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Abenteuer Archäologie Forscher stolpert in Maya-Königsgrab

Die Geschichte klingt nach Indiana Jones. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Raubgräbern entdeckten Archäologen die Reste eines Maya-Fürsten - zufällig. Einer der Forscher brach durch die Decke der Grabkammer ein.

Tönernes Geschirr, Gebeine und eine alte Trommel, Jadeschmuck und ein Jaguarfell fanden die Archäologen. Im Erdreich des fünf Meter langen Hohlraums lagen kleine Tonfiguren, sie waren als Begleiter in die Welt der Toten beigefügt worden. Bei den Gebeinen in dem Grab muss es sich um die Überreste eines Mayafürsten handeln, lautet der erste Schluss aus dem frischen Fund im Regenwald Guatemalas.

Die alte Maya-Stadt El Peru Waka hatte dem Team um Hector Escobedo aus Guatemala-Stadt und David Freidel von der Southern Methodist University im US-Bundesstaat Texas bereits in den vergangenen Jahren Einblicke in die Zeit der Maya vor rund 1500 Jahren gegeben: In Waka fanden sie die Ruinen eines vorkolumbischen Handelszentrums.

Nun glauben sie gar, auf das Grab des Stadtgründers gestoßen zu sein. "Sollte es tatsächlich um ihn handeln, dann wäre das die Entdeckung meines Lebens", sagte Freidel. Sicher ist, dass der Entdeckung ein abenteuerliches Wettrennen voranging.

Escobedo und Freidel hatten eine kleine Pyramide im Urwald entdeckt und teilweise freigelegt. Während die Forscher schliefen, schlichen sich nachts Raubgräber am Camp vorbei an die Ausgrabungsstelle. Sie trieben zwei Stollen in die Pyramide hinein - auf der vergeblichen Suche nach Beutegegenständen. Solche Plünderer sind in der nördlichen Provinz Peten keine Seltenheit.

Die Archäologen mussten die Pyramide am Morgen nach der nächtlichen Beschädigung stabilisieren. Im Laufe des Tages brach Forscher Escobedo plötzlich in den Boden ein: direkt in den Hohlraum der Grabkammer, wie sich später herausstellen sollte.

Zweites Grab entdeckt

Sofort riefen die Forscher Polizeischutz herbei: Ab der darauffolgenden Nacht wurde die Ausgrabungsstätte von Uniformierten bewacht. "Die Raubgräber machen hier einfach, was sie wollen", sagte Escobedo.

Die Stadt El Peru Waka lag an einer Haupthandelsroute der Maya, die sich von der Stadt Tikal in Guatemala bis nach Mexiko erstreckt haben könnte. In den sechziger Jahren wurden die Ruinen der Stadt unter dichtem Urwaldbewuchs wieder entdeckt. Das vorläufig angenommene Alter des Grabes - rund 1500 Jahre - nährt die Hoffnung der Archäologen, auf das Grab des Gründerkönigs gestoßen zu sein.

Am Dienstag dieser Woche stieß ein zweites Forscherteam in Waka auf ein bislang ungeöffnetes Grab bei einer Pyramide in der Nähe der ersten Grabkammer. Im Inneren dieser zweiten Pyramide fanden sie ein dutzend Figuren kleiner Ballspieler, eleganter Frauen, Zwerge und sitzender Herrscher. Nun hoffen sie auf weitere königliche Überbleibsel aus der Zeit des Maya-Reichs.

Die Geschichte dieses Indianervolks erstreckt sich über dreieinhalbtausend Jahre bis zur Eroberung Mittel- und Südamerikas durch die Spanier. Im ersten vorchristlichen Jahrtausend gründeten sie ein mächtiges Reich in Mittelamerika, das aus einzelnen Stadtstaaten bestand. Diese wurden jeweils von einem eigenen Herrscher und eigener Verwaltung geführt.

stx/rtr

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