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Geheimnis gelüftet Fundort der "Himmelsscheibe" erstmals besichtigt

Am Mittwoch konnten Journalisten erstmals den Ort sehen, an dem 1999 zwei archäologische Wilderer die 3600 Jahre alte "Himmelsscheibe von Nebra" ans Tageslicht geholt hatten. Schauplatz ist der 252 Meter hohe Mittelberg im Ziegelrodaer Forst in Sachsen-Anhalt.

Laut dem Landesarchäologen Harald Meller wurde die Scheibe mit der ältesten konkreten Sternenabbildung der Welt in der frühen Bronzezeit in einer Grube auf dem Gipfel des Berges inmitten einer kreisförmigen Wallanlage deponiert. Unbekannt bleibt, ob es sich um ein Fürstengrab oder ein Depot für heilige Güter handelt. Der Fundort steht nach Expertenmeinung in einer Reihe mit der Steinkreis-Anlage von Stonehenge südwestlich von London.

Der Archäo-Astronom Wolfhard Schlosser von der Ruhr Universität in Bochum erklärte, dass die Sternenscheibe auf der Hügelspitze in Richtung Brocken gelegen habe. Die Wallanlage sei so beschaffen gewesen, dass die Sonne zur Sommersonnenwende hinter dem Brocken verschwindet. Nach Ansicht des Wissenschaftlers wurde die Scheibe auch im mitteldeutschen Raum gefertigt. Die Wallanlage sei weiterhin zusammen mit der Scheibe das älteste Observatorium der Menschheit, so Schlosser.

Auf der zwei Kilogramm schweren Scheibe, die einen Durchmesser von 32 Zentimetern hat, befinden sich Goldauflagen, die von den Archäologen als Schiff, Mond, Sonne und Sterne gedeutet werden. Eine Ansammlung von sieben Goldpunkten wird als Sternehaufen der Plejaden in einer Konstellation wie vor 3600 Jahren gedeutet. Der von Holzpalisaden umzäumte Ort auf dem Mittelberg hat einen Durchmesser von 200 bis 350 Metern und war von einem komplizierten Grabensystem umgeben.

Die Räuber hatten vor drei Jahren neben der Scheibe auch zwei Schwerter und zwei Armringe aus Bronze gefunden. Nach langer Fahndung konnte die Polizei den Schatz am 23. Februar diesen Jahres bei einer fingierten Verkaufsaktion im Basler Hilton Hotel in der Schweiz sichern.

Seit dem 20. August finden in Nebra Nachgrabungen statt, über 100 Fundstücke konnten gesichert werden, darunter ein zirka 2700 Jahre alter Wendelring. In ein bis zwei Jahren soll der Fundort zu einer Touristenattraktion ausgebaut werden. Der Ziegelrodaer Forst gehört zu den dichtesten archäologischen Stätten Europas. Dort wurde bereits ein urgeschichtlicher Bestattungsplatz mit rund 1000 Hügelgräbern gefunden. Eventuell soll das Gebiet als "Archäologisches Reservat" ausgewiesen werden.