Funde mit Seltenheitswert

Spätneolithische Silexdolche aus Arnhofener Plattenhornsteinen in Ober- und Niederösterreich

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Eine Landesaufnahme bayerischer Hornsteinimporte in Ober- und Niederösterreich brachte es ans Licht. Die Beziehungen zwischen Bayern und seinen Nachbarn an der Donau waren durch alle Epochen der Jungsteinzeit weit intensiver als gedacht.

Seit der Linienbandkeramik im sechsten vorchristlichen Jahrtausend schipperten die Arnhofener Feuersteinhändler wahrscheinlich mit Einbäumen donauabwärts. Unlängst wurden auch neue Fundstellen der Chamer Kultur (3500-2700 v. Chr.) an der Schlögener Schlinge im Oberen Mühlviertel aufgedeckt. Bis zu 40 Prozent ihres Feuersteinbedarfes, vor allem für hochwertige Pfeilspitzen und Sicheleinsätze, deckten die Mühlviertler Steinzeitsiedler aus den großen bayerischen Abbaugebieten von Arnhofen, Baiersdorf und Flintsbach.

Abb. 1| Spätneolithische Silexdolche aus Arnhofener Plattenhornstein in Ober- und Niederösterreich. [1] Kirchdorf am Inn, Bez. Ried im Innkreis, OÖ (L = 9,42 cm). [2] Mitterbreitsach, Bez. Ried im Innkreis (L = 6,6 cm). [3] Melk-Wachberg, Bezirk Melk, NÖ (L = 9,50 cm). (Foto: A. Binsteiner)

Eine echte Rarität aber kam im oberösterreichischen Innviertel zutage. In Kirchdorf am Inn entdeckte ein Sammler einen perfekt gearbeiteten Dolch aus einer Arnhofener Platte (Abb. 1.1). Es ist nach einem älteren Fund in Mitterbreitsach (Abb. 1.2) mittlerweile das zweite Exemplar, das im Bezirk Ried im Innkreis auftaucht. Beide Stücke werden mit nahegelegenen Keramikfunden der Chamer Kultur in Verbindung gebracht.

Bereits früher wurde auf dem Wachberg im niederösterreichischen Melk ein Arnhofener Dolch (Abb. 1.3) in einer Siedlung der Jevišovice Kultur ausgegraben, der ebenfalls in die Chamer Zeit fällt.

Abb. 2| Spätneolithische Silexdolche aus Arnhofener Plattenhornstein in Ober- und Niederösterreich. (Karte: A. Binsteiner)

Herausragende Artefakte wie flächig gearbeitete Silexdolche aus Plattenhornsteinen gehören sicher zu den seltensten Stücken, die auf dem Acker, aber auch in Grabungen gefunden werden können. Vergleichsfunde aus Chamer Erdwerken, wie beispielsweise auf dem Galgenberg bei Landshut oder in Riekofen bei Regensburg, zeigen, dass diese Geräte mit großer Wahrscheinlichkeit nur einer Elite vorbehalten waren.

Weiterführende Literatur

A. Binsteiner, Jungsteinzeitliche Hornsteinimporte aus Bayern in Oberösterreich. Linzer Arch. Forsch., Sonderheft 53, Linz 2015.

A. Binsteiner, Drehscheibe Linz – Steinzeithandel an der Donau. Linzer Arch. Forsch. 37, Linz 2006.