Archäologie in Deutschland. Stuttgart: Theiss. ISSN 0176-8522

Mit den folgenden Hinweisen auf spätantike Themen der Zeitschrift „Archäologie in Deutschland" wird der Bericht aus Plekos 3, 2001   fortgesetzt.

Heft 4/2001 (Oktober-Dezember)

Während der Themenschwerpunkt „Vorgeschichtliche Wagen" lediglich in dem Beitrag „Zweirädrig bis ins Frühmittelalter" auch die Epoche der Spätantike tangiert (Hinweis auf den Gebrauch des zweirädrigen Wagens carpentum in irischen Sagen und altirischen Rechtstexten), ist der Bericht über die Forschungen zu den Vorgängerbauten des Kölner Doms für unsere Epoche von höchstem Interesse. Der Ausgräber Sebastian Ristow berichtet, anschaulich belegt durch Grabungsfotos und Rekonstruktionszeichnungen, über die seit der zweiten Hälfte des 6. Jh.s nachweisbare Bischofskirche und die Vorgängerbebauung des Domhügels, die bis ins 4. Jh. zurückverfolgt werden kann. Die Epoche bis zum Baubeginn des „Alten Doms" liegt jetzt dokumentiert vor (Sebastina Ristow: Die frühen Kirchen unter dem Kölner Dom. Befunde und Funde vom 4. Jh. bis zur Bauzeit des Alten Domes. Studien zum Kölner Dom 9. Köln 2001). Demnach ergab sich ab der zweiten Hälfte des 4. Jh.s, vermutlich als Folge des „Frankensturmes", eine Neuordnung der Bebauung im untersuchten Gebiet. Die Anlage eines Brunnen beweist, daß die Eifelwasserleitung damals nicht mehr hinreichend funktionierte. Unter dem Zentrum des heutigen Domchors fand sich ein großflächiger Estrich aus der Zeit Constantius' II. Der Zweck diese Baus mit kleiner Apsis ist unbekannt. Dieser Bau wurde noch vor dem 6. Jh. erneuert. In ihm wurden Gräber der christianisierten fränkischen Oberschicht gefunden. In der zweiten Hälfte des 6. Jh.s erhielt der Bau liturgische Einbauten (Ambo), außerhalb wurde eine Taufpiscine errichtet. So kann vermutet weden, daß es sich um die Reste der merowingerzeitlichen Bischofskirche handelt, die dann weiterhin mehrfach verändert wurde., so im 7./8. Jh. auf die doppelte Länge nach Westen mit weitgehender Veränderung der Einbauten. In karolingischer Zeit wurde im Westen zusätzlich ein halbrunder Eingangskorridor vorgesetzt,. wie er auch im St. Galler Klosterplan zu erkennen ist. Diese Kirche wurde durch einen brand zerstört. Aus all dem ergibt sich: „Der liturgische Schwerpunkt der Kölner Bischofskirchen befindet sich also wohl schon seit frühchristlicher zeit an gleicher Stelle" (11). Nützlich sind die weiteren Informationen unter www.koelner-dom.de.

„Auf Aeneas' Spuren" haben Udo Fleck und Martin Uhrmacher ihren Beitrag über Butrint an der Südküste Albaniens überschrieben. Der von frühgriechischer Zeit bis ins späte 18. Jh. besiedelte Ort soll, wie der Aeneis-Leser weiß, von Trojanern erbaut worden sein (Verg. Aen. 3,293ff.); nachgewiesen sind Funde aus dem späten 8. Jh. v. Chr. Der griechische Handelplatz wurde unter Augustus Veteranenkolonie. Umfangreiche spätantike Bautätigkeit ist für die Zeit Justinians belegt, nachdem die stadt seit dem 4. Jh. als Bischofssitz nachgewiesen ist. Die weiteren Forschungen gelten der frühchristlichen Basilika im Bereich der antiken Akropolis und v.a. einer frühbyzantinischen Palastanlage aus dem 5./6. Jh. sowie dem frühchristlichen Baptisterium mit Mosaiken von hervorragender Qualität. Ihm benachbart liegt eine nahezu vollständig erhaltene dreischiffigen Basilika aus dem 6. Jh. Das weitere Ziel ist die Einbettung dieser in die Liste des UNESCO-Kulturerbes aufgenommenen antiken Stätte in einen Nationalpark. Weitere Informationen unter www.butrintfound.dial.pipex.com.

