Was Wandmalereien und Gedichte über die Orte verraten

Kölner Kongress gibt Einblick in neue Erkenntnisse über antike Weltkarten, Stadtpläne und topografisches Urwissen

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Weltkarte Ptolemaios
Weltkarte nach Ptolemaios (Ausschnitt, aus einem Werk des 15. Jh.)

Ob alte Wandmalereien der türkischen Siedlung Çatal Hüyük, Hinweise in namibischer Dichtung oder die präzise Beschreibung der Schiffsflotten bei der Eroberung Trojas in Homers „Ilias“ – vielerlei Funde verraten etwas über ihren geographischen Ort.

Wissenschaftler verschiedener Universitäten aus dem In- und Ausland haben ihre neuesten Erkenntnisse zu ihren Funden zusammengetragen und stellen diese nun bei einem Kongress an der Universität zu Köln vor. Das Internationale Kolleg “Morphomata: Genese, Dynamik und Medialität kultureller Figurationen” veranstaltet den Kongress vom 15. bis 17. Juli unter dem Titel „Morphome des Wissens: Geographische Kenntnisse und ihre konkreten Ausformungen“. Ob Ethnologen, Archäologen, Japanologen, Althistoriker oder Altphilologen, der Kongress versammelt Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen unter einem Dach und ist so auch ein Ort der Begegnung für den wissenschaftlichen Austausch.

Morphomata ist ein Forschungskolleg an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln, das vom Bundesministerium für Bildung für seine geisteswissenschaftliche Forschung gefördert wird. Das Kolleg untersucht, wie sich menschliche Vorstellungen in sinnlich wahrnehmbaren Formen – Gebilden, Artefakten und Figuren – manifestieren. Jährlich bis zu zehn Fellows aus aller Welt forschen gemeinsam mit Kölner Wissenschaftlern zu Fragen kulturellen Wandels. Im Dialog mit internationalen Wissenschaftlern gibt das Kolleg geisteswissenschaftlicher Forschung einen neuen Ort – ein Denklabor. Die Fellows bereichern das Lehrangebot der Kölner Universität durch öffentliche Vorlesungen, Tagungen und Publikationsbeiträge.

Auf dem Kongress gehen die Wissenschaftler in ihren Vorträgen darauf ein, wie geographische Erkenntnisse überhaupt erst entstanden sind und sich verbreitet haben. Ebenso wollen die Wissenschaftler darlegen, wie lange diese Kenntnisse in bestimmten Bereichen vorgeherrscht haben und wie sich dieses geographische Wissen wieder umgedeutet und weiterentwickelt hat. Beispiele für den Einzug geographischen Wissens in Texte, Zeichnungen und Bilder sind der Schiffskatalog von Homer, die Weltkarte von Ptolemaios oder eine Wandmalerei der türkischen Ausgrabungsstätte Çatal Hüyük als vielleicht ältester Stadtplan der Welt.

Der Schwerpunkt der Tagung liegt auf antiken und außereuropäischen Konstellationen. Am ersten und zweiten Kongresstag wird auf die griechisch-römische Antike eingegangen. Am dritten Kongresstag schauen die Wissenschaftler auf außereuropäische Funde und vergleichen ihre Ansichten mit dem zuvor vorgestellten antiken Wissen.