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ALAMANNEN, BURGUNDER
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Schweizer Geschichte

Alamannen, Burgunder und Langobarden

besiedeln die Schweiz

Die Alamannen (früher als Alemannen bezeichnet) bilden zusammen mit den keltischen Helvetiern und den Römern die Vorfahren der heutigen einheimischen Bevölkerung der Deutschschweiz. Auf ihren prägenden Einfluss ist es zurück zu führen, dass heute vom Rhein bis zu den Alpen Deutsch gesprochen wird, während in der Westschweiz die Burgunder (siehe unten), wie die Franken in Frankreich ein germanischer Stamm, die lateinische Sprache der Römer übernahmen, aus der sich im Laufe der Jahrhunderte das heutige Französisch entwickelte. In der Volks- und Mundartkunde bezeichnet heute "alamannisch" die Sprache und Kultur der südwestdeutschen Gebiete Elsaß (seit dem 1. Weltkrieg französisch) und Baden (Deutschland), der Deutschschweiz und Vorarlbergs (Österreich).

Herkunft der Alamannen

Die Alamannen (Alemannen) waren ein westgermanischer (und damit wie die Kelten und Römer indoeuropäischer) Stammesverband, zu dem unter anderen die Sueben (Schwaben) gehörten. Sie siedelten in den ersten Jahrhunderten nach Christus an der Elbe, wanderten aber unter dem Druck der von Osten her einwandernden Goten südwärts. Die Römer hatten ihr Einflussgebiet nach der Eroberung Galliens (Frankreichs) im 1. Jahrhundert n. Chr. bis an den Main ausgedehnt und sicherten die Grenzlinie Rhein - Main - Neckar ab 83 n. Chr. mit einer Grenzbefestigung aus Schutzwall, Mauer und Wachttürmen (Limes). Um 213 im stiessen die Alamannen im Maingebiet erstmals mit den Römern kriegerisch zusammen, siedelten aber vorerst nordöstlich des Limes.


Alamannische Vorstösse

Erst ab 233 besetzten die Alemannen das Gebiet zwischen Rhein, Main und Donau, die Römer mussten sich hinter den Rhein zurückziehen. 259/260 drangen alemannische Scharen erstmals in die Schweiz vor, plünderten und brandschatzten die Städte und Hunderte von Landsitzen. Verängstigte Einwohner vergruben Geld und Schmuck in der Erde (archäologische Funde). Der alamannische Vorstoss wurde erst vor Mailand (Norditalien) gestoppt! Die Römer drängten die Alamannen zwar wieder über die Alpen und den Rhein zurück, aber die folgenden Jahrhunderte waren geprägt von unzähligen kleinen Überfällen und Raubzügen alamannischer Gruppen ins Elsass und in die Schweiz.

Unter dem Eindruck dieses Überfalles erhielt Vindonissa (Windisch), das 16/17 n.Chr. errichtet, aber schon 101 n.Chr. im Zuge des römischen Vormarsches nach Norden verlassen worden war, um 260 eine neue Mauer und wurde wieder Truppenstandort. 294 wurden weitere Befestigungen in Oberwinterthur und Eschenz TG errichtet, von 295 bis 305 bauten die Römer die Festung Castrum Rauracense (auch Augusta Raurica genannt, zwischen Augst BL und Kaiseraugst AG) auf eine Länge von 280 m und eine Breite von 170 m aus. Zwischen 364 und 375 schliesslich entstand eine dichte Kette (Abstände von 1,5 - 2 km) von Wachttürmen und Kastellen (Burgen) vom Rheinknie bei Basel bis zum Bodensee. Die Wachsoldaten konnten bei Nacht durch Feuerzeichen ihre Kameraden im nächsten Turm bzw. Kastell alarmieren. Bis etwa 500 veränderten sich die Grenzen nicht mehr wesentlich.



