Archäologische Arbeiten im Paderborner "Pesthaus"

Die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) stellen in einer Führung am 21. März die Ergebnisse ihrer Untersuchungen im Keller des sogenannten Pesthauses an der Spitalmauer 12 in Paderborn vor. Dort hat die Stadtarchäologie Paderborn des LWL auf einer ungefähr 70 Quadratmeter großen Fläche den originalen Kellerboden aus der Bauzeit des Hauses am Ende des 17. Jahrhunderts freigelegt.

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Burkhard Petzold, Mitarbeiter der Stadtarchäologie Paderborn, zeichnet Stück für Stück den originalen Plattenfußboden im sogenannten Pesthaus aus dem 17. Jahrhundert. (Foto: LWL/Spiong)
Burkhard Petzold, Mitarbeiter der Stadtarchäologie Paderborn, zeichnet Stück für Stück den originalen Plattenfußboden im sogenannten Pesthaus aus dem 17. Jahrhundert. (Foto: LWL/Spiong)

Im Keller tragen drei massive Pfeiler ein Kreuzgewölbe, das noch aus der Barockzeit stammt. "Der Raumeindruck ist überwältigend" sagt Ralf Mahytka, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Museum in der Kaiserpfalz: "Der jetzt freigelegte originale Boden aus Kalkbruchsteinen fügt sich perfekt ein und ergänzt das Baudenkmal auf bemerkenswerte Weise. Und er ist einer der wenigen erhaltenen Fußböden aus dieser Zeit in Paderborn."

Drei Kanäle zeichnen sich deutlich vom sorgfältig verlegten Kellerpflaster ab. Sie laufen an zwei Entsorgungsschächten vorbei und führten einst das Abwasser in einem ausgeklügeltem Entsorgungssystem durch die nördliche Kellerwand in die Pader. Als Teil der Paderborner Stadtgeschichte sind noch viele Fragen zum Haus an der Spitalmauer 12 offen. Auch die ursprüngliche Funktion des um 1683/84 erbauten Gebäudes ist noch strittig. Sicher ist, dass es zu dem am 1. Juli 1629 bezogenen Kapuzinessenkloster gehörte. Aufgrund der Größe des Kellers und des Zugangs vom Hof vermuten die LWL-Archäologen, dass es sich um ein Wirtschafts- und Lagerhaus für das Kloster handelte.

Der Name "Pesthaus" taucht in der schriftlichen Überlieferung erstmals um 1700 auf. Allerdings gibt es keine Nachrichten über Menschen mit hochansteckenden Krankheiten, die an der Spitalmauer 12 Unterkunft gefunden hätten. Lediglich die abseitige Lage, nämlich am Rand des Klostergeländes und damit nah an der Stadtmauer und direkt an der Dammpader, sprechen für eine Funktion des Gebäudes als Isolierstation.

Eine handschriftliche Notiz auf einer Urkunde aus dem Jahr 1788 belegt eine Teilfunktion für Wohnzwecke: Eine Sophia Francisca Feldmann wurde als Novizin des Klosters "... auf dem Pesthause 7 Wochen unterhalten,..." Ab 1825 diente das Gebäude als Militärlazarett, seit 1905 ist es in Privatbesitz. Im Zweiten Weltkrieg fanden Nachbarn und Bewohner im Keller Schutz vor Luftangriffen.

Eine öffentliche Führung findet am Samstag, 21. März 2009 um 15 Uhr statt. Treffpunkt ist der Eingang vor dem Haus Spitalmauer 12. Die Führung ist kostenfrei.