Eine "Kulturkatastrophe ohnegleichen in der modernen Geschichte", ein Verlust wie nach dem Brand der Bibliothek von Alexandria: So wurde die Plünderung des irakischen Nationalmuseums unmittelbar nach dem Fall von Bagdad kommentiert. Fernsehbilder von leer geräumten Galerien, verwüsteten Archiven und zertrümmerten Schaukästen wühlten die Weltöffentlichkeit auf. Bis zu 170 000 Objekte seien zerstört oder verloren, ließen sich Bagdader Museumsleute zitieren.

Da konnten auch schrille Töne angemessen erscheinen. Die amerikanischen Besatzungstruppen, die den Plünderungen angeblich tatenlos zugesehen hatten, wurden mit den mongolischen Invasoren des 13. Jahrhunderts verglichen. Ein deutscher Altorientalist streute gar die Behauptung, die Amerikaner hätten selbst Schätze aus dem Museum geholt und dann den Mob ermutigt, zuzufassen ("Go in, Ali Baba!"). Dass dieser Experte als Vorsitzender der Deutsch-Irakischen Gesellschaft gute Kontakte zum gestürzten Regime hatte, interessierte da schon niemanden mehr: Es schien einfach alles denkbar. Am Ende war vom "kulturellen Völkermord" die Rede.