Ein dickes Plastikrohr windet sich an der Tunneldecke entlang. Ein Rauschen setzt ein. Der Inhalt eines Klosett-Wasserkastens fließt vorbei. Exakt hier, über unseren Köpfen, steht ein Fast-Food-Restaurant. Es ist Freitag. Und während in der Kölner Innenstadt die Passanten ihren Einkäufen nachgehen, ist es zehn Meter unter der Hohen Straße fast still. Nur ab und zu dieses Rauschen im Rohr. Früher war es hier lärmiger.

Der Abwasserkanal unter der Kölner Einkaufszone führt 2000 Jahre in die Vergangenheit. Der Tunnel folgt exakt jener Hauptstraße, die das 19 vor Christus gegründete Oppidum Ubiorum auf der linken Seite des Rheins in Nord-Süd-Richtung durchschnitt. Decumanus maximus nannten die Römer die wichtigste Verkehrsader einer römischen Plansiedlung. Auf dem Niveau des antiken Boulevards liegt der Boden des Tunnels für die Nassentsorgung heutiger Hinterlassenschaften. Und wo erdfeucht die Wände aufragen, standen einst Heiligtümer, öffentliche Gebäude und Privathäuser reicher Bürger – die Zierden der über 20 Meter breiten Renommiermeile.