Aus der Rubrik „Aktuelles aus der Landesarchäologie" sind für die Spätantike besonders bedeutsam: Die Entdeckung eines altsächsischen Gräberfeldes mit 70 Bestattungen, darunter 20 Pferdegräber, im Landkreis Hildesheim; die Lokalisierung eines Gräberfeldes der Völkerwanderungszeit bei Stade (Niedersachsen), aus dem Funde seit 1881 bekannt sind; die Renovierung der Fossa sanguinis in Neuss, die bislang als Stätte des Kybele-Kultes galt, deren religiöser Kontext aber wieder völlig unsicher ist.

Unter den „Nachrichten aus der Archäologie" ist die Eröffnung des Alamannenmuseums in Ellwangen (www.alamannenmuseum-ellwangen.de) zu notieren.

Heft 1/2002 (Januar-Februar)

In teilweise neuem Layout erscheint die Zeitschrift seit diesem Jahr. Das ist jedoch aus der Sicht des Rezensenten kein Gewinn: die Überschneidung von Bild und Text wirkt eher unruhig, die Zuordnung der Bildlegenden gelingt manchmal erst auf den zweiten Blick. Gewonnen hat dagegen die Rubrik „Aktuelles aus der Landesarchäologie" durch die Nennungder Kontaktadressen an der Spitze der einzelnen Beiträge. Unklar bleibt wiederum die Funktion der neuen Rubrik „Spektrum Archäologie", die nur dazu führt, daß die aktuellen Informationen jetzt auf drei Rubriken (Spektrum, Aktuelles, Nachrichten) verteilt sind.

Mit dem Schwerpunktthema „Germanisches Siedlungswesen" erhält man einen Überblick über die Haus- und Siedlungsformen der Kaiserzeit, über die durch die neuesten Forschunge v.a. in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern jetzt genauere Erkenntnisse vorliegen, während Sachsen und Thüringen noch kaum erforscht sind. Ein eigener Beitrag gilt der Wasserversorgung durch Brunnen.

Aus den aktuellen Nachrichten zur Spätantike seien hervorgehoben die Funde in einer römischen Siedlung bei Rohrdorf im Landkreis Freudenstadt sowie die Freilegung einer Beneficiarier-Station am Limes-Kastell Obernburg am Main.

Heft 2/2002 (März-April)

Schwerpunkt des Heftes sind die aufregenden Funde keltischer Großplastik vom Glauberg in Hessen, die demnächst in einer Ausstellung in Frankfurt präsentiert werden sollen. Die Beiträge berücksichtigen auch außerdeutsche Keltengebiete und geben, verbunden mit ausführlichen Literaturangaben, einen guten Überblick über den Forschungsstand.

Für die Erforschung der Spätantike von Interesse sind die Nachrichten über Funde in Riegel und Badenweiler, die Aufdeckung eines fränkischen Grabes aus dem 7. Jh. bei Groß-Gerau, die Erforschung eines kaiserzeitlichen Fundplatzes bei Völschow im Landkreis Demmin in Vorpommern mit römischen Importen aus Rheinzabern, der Bestattungsfund in einem kaiserzeitlichen Gebäude in Rubenheim (Gemeinde Gersheim, Saarland). Den Blick ins frühe Mittelalter eröffnet der Bericht über die neuesten Untersuchungen der Kaiserpfalz in Ingelheim. Sie gelten v.a. der Aula Regia, die als einschiffige Basilika den bekannten spätantiken Bautyp fortsetzt.

Joachim Gruber, Erlangen