Die grosse Völkerwanderung um 400

Ursachen der Völkerwanderung

Die germanischen Stämme gehören wie die alten Griechen, Römer und auch die Kelten zur indogermanischen Sprachgruppe. Man nimmt an, dass alle diese Völker ursprünglich Vorderasiens zuhause waren und in mehreren Wellen nach Europa einwanderten. Die Germanen siedelten zur Zeit des römischen Reiches in Mittel- und Nordeuropa. Eine Verschlechterung des Klimas, Bevölkerungszunahme und nicht zuletzt eine gewisse Kriegs- und Abenteuerlust führten dazu, dass sie in die von den Römern (Julius Caesar) unterworfenen Gebiete der Kelten westlich und südlich von Rhein und Donau vorstiessen. Verstärkt wurde der Druck durch weitere, aus den Steppen Vorderasiens nachrückende Reitervölker, insbesondere die Hunnen.

Die Wandalen

Die germanischen Wandalen stiessen von Norddeutschland aus durch Frankreich nach Spanien vor und gelangten dann über Nordafrika auf die westlichen Mittelmeerinseln.

Die Westgoten und Ostgoten

Die germanischen Goten wanderten zwischen 150 und 375 von der Nordsee her bis ans schwarze Meer, wurden aber um 375 dort von den Hunnen, einem mongolischen Reitervolk überrannt. Die Westgoten wichen nach Griechenland und der Adriaküste entlang nach Italien aus, eroberten und plünderten 410 Rom und zogen dann über Südfrankreich nach Spanien. Die Ostgoten drangen über Ungarn nach Norditalien vor.

Die Langobarden: Tessin und Bündner Südtäler

Die germanischen Langobarden zogen von 400 - 500 von Mitteldeutschland zunächst nach Osteuropa, setzten sich aber schliesslich 586 in der norditalienischen Lombardei, im Tessin und und in den Bündner Südtälern fest. Kulturell und sprachlich passten sie sich der ansässigen römischen Bevölkerung weit gehend an, aus dem Lateinischen wurde im Laufe der Jahrhunderte das Italienische. Der Übergang zum Französischen war dabei lange Zeit fliessend. 774 wurden die Langobarden vom Frankenkönig Karl dem Grossen unterworfen, konnten aber eine begrenzte Eigenständigkeit bewahren.


Römischer Truppenabzug vom Rhein

401 drangen die Westgoten, ein ostgermanischer Stamm, nach Oberitalien ein. Die Römer zogen ihre Truppen vom Rhein und aus dem Alpenvorland ab, um sich in Italien zu verteidigen. Trotzdem ist nach neueren Erkenntnissen davon auszugehen, dass die Alamannen nicht sofort, sondern erst nach einer Niederlage gegen die Franken (496) begannen, das Schweizer Mittelland bis zu den Alpen zu besiedeln. Man darf sich das aber nicht als den "grossen Alamannenansturm" vorstellen, die Besiedelung erfolgte zunächst nur zögerlich, Kernland der Alamannen blieb das Gebiet zwischen Rhein, Neckar und Donau. Die alamannische Besiedlung der Schweiz erfolgte vom Bodensee aus den grossen Flüssen entlang bis an den Zürichsee, Thunersee und Neuenburger See.

Die Gründe dafür, dass ein eigentlicher Alamannenansturm auf die Schweiz nach dem römischen Truppenabzug von 401 ausblieb, konnte ich aus den mir vorliegenden Informationen nicht erschliessen, ich wage dennoch einige Thesen [unbewiesene Ideen]. Ich gehe davon aus, dass nicht ein einzelner Grund, sondern die Gesamtheit der angeführten (und vielleicht weiterer) Gründe die Alamannen von einer raschen Besiedelung der Schweiz abhielt.

