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Neue Rätsel um die Cheops-Pyramide Von Schlangen und Mundöffnern des Pharao

Nach der Erkundung von Hohlräumen und Türen in geheimen Gängen der Cheops-Pyramide streiten sich die Wissenschaftler. Wann wurden die Schächte der Königinnenkammer gebaut? Und was hat es mit den angeblichen Türgriffen an den neu entdeckten Steinplatten auf sich?

Kairo - In den vergangenen zwei Wochen hatten Archäologen mit Hilfe eines Roboters verschiedene Hohlräume und Türen in der Cheops-Pyramide entdeckt. Nun ist ein Disput darüber ausgebrochen, ob die untersuchten Schächte der so genannten Königinnenkammer von den Bauherren der Pyramide nachträglich eingefügt wurden oder schon beim Bau der Pyramide. Seit der Roboter Bilder aus dem bisher weitgehend unerforschten Nordschacht gemacht hatte, geht die ägyptische Altertümerverwaltung davon aus, dass Nord- und Südschacht nach dem Bau der Pyramide gegraben wurden. Der Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Kairo, Günter Dreyer, hält dies für ausgeschlossen.

Die Ägypter wollen ihre Theorie damit stützen, dass es im Nordschacht, der genau wie der Südschacht nach 64 Metern von einem Steinblock mit zwei Kupfergriffen verschlossen wird, drei Winkel und Kurven gebe. Dies belege, so der ägyptische Chefarchäologe Zahi Hawwas, dass die Bauherren die große Galerie umgehen wollten, die zur höher gelegenen Grabkammer führt.

Dreyer will dem nicht folgen. Bei allem Respekt vor den genialen Bauherren der größten der Pyramiden von Gizeh sei es Zeiten des Pharao Cheops (ca. 2620-2580 v. Chr.) technisch nicht möglich gewesen, zwei mindestens 64 Meter lange aufsteigende Schächte in den Stein zu treiben, die nur einen Durchmesser von 20 mal 20 Zentimeter haben. "Selbst mit heutiger Technik wäre das äußerst schwierig", sagt Dreyer. "Ich bin sicher, dass die Schächte schon beim Bau eingeplant worden sind."

Rätselraten um angebliche Türgriffe

Unterschiedliche Meinungen gibt es auch über die Deutung von zwei Teilen aus Kupfer, die jeweils auf den beiden Verschluss-Steinen im Nord- und Südschacht angebracht sind. Dreyer ist der Ansicht, es handele sich um keine Griffe, wie dies von einigen Archäologen behauptet wird. Vielmehr seien daran ursprünglich symbolische Werkzeuge befestigt gewesen. In einem der Schächte sei ein Kupferstück gefunden worden, das zu einem "Mundöffner" gehöre, sagt er, ein Indiz für seine These.

Der "Mundöffner" habe im Totenritus der alten Ägypter dazu gedient, dem toten König - das heißt seiner Mumie oder einer ihn darstellenden Statue - damit nach dem Tod den Mund zu öffnen, damit er wieder "atmen" und ins Jenseits aufsteigen kann. Hawwas meint dagegen, dass die beiden Kupferstifte möglicherweise Schlangen darstellen sollten, die diese vom König auf seinem Weg zum Himmel zu öffnenden Türen "bewachen" sollten.

Einigkeit herrscht bei den Wissenschaftlern bei der Frage der Bedeutung der beiden Schächte, die von der so genannten Königinnenkammer aufsteigen. "Hawwas hat eindeutig Recht, wenn er sagt, dass jeder neue Hohlraum und jeder Steinquader, der in der Cheops-Pyramide entdeckt wird, für die Wissenschaft hoch interessant ist", sagte Dreyer. Deutsche Archäologen, die nach der weltweiten Live-Übertragung der Roboter-Untersuchung in der Nacht zum 17. September von einem "hochgepuschten Medienflop" und einer "Luftnummer" gesprochen hatten, seien mit ihrer Kritik zu weit gegangen, findet er. Die Untersuchungen mit dem teuren Roboter seien durch die Einnahmen aus der TV-Übertragung erst möglich gewesen.