spätrömisches Kastell Sponeck

Spätrömisches Grenzkastell, 4. Jahrhundert nach Chr.
(Standort der 2 Tafeln: Burg Sponeck/Jechtingen)

Geschichtlicher Zusammenhang
Kurz nach der Mitte des 3. Jahrhunderts, in den Jahren 259-260 n. Chr., überschritten alemannische Heere die alte römische Militärgrenze, den Limes, und besetzten das dahinterliegende "Dekumatland", das mehr als 200 Jahre lang zum römischen Reich gehört hatte.

Nach einigen unruhigen Jahrzehnten stabilisierte sich die Reichsverteidigung an den Oberrhein, Hochrhein, Bodensee, Iller und Donau. Es entstand eine "nasse" Grenze, die ab 291 n. Chr. durch den Bau von Kastellen gesichert wurde (Karte). Trotzdem gelangen den alemannischen "Nachbarn" immer wieder tiefe Einbrüche in römisches Gebiet, wobei sie häufig von innenpolitischen Schwierigkeiten profitierten. Aber auch von erfolgreichen Gegenmaßnahmen und Strafexpeditionen der Römer berichten die geschichtlichen Quellen. Ausgangspunkte solcher militärischen Unternehmungen waren größere Städte und Truppenstandorte, die gleichzeitig den Rückhalt der Grenzverteidigung bildeten: Straßburg, Colmar, Augst, Konstanz. Nach der Mitte des 4. Jahrhunderts wurde eine Reorganisation der Grenze notwendig, ein systematischer Ausbau mit Wachtürmen (Hochrhein), kleinen "burgi" und größeren Kastellen.

Vorausgegangen war diesen Maßnahmen ein verheerender Gemaneneinfall, der weit ins Innere Frankreichs führte, und ein Sieg über die Alamannen bei Straßburg (357 n. Chr.), der die Verhältnisse noch einmal zu Gunsten Roms veränderte. Kaiser VALENTINIAN I. (364-375 n. Chr.) ließ die "ganze Rheinlinie von der Quelle in Raetien bis zur Meerenge des Ozeans durch gewaltige Festungswerke sichern". Das Kastell auf dem Münsterberg in Breisach, wo der Kaiser im Jahr 369 persönlich anwesend war, und das kleinere Grenzkastell auf der Burg Sponeck gehören in diesen Zusammenhang.

Wenige Jahrzehnte später, im Jahr 401 n. Chr., verließen die römischen Grenztruppen unser Gebiet, um einen germanischen Einfall in Italien abzuwehren. Alamannische Siedler zogen über die jetzt durchlässig gewordene Rheinlinie und ließen sich im Elsaß nieder. Trotzdem wirkte diese von den Römern im 3. und 4. Jahrhundert geschaffene Grenzlinie weiter. Noch heute spiegelt der Grenzverlauf zwischen Deutschland, der Schweiz und Frankreich die Verhältnisse wider, die in spätantiker Zeit aus dem Zusammentreffen des römischen Reiches mit dem einwandernden Volk der Alamannen entstanden sind.

 
sponeck.JPG (7292 Byte) Burg Sponeck 1997
mit spätröm. Kastellresten im Vordergrund

II Das spätrömische Grenzkastell
Die kleine, aber starke Befestigung wurde in der Regierungszeit Kaiser VALENTINIANS I. etwa 370 n. Chr. erbaut. Sie diente der Verteidigung gegen die Germanen und hatte die Aufgabe, den Rheinübergang zu sichern. An dieser Stelle führte schon seit frührömischer Zeit eine Straßenverbindung über den Fluss, die auch von großer militärischer Bedeutung war. Dies unterstreichen weitere spätrömische Kastelle auf dem linken Rheinufer, in Oedenbourg und Horbourg sowie die große Festung auf dem Münsterberg von Breisach. Eine auffallende Konzentration militärischer Anlagen auf kleinstem Raum (Karte).

Nur wenige Jahre nach seiner Erbauung stand das "Sponeck-Kastell" im Brennpunkt kriegerischer Ereignisse. Hier oder bei Breisach ging 378 n. Chr. ein größeres alemannisches Heer über den Rhein, wurde dann aber von Kaiser GRATIAN bei Horbourg zurückgeschlagen. Möglicherweise wurde damals das Kastell eingenommen und zerstört (Brandschicht im viereckigen Turm). Wenn überhaupt hat aber dieser Alamannenzug die römische "Wacht am Rhein" nur kurz unterbrochen. Mit Sicherheit war der Platz bis zum Abzug der Grenztruppen (401 n. Chr.) besetzt, vielleicht sogar über dieses Datum hinaus. Manches spricht dafür, dass diese starke Befestigung auch in den folgenden Jahrhunderten weiter existiert und zunächst den Alamannen, dann den Franken als militärischer Stützpunkt am wichtigsten Rheinübergang zwischen Basel und Straßburg gedient hat. Die gleichen Gesichtspunkte waren dann Jahrhunderte später maßgebend für den Bau einer Burg, deren letzte bauliche Reste heute den spätantiken Mauerring überragen, ein seltenes Zeugnis für den geschichtlichen Zusammenhang von Altertum und Mittelalter.