Anders als die keltischen, von Cäsar in die Schweiz zurück geschickten Helvetier und die germanischen Stämme der Burgunder und Franken wurden die Alamannen nicht von den Römern als Verbündete angesiedelt, um die Grenzen des römischen Reiches gegen andere (meist germanische) Stämme zu verteidigen, sondern drangen ohne vertragliche Abmachungen in die Schweiz vor. Die Alamannen mussten sich deshalb nicht mit einer (noch) funktionierenden römischen Verwaltung herumschlagen und hatten so wenig Grund, die römische Sprache und Kultur kennen zu lernen. Es kam zu einem Nebeneinander der alamannischen Zuwanderer und der bereits ansässigen Kelten und römischen Veteranen. Die grossen keltischen und römischen Zentren lagen ohnehin in der Westschweiz, Militärlager wie Vindonissa und Augusta Raurica verloren durch den römischen Truppenabzug von 401 einen grossen Teil ihrer Einwohner. So erlangten die Alemannen zwischen 500 und 600 in der Deutschschweiz die Vorherrschaft und prägten Sprache und Kultur.


Die Burgunder

Wanderungen der Burgunder

Die Burgunder, ein germanischer Stamm, kamen vermutlich im 3 Jh. von Bornholm (Skandinavien) auf das Festland und siedelten nach längerer Wanderung am Mittelrhein. Um 406 schlossen sie mit den Römern einen Vertrag ab, der ihnen als Foederaten (verbüdetem Grenzvolk) ein Siedlungsgebiet westlich des Rheins im römischen Einflussgebiet mit der Hauptstadt Worms zuwies und sie im Gegenzug zur Verteidigung der Grenze verpflichtete. Der weströmische Kaiser Honorius hatte keine andere Wahl, weil er durch die Angriffe der Westgoten in Italien geschwächt war.

435 versuchten die Burgunder, in die römische Provinz Belgica einzudringen, wurden jedoch von den Römern dank Unterstützung der Hunnen vernichtend geschlagen. Die Burgunderkönige Gundikar (Gunther) und Giselher kamen in der Schlacht um. Berichte über den Untergang der Burgunder bilden den historischen Grund für das spätere Nibelungen-Epos (das älteste schriftlich überlieferte Werk der deutschen Literatur).

Siedlungsgebiet der Burgunder

Die verbliebenen rund 20'000 Burgunder wurden 443 in der weiteren Umgebung der wichtigen römischen Stadt Genava (Genf) angesiedelt, ihr Siedlungsgebiet umfasste Savoyen (französische Alpen südlich des Genfersees und die heutige Westschweiz (Waadt bis Yverdon am Südende des Neuenburgersees). Als 454 der letzte grosse römische Feldherr in Gallien (Frankreich) am kaiserlichen Hof ermordet wurde, nutzten die Burgunder dies aus und dehnten ihr Siedlungsgebiet aus, die Römerkolonien Lugdunum (Lyon, die Endung -dunum weist auf eine ursprünglich keltische Siedlung hin) und Vienna (Vienne, Frankreich) wurden burgundische Städte.


Sprachgrenze zwischen Deutsch und Französisch

Wie schon die Franken vor ihnen mussten sich die Burgunder angesichts der zahlenmässig stärkeren bereits ansässigen Bevölkerung (Kelten unter römischer Herrschaft) weitgehend an die von den Römern bestimmte Sprache und Kultur anpassen. Aus der Umgangssprache des bunten Völkergemisches (Vulgärlatein) entstand im Laufe der Jahrhunderte die französische Sprache. Die Ansiedlung der Burgunder am Genfersee und in der Waadt unter römischer Oberhoheit einerseits und die selbstständige Siedlungstätigkeit der Alamannen in der Nord- und Zentralschweiz andererseits bestimmt somit bis heute im wesentlichen die Sprachgrenze zwischen der Deutschschweiz (Alamannen) und der Welschschweiz (romanisierte Burgunder). Die Kelten blieben zwar im Lande, ihr Einfluss auf die kulturelle Entwicklung blieb aber minim. Weder sind im heutigen Deutsch bzw. Französisch wesentliche keltische Elemente erhalten geblieben, noch haben sich im Recht oder in der Religion mehr als vereinzelte spezifisch keltische Eigenheiten niedergeschlagen.

