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Archäologisches auf MaltaWer nach Malta reist, wird sich der allgegenwärtigen steinernen Zeugen vergangener Zeiten nur schwer entziehen können. So überwältigend die massive Stadtmauer und die Bauwerke von Valletta sein mögen, mich persönlich haben die Steinzeittempel sowie die Karrenspuren aus der Bronzezeit (Cart Ruts) noch erheblich mehr beeindruckt. Erstaunlich ist die Tatsache, dass bei manchen dieser Bauwerke und archäologischen Stätten nach wie vor nicht bekannt ist, welchem Zweck sie einst tatsächlich gedient haben und wie sie entstanden sind. Leider ist während der Zeit, die ich auf Malta verbracht habe, die Tempelanlage von Mnajdra [Imneidra] schon seit längerer Zeit geschlossen gewesen. Im April 2001 ist die Anlage von Unbekannten mutwillig schwer beschädigt worden. Derlei Vandalismus ist zum Verabscheuen, da die Tempel Maltas mehrere Jahrtausende überstanden haben und tiefen Einblick in das religiöse Leben sowie die Wissenschaft einer untergegangenen Kultur gewähren. Weil es mir nicht möglich gewesen ist, Mnajdra zu besuchen, kann ich diesen Tempel in diesem Kapitel leider nicht vorstellen. Diejenigen Urlauber, die sich gern spontan das berühmte Hypogäum von Ħal Saflieni bei Paola [Paula] ansehen möchten, werden vermutlich genau wie ich unverrichteter Dinge wieder aus Malta abreisen. Pro Tag darf nur noch eine Handvoll Besucher diese außergewöhnliche Sehenswürdigkeit betreten. Da weite Teile des Hypogäums unter der Erde liegen, beschädigt die Feuchtigkeit der von den Besuchern ausgeatmeten Luft das Gestein. Um die Schäden möglichst gering zu halten, ist der Zugang zu den Gewölben aus verständlichen Gründen streng reglementiert worden. Es existiert eine Warteliste, auf die man seinen Namen setzen kann. Dies ist sowohl telefonisch als auch online möglich. Die Wartezeiten sind meist recht lang, deshalb sollte man sich frühzeitig um eine Terminreservierung und den Ticketkauf kümmern. Weitere Infos bietet die englischsprachige Seite Heritage Malta. Erheblich unkomplizierter, da ohne Voranmeldung möglich, gestaltet sich glücklicherweise die Besichtigung der in diesem Kapitel beschriebenen archäologischen Stätten. Die nebenstehende Übersichtskarte zeigt, wo sich die einzelnen Sehenswürdigkeiten auf Malta befinden. Sie sind allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und während kleinerer Wanderungen zu erreichen, aber selbstverständlich kann man auch mit Hilfe eines Mietwagens zu ihnen gelangen. Der Tempel Haġar Qim [Hadschar'im] Eine der am besten erhaltenen Tempelanlagen des Landes ist Haġar Qim. Diese historische Stätte befindet sich im Südwesten der Insel Malta. Mit verschiedenen Buslinien erreicht man dieses beeindruckende Bauwerk von Valletta aus. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine halbe Stunde, die Busse verkehren mehrmals am Tag. Am besten fährt man am sehr frühen Morgen zum Tempel, um dort vor den Besucherscharen einzutreffen und sich ganz in Ruhe umschauen zu können. Außerdem ist es dann noch nicht so heiß und die Besichtigung wird nicht gleich zur Schwitzpartie. Im Jahre 1839 ist das alte Bauwerk entdeckt worden und 1901 hat man damit begonnen die Anlage zu erforschen. Seither ist es den Wissenschaftlern gelungen, einige bemerkenswerte Details herauszufinden. Anfang des letzten Jahrhunderts hat der deutsche Altertumsforscher Albert Mayr in Haġar Qim mit seiner Arbeit begonnen. In den 1950er Jahren folgten schließlich genauere Untersuchungen sowie umfassende Restaurierungsarbeiten. Erbaut worden ist Haġar Qim etwa um 3000 v. Chr., wobei sich die Tempelanlage in ihrem Grundriss und Aufbau erheblich von anderen in Malta entdeckten Kultstätten unterscheidet. Da die Baumeister im Fall von Haġar Qim nicht den ansonsten üblichen, harten Korallenkalkstein verwendet haben und sich stattdessen für den weicheren Globigerinenkalk entschieden haben, sieht man vor allem an der zum Meer gewandten Südseite der Tempelanlage in der