Prähistorische Elfenbein-Objekte zeigen alte Handelswege

Untersuchungsergebnisse des Mainzer Elfenbein-Zentrums INCENTIVS werden bei einer internationalen Tagung in Alicante vorgestellt.

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Das Internationale Zentrum für Elfenbeinforschung (INCENTIVS) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird die Untersuchungsergebnisse von 80 prähistorischen Elfenbeinobjekten aus Spanien, Portugal und Marokko diese Woche bei einer Tagung im spanischen Alicante vorstellen. Die Mainzer Wissenschaftler um INCENTIVS-Gründer Dr. Arun Banerjee haben die bis zu 5000 Jahre alten Artefakte mit zerstörungsfreien Methoden auf ihre Herkunft beziehungsweise das verwendete Material untersucht. "Wir konnten dabei zeigen, dass der nordafrikanische Raum und insbesondere Marokko ein Elfenbeinlieferant für die Iberische Halbinsel war und zwischen den Gebieten sehr alte Handelsbeziehungen bestanden haben", erläutert Banerjee.

Elfenbein ist mit dem Aussterben des Mammuts am Ende der letzten Eiszeit um 8000 v. Chr. in Europa zu einem schwer zu beschaffenden Rohstoff geworden. Archäologische Funde von fertigen und halbfertigen Elfenbeinobjekten auf der Iberischen Halbinsel wurden daher als eine "Neuerung" zum Beginn der Kupferzeit, dem Chalkolithikum, betrachtet. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten und am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Madrid angesiedelten Projekts wurden die Funde sämtlicher Elfenbeinobjekte der Iberischen Halbinsel, die sich vom Beginn des Chalkolithikums um 3000 v. Chr. bis zum Ende der Frühen Bronzezeit um 1650 v. Chr. datieren lassen, systematisch aufgenommen. Darunter befindet sich beispielsweise ein Kamm aus einem Grab in der Siedlung von Fuente Álamo in Südostspanien. Für die naturwissenschaftliche Bestimmung hat die Arbeitsgruppe INCENTIVS in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit verschiedene ausgewählte Proben aus Spanien, Portugal und Marokko untersucht, wofür in Mainz absolut zerstörungsfreie Methoden zur Verfügung stehen. Überraschend war für die beteiligten Wissenschaftler der Befund, dass bereits seit dem Beginn des dritten Jahrtausends v. Chr. im Südosten Spaniens überwiegend Elfenbein vom asiatischen Elefanten, in Portugal jedoch vom afrikanischen Steppenelefanten Verwendung fand.

Diese und weitere Ergebnisse der Untersuchungen werden bei der aktuell stattfindenden Tagung vom gestrigen 26. bis und heutigen 27. November 2008 in Alicante vorgestellt. Die Veranstaltung wird vom Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Madrid organisiert und erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Museo Arqueológico von Alicante. Die internationale Tagung widmet sich prähistorischem, antikem und mittelalterlichem Elfenbein insbesondere der Iberischen Halbinsel und Marokkos.