Bemerkungen zum Namen Confoederatio Helvetica (CH)

Dass die Schweiz heute auf wichtigen Dokumenten, auf den meisten Münzen und im Internet offiziell den lateinischen Namen "Confoederatio Helvetica" statt oder nebst dem gängigen "Schweiz - Suisse - Svizzera - Svizra - Switzerland" führt (daher die Abkürzung CH und der Schriftzug "HELVETIA" auf den restlichen Münzen und Briefmarken) hat also nichts mit einem prägenden Einfluss (den es eben gerade nicht gibt) dieses keltischen Stammes zu tun. Womit denn sonst? Wohl am ehesten mit der Gewohnheit: Mangels einer allgemein verbreiteten germanischen Schrift und deutschen Schriftsprache wurde im Mittelalter in ganz Europa, einschliesslich Deutschland, wenn überhaupt, lateinisch geschrieben. Da blieb der geografische Begriff "Helvetia" für das Schweizer Mittelland vom Genfer- bis zum Bodensee, das die Helvetier einst besiedelt hatten, wohl einfach im Gebrauch. Zudem beschwört "Helvetia" eine historische Einheit, die es so zwar kaum je gegeben hat, aber schliesslich brauchen wir angesichts des bedrohlichen Röschtigrabens, der sich mit unangenehmer Regelmässigkeit an Abstimmungssonntagen auftut, doch einen Grund dafür, weshalb dieses Gebiet trotz aller sprachlichen und kulturellen Unterschiede überhaupt zusammengehören soll.


Bleibende römische Tradition: der Kalender

In einem Punkt setzte sich die römische Tradition allerdings in ganz Europa durch: Der Kalender wurde sowohl im Kleinen (Wochentage: benannt nach Himmelskörpern, die von den Römern als Götter verehrt wurden) wie im Grossen (Ordnung des Jahres: Sonnenjahr mit Monaten) von den Römern übernommen, wie die folgende Tabelle zeigt:
Gestirn / Gottheit lateinisch französisch englisch deutsch germanische Gottheit
Sonne solis dies dimanche sunday Sonntag (Sonne)
Mond lunae dies lundi monday Montag (Mond)
Mars martis dies mardi tuesday Dienstag (Zischtig) Tyr=Tiw=Ziu
Merkur mercurii dies mercredi wednesday Mittwoch Wotan=Odin
Jupiter jovis dies jeudi thursday Donnerstag Donar=Thor
Venus veneris dies vendredi friday Freitag Frey=Freyja=Frigg
Saturn saturni dies samedi saturday Samstag -

Im Französischen wurden die römischen Bezeichnungen beibehalten (ausser dem Sonntag, der als Tag des Herrn = des christlichen Gottes bezeichnet wird), im Deutschen und Englischen wurden die Namen der den römischen Göttern entsprechenden germanischen Gottheiten eingesetzt. Beim Samstag gab es offenbar keinen wirklich passenden germanischen Gott zum römischen Saturn, sodass im Englischen der römische Originalname Saturn verwendet wird, während die Franken, Burgunder und Alamannen die jüdische Bezeichnung Sabbat auf dem Umweg über Griechenland entlehnten und zu Samstag umformten und im Norden Deutschlands die Verlegenheitslösung "Sonnabend" gefunden wurde.

Die deutschen Planetenbezeichnungen wurden - offenbar mangels eigener Entsprechungen - ohnehin kurzerhand als Fremdwörter aus dem Lateinischen entlehnt. Bei den Römern begann die Woche wie in der Antike allgemein üblich am Sonntag, der heute übliche Wochenschluss am Sonntag ist eine christliche Entsprechung zum jüdischen Sabbat. Beim Mittwoch schien der christlichen Kirche in deutschen Landen der Bezug zu Wotan offenbar allzu gefährlich, sodass man Wotan erfolgreich durch die neutrale Bezeichnung Mittwoch verdrängte. Bei den Monatsnamen lebten alte germanische Bezeichnungen (wie Hornung für Februar) in ländlichen Gegenden zum Teil noch lange parallel zu den heute allgemein gebräuchlichen römischen weiter.


Alamannen und Franken - innergermanische Machtkämpfe

Unter den Anstürmen der West- und Ostgoten brach das weströmische Reich 476 zusammen. Die Könige der Ostgoten traten formell die Nachfolge der weströmischen Kaiser an, eine einheitliche Ordnung konnte aber nicht hergestellt werden.