heutigen Zeit starke Verwitterungsspuren an den großen Steinen. Auf dem Foto rechts ist im Hintergrund ein aufrecht stehender Menhir zu sehen, der alle anderen Steine überragt. Er ist 5,2 Meter hoch. Auf einigen der teils sehr großen Steinblöcke erkennt man heute noch die vielen kleinen Vertiefungen, die die Erbauer von Haġar Qim einst als Verzierungen in den Stein geschlagen haben. Erstaunlich symmetrisch und sauber gearbeitet ist der Stein mit den beiden jeweils in die entgegen gesetzte Richtung gewundenen Spiralen, der sich in Haġar Qim befindet. Bei den Menschen im Neolithikum sind Spiralen bedeutungsvolle religiöse Zeichen gewesen. Sie gehören deshalb zu den häufig in Tempelanlagen zu beobachtenden Mustern. Am besten kann man die Tempelanlage von Haġar Qim dann erkunden, wenn man sie mehr oder minder für sich allein hat, also beispielsweise wie bereits weiter oben erwähnt am frühen Morgen. Wer an einer organisierten Ausflugstour teilnimmt, steht zwangsläufig unter Zeitdruck und gerät meist in größere Menschenansammlungen im Inneren der Tempelanlage. Mit einer Grundrisskarte des Tempels sowie erläuternder Begleitliteratur im Gepäck habe ich die Anlage im Alleingang erkundet und ich habe es genossen, nach Herzenslust an bestimmten Stellen verweilen zu können, die mir besonders spannend erschienen.
Tempel von Buġibba [Budschibba] Zwischen Buġibba und Qawra [Aura] liegt eine der edelsten Unterkünfte der Stadt, das New Dolmen Hotel. Es trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Auf dem Gelände des Hotels, in dem auch das Casino untergebracht ist, befinden sich die Reste des Buġibba-Tempels, einer weiteren Stätte aus dem Neolithikum. Die Möglichkeit einer Besichtigung der kleinen archäologischen Anlage ist jedoch keineswegs ausschließlich den Gästen des New Dolmen Hotels vorbehalten. Gehen Sie durch den Haupteingang und folgen Sie der Beschilderung, dann gelangen Sie bald in den schattigen Innenhof des noblen Hotels, in dem der Tempel zu finden ist. Viel ist freilich nicht mehr von der einstigen Pracht des heiligen Ortes zu erkennen. Der Buġibba-Tempel ist stark verfallen und eine ganze Reihe der schönsten Stücke, die man hier gefunden hat, liegt heute im Museum in Valletta. Vor allem nach Einbruch der Dämmerung sieht der Tempel recht hübsch aus, da er von unterschiedlich gefärbten Scheinwerfern angestrahlt wird. Wer im New Dolmen Hotel wohnt, hat vom Balkon aus eine exklusive Aussicht, da man den Tempel von dort oben vermutlich hervorragend überblicken kann.
Clapham Junction Cart Ruts Wer die Klippen von Dingli besucht, sollte auf keinen Fall einen Abstecher zu den in der Nähe gelegenen Clapham Junction Cart Ruts (Misraћ Gћar il-Kbir) auslassen. Das Gelände mit den Karrenspuren aus der Bronzezeit erreicht man, wenn man von Dingli kommend an den Klippen die Magdalenen-Kapelle passiert und die nächste Straße wählt, die nach links abzweigt. Dieser Straße folgt man etwa einen Kilometer weit in Richtung Buskett Gardens, deren Vegetation als grüner Bereich deutlich am Horizont sichtbar ist. An der Stelle, wo man an einer Kreuzung auf eine Straße abbiegen kann, die nach rechts führt, ist ein Schild zu sehen, das den Weg zu den Karrenspuren weist. Von dort aus ist es nicht mehr weit zu der erstaunlichen Sehenswürdigkeit. Man rätselt noch heute, wie diese Schleifspuren, von denen manche mehr als 30 Zentimeter tief ins harte Gesteinsplateau eingeschnitten sind, entstanden sein könnten. Gängige Lehrmeinung ist heute, dass sie etwa zu Beginn des zweiten Jahrtausends vor Christus entstanden sind. Die Erklärungsversuche ihrer Entstehung sind teils überaus abenteuerlich. Einige Zeitgenossen behaupten sogar, die Karrenspuren deuten auf den Besuch Außerirdischer hin. Der wohl prominenteste Anhänger dieser in der Fachwelt umstrittenen Theorie ist der Altertumsforscher Erich von Däniken, der die Karrenspuren erkundet hat, wie das zweite Foto von oben auf seiner Webseite zeigt.
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