St. Petersburg

Am kommenden Mittwoch soll Stalin ihr egal sein, einmal wenigstens. "Sein 50. Todestag ist eine geschichtliche Tatsache, aber kein Ereignis", sagt Irina Fliege trotzig. Sie will den 5. März ignorieren. Doch schon bald, wenn der Schnee in den Birkenwäldern nördlich von St. Petersburg weggeschmolzen ist, wird sie wieder nach den Leichen suchen, auf deren Knochen der "Vater des Volkes" mit dem gemütlichen Schnauz sein Imperium aufbaute. Noch immer liegen Hunderttausende Opfer des Stalinismus, Erschossene und im Gefängnis zu Tode Gefolterte, an unbekannten Orten unter Russlands Erde. Den meisten der Angehörigen ist bis heute eine Stätte der Trauer und des Andenkens verwehrt.