Die fränkischen Grossreiche

481 wurde Chlodwig König der Salier, eines Teilstammes der Franken im heutigen Belgien. Mit Mord und Intrigen beseitigte er die Könige der andern Teilstämme und baute bis zu seinem Tod 511 in Paris ein fränkisches Grossreich vom Atlantik bis Mitteldeutschland und von Belgien bis zu den Pyrenäen auf. 496 besiegte Chlodwig die Alamannen in einer Schlacht am Oberrhein und stoppte damit deren weitere Ausdehnung nach Westen: Nun wandten sich die Alamannen der Schweiz als neuem Siedlungsgebiet zu. Das Land nördlich der Oos-Murg-Linie ging den Alamannen verloren, südlich davon und im Elsass konnten Herzöge der Alamannen zu zeitweise sehr selbstständiger Macht gelangen.

Die Nachkommen Chlodwigs (Dynastie der Merowinger) teilten das Reich unter sich auf, in den zahlreichen inneren Machtkämpfen wurden die obersten Beamten am Königshof, die Hausmeier immer einflussreicher. Einer unter ihnen, Karl Martell, einte das zersplitterte Frankenreich wieder und unterwarf die Alamannen und Thüringer und besiegte 732 in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers die Araber, die im 7. und 8. Jahrhundert nach und nach ganz Nordafrika und Spanien erobert hatten. Karls Sohn Pippin unterwarf 746 nach heftigem Widerstand die Alamannen und andere germanische Stämme endgültig und setzte 751 formell den letzten, längst zur Marionette gewordenen Merowingerkönig ab und verbannte ihn ins Kloster. Er begründete die Dynastie der Karolinger. Die Volksrechte der unterworfenen germanischen Stämme wurden im 7./8. Jahrhundert aufgezeichnet.

Pippins Sohn, Karl der Grosse (768 - 814) eroberte 774 das Langobardenreich, setze 788 den letzten bayrischen Stammesherzog ab und unterwarf in mehreren Kriegen schliesslich 804 die Sachsen. Papst Leo III krönte Karl im Jahr 800 zum Kaiser. Westeuropa war für kurze Zeit unter Karl zu einem Riesenreich geeint. Karl unterteilte das Reich in Gaue (Grafschaften) und liess die Verwaltung der Grafen durch Königsboten mit besonderen Vollmachten kontrollieren.

Ludwig der Fromme (814 - 840) konnte die Einheit des Reiches gerade noch knapp bewahren, unter seinen Söhnen wurde es 843 aufgeteilt: Lothar erhielt einen schmalen Streifen von der Nordsee über Lothringen, Burgund bis zum Mittelmeer und Norditalien, Karl der Kahle den Westen, Ludwig der Deutsche den Osten. Das Mittelreich wurde unter Lothars Söhnen wieder geteilt, in Deutschland bildeten sich um 900 wieder Stammesherzogtümer.

Ab dem 9. Jahrhundert wurden die in Süddeutschland ansässigen Alamannen nach dem Teilstamm der Sueben meist als Schwaben bezeichnet. In romanischen Sprachen (franz., span.) wird alamannisch = deutsch gesetzt, (franz., ital., span.) Alamannien = Deutschland.


Lebensweise der Alamannen

Dörfer und Einzelhöfe

Ursprünglich rodeten die Germanen den Wald nicht, dies änderte sich erst im Mittelalter, als die Bevökerung immer zahlreicher wurde, die Eroberung neuer Siedlungsgebiete aber nicht mehr möglich war. Die Alamannen siedelten bevorzugt auf Einzelhöfen oder in kleinen Dörfern mit grosszügigen Abständen zwischen den einzelnen Häusern (Haufendörfern). Ortsnamen mit den Endungen -ingen, - ken, -kon, sowie weisen auf ältere alamannische Gründugen hin, -wil und -wyl auf jüngere. Städte bauten sie nicht, sie liessen sich auch nicht in den römisch - keltischen Städten nieder, sondern benutzten sie allenfalls als Steinbrüche.

