Passanten gucken verwundert. Was macht denn der Mann da? Fotografiert der wirklich das Kopfsteinpflaster? Da ist doch nichts zu sehen. Nur ein paar Asphaltflicken, mit denen irgendwelche Löcher gestopft wurden. Kopfschüttelnd gehen sie weiter. Womit sich mancher den Sonntag vertreibt! Aber in Berlin ist man ja einiges gewohnt. "Pfostenlöcher der Mauer, dritte Generation", sagt Leo Schmidt mit Kennerblick und trägt eine rote Markierung in seine Karte ein.

Ein bisschen sieht er aus wie Indiana Jones. Groß, markantes Kinn, graues T-Shirt, beigefarbene Cargo-Hose. Doch die Peitsche sucht man vergebens, und Harrison Fords Dreitagebart sowieso. Schmidt ist schließlich ein ordentlicher Professor von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU). Außerdem ist sein Schlapphut nicht aus Filz, sondern aus Stroh. "Der hat schon so manche Grabung in Kleinasien mitgemacht." Stolz steckt er den Zeigefinger durch ein Loch. Kugel eines Raubgräbers? "Nein", lacht Schmidt, "bloß 18 Jahre alt."