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Stonehenge Forscher entdecken verborgene Zeichen

Kaum ein Relikt des Menschen wurde so intensiv erforscht und widersprüchlich gedeutet wie die Steinkreis-Anlage von Stonehenge. Wissenschaftler entlockten dem Bauwerk dennoch neue Informationen: Mit Lasertechnik machten sie bisher verborgene Zeichnungen sichtbar.

Die vor über 4000 Jahren errichteten Steine von Stonehenge wurden immer wieder von Steinmetzen bearbeitet. Eines ihrer Lieblingsmotive war offenbar die Axt, wie dreidimensionale Laser-Aufnahmen zeigen, über die ein Forscherteam im Fachmagazin "British Archaeology" berichtet.

Schon vor 50 Jahren wurden auf einigen Steinen Abbildungen von Äxten sowie einem Dolch gefunden. Da das Motiv der Axt auch in bronzezeitlichen Gräbern auftauchte, vermuteten Archäologen, dass die Kultstätte möglicherweise dem Gedenken Verstorbener diente. Entsprechende Forschungen wurden in Stonehenge jedoch nicht weiter vertieft.

Umso überraschender sind die neuen Funde. Das Team um Tom Goskar vom Unternehmen Wessex Archaeology in Salisbury und Alistair Carty von der Firma Archaeoptics in Glasgow ließen sich lediglich eine Stunde Zeit, um ein paar Steine zu fotografieren. Die Bilder enthüllten schließlich auf einem Stein zwei Abbildungen, die mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen sind. Die im Durchmesser etwa neun und 15 Zentimeter großen Bilder sollen an Äxte erinnern, wie sie etwa vor 3800 Jahren in Gebrauch waren.

Hinweise auf Begräbnisstätten

Bilder von Äxten wurden schon früher mit Totenritualen in Verbindung gebracht, wie etwa die sieben Äxte, die in einem Steinsarkophag im schottischen Argyll gefunden wurden. Das, so spekulieren Carty und Goskar, könnte bedeuten, dass auch in Stonehenge der Toten gedacht wurde - eine Theorie, die durch die zahlreichen in der Umgebung gefundenen Grabhügel gestützt wird.

Die Wissenschaftler hoffen, dass eine Untersuchung aller 83 Steine tieferes Verständnis für Stonehenge ermöglicht. "Die Laser-Abtastung hat ein völlig neue Art der Betrachtung von Stonehenge eröffnet", sagte Goskar. "Wenn wir mehr Zeit investieren, könnten wir viele weitere Inschriften entdecken."

Stonehenge ist das bekannteste und wahrscheinlich auch umstrittenste Megalithbauwerk. Seine Entstehung, die vermutlich in drei Phasen stattfand, wurde mit der Radiokarbon-Methode auf 3000 bis 1000 vor Christus datiert. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die unmittelbare Umgebung der Anlage schon weit früher als heilige Stätte galt. Beim Ausbau eines Besucherparkplatzes etwa kamen vier Pfostenlöcher zum Vorschein, die aus dem Mesolithikum um 8500 vor Christus stammen.

Im Umkreis weniger Kilometer wurden zahlreiche weitere Bauwerke aus jener Zeit entdeckt, wie beispielsweise Woodhenge und diverse Hügelgräber. Selbst in nachchristlicher Zeit scheint Stonehenge eine hohe mystische Bedeutung besessen zu haben: Bis 500 nach Christus wurde in seiner Umgebung keine Landwirtschaft betrieben.

Allerdings müssen sich Goskar und Carty mit der Entdeckung bisher verborgener Inschriften beeilen: Bei einem Vergleich ihrer Laser-Scans mit Fotografien von 1953 stellte sich heraus, dass sich die Oberfläche der Steine in den vergangenen fünfzig Jahren stark abnutzte - wahrscheinlich, so vermuten die Wissenschaftler, weil sie jährlich von tausenden Besuchern angefasst werden.

Markus Becker

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