III Entdeckung, Ausgrabung, Befund
Schon seit Jahrzehnten sind von der "Sponeck" römische Funde bekannt, die an "eine Behausung, eine Station daselbst" denken ließen, "die mit dem Rheinübergang in Beziehung stand" (K. S. GUTMANN 1930).

1973 wurden im Vorgelände der mittelalterlichen Burg ältere Mauerreste festgestellt, die mit der heute noch sichtbaren Anlage nichts zu tun haben konnten. Ausgrabungen der folgenden Jahre, durchgeführt vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, mit Hilfe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, bestätigten rasch diese Vermutungen und führten zur Aufdeckung der noch vorhandenen Mauern und Türme eines spätrömischen Kastells. Auch Teile des Innenraumes wurden untersucht, soweit nicht durch jüngere Eingriffe wie den tiefen Burggraben völlig zerstört.

Die Anlage (Plan) zeigt mehr Ähnlichkeit mit einer mittelalterlichen Burg als mit einem römischen Limeskastell. Ganz auf Verteidigung eingerichtet, passt sich der Mauerverlauf soweit möglich der Geländeform an, nutzt alle sich bietenden Vorteile, um Annäherung und Angriff zu erschweren oder zu verhindern. Auch der Platz, ein auf drei Seiten vom Rhein umspülter, ca. 25 m hoch aufragender Felssporn, ist nach den gleichen Gesichtspunkten ausgewählt. Erst die Rheinkorrektion unter TULLA hat die damaligen Verhältnisse gründlich geändert. Das römische Kastell spiegelte sich ebenso im Wasser wie die mittelalterliche Burg.

Nur von Osten her war ein Angriff möglich, wo sich die Außenmauer mit zwei Ecktürmen wie ein Riegel vor den Burgfelsen schiebt. Mit 1,60 m hat diese Mauer eine beachtliche Stärke. Der besondere exponierte runde Eckturm im Süden ist in seinen unteren Teilen massiv gemauert, während der quadratische Turm an der Gegenseite in seinem Untergeschoss einen von innen zugänglichen Raum enthielt. Ein kleiner Rundturm ist unmittelbar an die Hangkante gesetzt, vielleicht zum Schutz einer kleinen, zum Fluss (Anlegeplatz) führenden Pforte. Wahrscheinlich stand auch ein Turm auf der höchsten Stelle des Felssporns, der in die Befestigung einbezogen ist (Plan). Von dort hatte man Sichtverbindung zum Münsterberg von Breisach und zu den linksrheinischen Stützpunkten bei Oedenbourg und Horborg.

Zur Innenbebauung der ca. 40 x 50 m großen unregelmäßigen Anlage lässt sich nur wenig sagen. Dicht hinter der Mauer fanden sich Pfostenspuren und Stücke von Mörtelböden darauf Reste verstürzter und teilweise verbrannter Wände aus Lehmfachwerk. Demnach war eine Reihe kleinerer Gebäude innen an die Kastellmauer angelehnt.

Als Baumaterial wurde fast ausschließlich das örtlich anstehende vulkanische Gestein verwendet (Essexit-Theralith), dazu vereinzelt roter Buntsandstein für Eckverstärkungen und Türschwellen.

IV Funde aus dem Kastell
Wie überall an römischen Fundplätzen gehören die Münzen zu den aussagefähigsten Funden. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Anwesenheit römischer Grenztruppen auf den Zeitraum von etwa 370-400 n. Chr. festlegen. In anderen Fragen gibt eher die Keramik Aufschluss, Scherben von mehreren hundert Gefäßen verschiedener Machart und Herkunft. Aus kleinen Töpfereien in den Argonnen stammen rotglänzende Sigilata-Gefässe, das Essgeschirr dieser Zeit. Kochtöpfe und Krüge bezog man auf dem Rheinwege aus der Eifel. Ganz anders geartete, handgemachte Keramik weist auf germanische Einflüsse hin. Fremde Söldner oder Hilfstruppen des spätrömischen Grenzheeres lassen sich mit diesen unscheinbaren Scherben nachweisen. Licht fällt auch auf die Beziehungen des Kastells zu seinem Umland und zu der dort lebenden alemannischen Bevölkerung.

Nicht zuletzt ist das militärische Element im Fundbestand vertreten, vor allem in Form von Pfeilspitzen und kurzen Bolzen von Schleudergeschützen. Zur Ausstattung der Soldaten gehörten auch Bronzefibeln und Beschläge von breiten Waffengürteln. Seltene Funde sind Reste von Bronzegeschirr, von metallbeschlagenen Kästen und Truhen und schön gemusterte Knochenkämme. Ein wesentlicher Teil dieser Funde ist im Museum für Ur- und Frühgeschichte in Freiburg ausgestellt.