Gibt es an Land nichts mehr zu entdecken, dass Sie als Archäologe abtauchen?

Doch, aber die Stücke unter Wasser sind weit besser erhalten. Man muss sie nur finden. An guten Tagen kann ich zwar zehn Meter weit gucken, an schlechten aber gerade mal zehn Zentimeter.

Und an einem guten Tag tauchen dann plötzlich Planken und Masten auf?

Häufig liegen die Wracks tatsächlich erstaunlich frei. Bei der Gaarden zum Beispiel ragte das Heck in 20 Meter Tiefe sechs Meter über den Meeresgrund. Den 60 Meter langen Rumpf aus genieteten Stahlplatten habe ich zunächst nur als riesigen Schatten wahrgenommen.

Vor Freude einen Luftsprung machen konnten Sie in dem Moment ja schlecht?

Da kommt jede Menge Adrenalin ins Spiel, aber beim Tauchen gilt: Cool bleiben, Luft einteilen.

Wie wussten Sie, dass es die "Gaarden" ist?

Ich bin mehrmals runter, habe das Schiff im Detail vermessen, fotografiert, habe Archive durchforstet, Gespräche geführt, bis klar war, dass ich es mit der Gaarden zu tun hatte: einem Dreimast-Motorschoner, der im August 1922 noch den Nord-Ostsee-Kanal passierte und dann auf dem Weg nach Schweden mit einem Bauch voller Steinkohle gesunken ist.