Die Bilder aus dem befreiten Irak sind für Kriegsbefürworter und -gegner verstörend: Freiheitseuphorie und Zerstörungswut sind kaum zu unterscheiden. Die Bevölkerung der irakischen Hauptstadt zerstört anscheinend wahllos auch jene Einrichtungen, die das amerikanische Präzisionsbombardement zu schonen versucht hatte. Geplünderte Krankenhäuser sind die Symbole dieser Lage. Womöglich fügen am Ende die Plünderungen der Infrastruktur mehr Schaden zu als der Bombenkrieg.

Man bekommt hier einen erschreckenden Einblick in jenen Zustand, den der irakische Oppositionelle Kanan Makiya meinte, als er in der ZEIT (Nr. 15/03) drastisch von der "Scheiße" sprach, "die die Baath-Partei aus unserem Land gemacht hat". "Ein junger Mann", sagt Makiya heute angesichts der Bilder der Verwüstung, "der einen Fernseher aus dem Erziehungsministerium stiehlt, hat das Gefühl, der Baath-Partei einen Schlag zu versetzen. Er ist sich nicht bewusst, dass er ihn aus einem Gebäude klaut, das ihm nun gehört und bald seinen Bedürfnissen dienen wird statt denen seiner Folterer. Zwischen diesen beiden Geisteszuständen liegt der Beginn einer verantwortlichen Politik – die Ordnungsmacht als Freund, nicht als Folterknecht."