Rettungsgrabungen in Ipsach

Neue Rettungsgrabungen am unteren Räberain haben die Kenntnis der frühen Geschichte Ipsachs entscheidend erweitert: Der Archäologische Dienst des Kantons Bern (Schweiz) konnte eine jungsteinzeitliche Beilproduktion nachweisen. Zudem hat er fünf latènezeitliche Gräber entdeckt und wesentliche Ergänzungen zum Grundriss des römischen Gutshofs dokumentiert.

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Cornelia Schlup beim Ausgraben des latènezeitlichen Grabs eines vierjährigen Mädchens mit reichem Bronzeschmuck (3. Jh. v. Chr.) (Foto: Archäologischer Dienst Kanton Bern)
Cornelia Schlup beim Ausgraben des latènezeitlichen Grabs eines vierjährigen Mädchens mit reichem Bronzeschmuck (3. Jh. v. Chr.) (Foto: Archäologischer Dienst Kanton Bern)

Der römische Gutshof auf dem Räberain in Ipsach wurde erstmals 1830 bekannt, als die Berner Regierung Grabungen ausführen liess, bei denen ein beheizbarer Raum (Hypokaust) und eine Strassenpflästerung zum Vorschein kamen. Wegen der Bautätigkeit am Räberain führte der Archäologische Dienst des Kantons Bern in den letzten Jahren verschiedene Rettungsgrabungen durch, bei denen weitere Teile des Römischen Gutshofs dokumentiert werden konnten. Die etappenweise Überbauung des unteren Räbenrains löste anfangs April 2009 die aktuellen Grabungen aus, die voraussichtlich bis März 2010 dauern werden.

Bei den Rettungsgrabungen stiess der Archäologische Dienst im Moränenuntergrund auf viele Grüngesteine, die mit dem Gletscher aus dem Wallis hierher transportiert worden waren. Spuren zeigen, dass sie in der Jungsteinzeit (5500 bis 2200 v. Chr) ausgebeutet wurden, um daraus Steinbeile herzustellen.

Weiter konnte der Archäologische Dienst fünf latènezeitliche Gräber mit reichem Inventar freilegen. Die Gräber stammen aus dem Zeitraum zwischen 300 und 200 v. Chr. Es handelt sich, soweit bisher bestimmbar, um Bestattungen von drei Kindern und zwei Frauen. Zumindest eines der Kindergräber kann anhand der Beigaben als dasjenige eines Mädchens bestimmt werden. Es wurde mit einem Keramikgefäss und reichem Bronze- und Eisenschmuck bestattet. Dazu gehören vier Fibeln, zwei Armringe, ein aufwändiger Gürtel und eine Halskette mit Glas- und Bernsteinperlen.

Aus der Römerzeit stammen Drainagen, Pfostenlöcher von Holzbauten und die Umfassungsmauer des Gutshofs, an die ein Gebäude anschliesst. Dessen mächtige Fundamente lassen darauf schliessen, dass es wahrscheinlich mehrstöckig gewesen ist. Der Innenraum des Erdgeschosses war unterteilt und wurde gewerblich genutzt. Die freigelegte Hofmauer verläuft parallel zum 1997 gefundenen Mauergraben ihres Gegenparts im Räberain 8. Beide Konstruktionen begrenzen so den römischen Gutshof im Nordwesten und Südosten. Die hier sichtbare Südost-Begrenzung der Villa lebt noch heute in der Gemeindegrenze zwischen Ipsach und Bellmund weiter.

Teil der römischen Gutshofmauer unter dem heutigen Bauelände (Quelle: Archäologischer Dienst Kanton Bern)
Teil der römischen Gutshofmauer unter dem heutigen Bauelände (Quelle: Archäologischer Dienst Kanton Bern)