen Quellen (sie werden in ihrer Tradition also einem Apostel zugewiesen) finden sich in Handschriften unter anderem in Oxford, Sankt Petersburg, Kairo oder der Vatikanischen Bibliothek und sollen vorwiegend in elektronischer Form zur Bearbeitung angefordert werden. Einige von ihnen wurden bislang nicht systematisch bearbeitet. Neben Rückschlüssen auf die Ämter- und Sozialstruktur erlauben die Quellen aus dem 5. und 6. Jahrhundert speziell in den orientalischen Versionen Einblicke in die jeweilige kulturell-konfessionell geprägte Alltagspraxis. Darüber hinaus soll das Projekt durch die Bearbeitung der Texte Grundlagen legen für weitere theologische Forschung bieten.