Die Häuser errichteten sie aus Holz und Lehm. Die mit Stroh gedeckten Giebeldächer waren tief hinuntergezogen. Eigentliche Fenster kannten sie nicht, der Rauch vom offenen Steinherd zog durch eine Luke im Giebel ab (Windauge, daher das englische Wort "window" für Fenster). Die Innenausstattung war schon recht reichlich: Stühle aus Baumklötzen, Banktruhen, Tisch, Bettstellen mit Stroh und Fellen. Die Kleider wurden auf senkrechten Webstühlen gewebt: Die Männer trugen Röcke, die den heutigen Schottenröcken glichen, dazu bei Kälte einen Wollmantel und eine runde Kappe aus Filz oder Pelz. Die Frauen trugen lange Wollröcke und Blusen. Verzierte Leinengürtel, Haarnetze, Halsringe, Armreife durften auch nicht fehlen. Wie die Kelten benutzten auch die Germanen Fibeln (überdimensionierte Sicherheitsnadeln), um die Mäntel zusammenzuhalten. Knöpfe oder gar Reissverschlüsse gab es noch nicht.


Recht, politsche Ordnung und Religion

Die germanischen Stämme kannten vier Stände:

  1. Die Adligen, Mitglieder von besonders mächtigen Familien.


  2. Die Freien stellten den grossen Teil der Bevölkerung, die freien Männer mussten Kriegsdienst leisten und durften bei wichtigen Angelegenheiten mitbestimmen.


  3. Die Minderfreien, freigelassene Sklaven und Leten (Liten) (d.h. Angehörige eines unterworfenen Stammes, in der Schweiz z.B. die keltischen Helvetier) besassen kein Mitbestimmungsrecht.


  4. Die Sklaven (Unfreien) waren entweder Kriegsgefangene oder Freie, die zuviele Schulden gemacht hatten und diese nicht mehr zurück zahlen konnten. Kinder von Sklaven waren automatisch auch Sklaven.

Die freien Bewohner eines Dorfes waren miteinander verwandt und bildeten eine Sippe, grössere Gebiete einen Gau (das alte Wort kommt noch in den Kantonsnamen Aargau und Thurgau vor). Oberstes politisches Organ war die Landsgemeinde (altgermanisch: Thing, Ding): Die Fürsten stellten Anträge, die versammelten freien Männer konnten diese annehmen oder ablehnen. Über Krieg und Frieden und die Freilassung von Sklaven musste einstimmig beschlossen werden. Die Landsgemeinde hatte auch richterliche Funktionen: Sie konnte Leute, die schwer gegen die (ungeschriebenen) Regeln des Stammes verstossen hatten, aus der Stammesgemeinschaft ausstossen oder zum Tod verurteilen.

Einige germanische Stämme (darunter die Franken und die Burgunder) hatten Könige mit priesterlichen, militärischen und richterlichen Aufgaben, andere (darunter die Alamannen) wählten nur bei Bedarf Herzöge aus dem Kreis der Adligen, die sie im Krieg führten (auf dieser Tradition beruhend hat die Schweiz in Friedenszeiten keinen mitlitärischen Oberbefehlshaber, erst im Bedarfsfall wird ein General gewählt). Auf die Grossmachtpolitik der Frankenkönige (s. oben) waren die Alemannen nicht vorbereitet, ein eigenes Grossreich hatten sie nie angestrebt.


Die Germanen hatten im Gegensatz zu den Römern ursprünglich keine Tempel und Priester. Religiöse Feiern mit der Schlachtung von Opfertieren, gemeinsamem rituellem Mahl, Gesängen und Tänzen fanden in der freien Natur an besonderen Stellen (heilige Quellen, Bäume, Haine, Steine und Berge) statt. Verehrt wurden eine Vielzahl von Göttern (vgl. oben zum Kalender).



Literatur und Links zur Geschichte der Völkerwanderung und der Alamannen in der Schweiz



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