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Archäologie Enthauptete Madonna gefunden

In einem Mörtelklumpen haben Archäologen in Halle eine 650 Jahre alte enthauptete Madonnen-Skulptur gefunden. Ein einzigartiger Fund, denn ihre Bemalung ist bis heute erhalten geblieben.

Halle - Die Madonna ohne Kopf sei in einem großen Klumpen aus Ziegelsteinen und Mörtel verborgen gewesen. Mit größter Vorsicht habe man die etwa einen halben Meter große Figur freigelegt, sagt der Leiter der Restaurierungswerkstatt in Halle, Christian-Heinrich Wunderlich. Sensationell sei vor allem die originale Farboberfläche: "Jetzt haben wir endlich einen Beleg für die Farbenfreude des Mittelalters". Die Figur war, wie noch zu erkennen ist, mit Blattgold verziert und mit roter und blauer Farbe bemalt.

Man habe die Bruchstücke, aus denen die Skulptur geborgen wurde, schon 2003 bei Restaurierungsarbeiten in Magdeburg in Sicherheit gebracht. Die hochgotischen Skulpturenfragmente seien als Baumaterial in eine barocke Grundmauer eingemauert worden. Spezialisten seien in dem abgetragenen Bauschutt damals Bruchstücke von Figuren aufgefallen und hätten die Klumpen deswegen in Sicherheit gebracht.

Nach den Erkenntnissen der Spezialisten wurde die Plastik um 1350 geschaffen und während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) als Baumaterial verwendet. Der Kopf wurde laut Wunderlich bewusst abgeschlagen: "Die Schnittkanten sind ganz glatt". Anhand der Bearbeitungsspuren könne man nachweisen, dass die Enthauptung mit hoher Wahrscheinlichkeit das Werk von Bilderstürmern zur Zeit der Reformation um 1520 war, so der Experte.

Man werde die Skulptur noch einigen Farbuntersuchungen unterziehen und sich dann den anderen Figurenfragmenten machen, die in den sicher gestellten Mörtelklumpen vermutet werden: "Wir haben noch einige Überraschungseier in den Regalen", sagt Wunderlich.

hoc/dpa