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Cheops-Pyramide Von Seelenschächten und Luftnummern

Archäologisches Großereignis oder schlecht inszenierter Medien-Hype? Archäologen sind mit einem Roboter in einen bisher nicht erreichten Teil der Cheops-Pyramide vorgedrungen und entdeckten so einen 45 Zentimeter tiefen Raum. Dieser ist leer und weist eine weitere versiegelte Tür auf.

Ägyptens Chefarchäologe Zahi Hawass schien zufrieden mit dem Verlauf des Projekts: "Dies ist ein sehr wichtiger Fund", sagte er am Dienstagmorgen in Gizeh.

Zu einer ganz anderen Einschätzung kam ein deutscher Kollege: Der Leipziger Ägyptologe Frank Steinmann bezeichnete die Entdeckung des Hohlraums als "Luftnummer" und fügte an, dass er selbstverständlich auch nichts anderes erwartet hätte. Hinter der zweiten Tür könne sich nach Ansicht des deutschen Experten auch nichts Aufsehenerregendes befinden, da es dort nur noch 13 Meter bis zur Außenwand seien: Zu wenig Platz für eine Grabkammer.

Noch drastischere Worte fand der Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, Dietrich Wildung: Aufgetaucht sei ein "stinknormaler Kalksteinblock, der den Rest des sicher unvollendeten Ganges blockiert". Dahinter vermutet auch Wildung nur einen weiteren Hohlraum. Abschließender Kommentar: "Entschuldigen Sie diesen vulgären Ausdruck - wir sind alle verarscht worden".

Während manche Beobachter davon ausgehen, dass die Kammern schon längst Grabräubern zum Opfer gefallen sind, glaubt der Hamburger Archäologe Professor Hartwig Altenmüller an eine andere Bedeutung des Hohlraums: Es könne sich, so der Wissenschaftler, um einen Luft- und Seelenschacht handeln, der einerseits für die Luftzufuhr der Arbeiter sorgte und gleichzeitig als Schacht für die Königsseele dienen sollte.

In der Nacht hatten die Wissenschaftler eine Kamera montiert auf einem fahrbaren Miniroboter auf eine zweistündige Reise durch einen nur 20 mal 20 Zentimeter breiten Schacht geschickt, der in der so genannten Königinnenkammer beginnt und am Ende mit einer Kalksteinplatte verschlossen ist. Was Pharao Cheops, der circa zwischen 2600 - 2580 vor Christus lebte, dahinter verbergen ließ, bleibt vorerst unbekannt. Hawass versuchte es spannend zu machen: "Cheops hatte diese Angewohnheit, Dinge zu verbergen."

Die erste Tür war vor neun Jahren von einem deutschen Ingenieur entdeckt worden. Wann die zweite Tür untersucht werden soll, ist noch offen. Einen Plan, mit dem Roboter vielleicht auch hinter diese zu schauen, gebe es frühestens in ein paar Monaten, so Hawass.Vor versammelter Presse öffneten die Archäologen zum ersten Mal auch einen 4500 Jahre alten Sarkophag.

Zum Vorschein kam allerdings keine Mumie, sondern das nach Osten ausgerichtete Skelett eines Mannes. Die steinerne Beschaffenheit des Sarkophages deutet auf eine höhren Rang des Bestatteten hin.