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Loch im Kopf Schädel zeugt von bronzezeitlicher Hirnoperation

Hirnchirurgen praktizierten schon im London der Bronzezeit, wie ein aus der Themse geborgener Schädel zeigt. Mitten im Knochen klafft ein Loch, das offenbar durch eine Operation entstanden ist.

Britische Archäologen haben an einem fast 4000 Jahre alten Menschenschädel, der im Oktober im Londoner Stadtteil Chelsea aus der Themse geborgen wurde, Spuren einer Gehirnoperation entdeckt. Der Mann, der in der Bronzezeit lebte, hat die ohne Betäubung vorgenommene Operation nach den Erkenntnissen der Forscher überlebt.

Der Schädel weist ein 4,5 mal drei Zentimeter großes Loch auf. Dies deutet auf eine so genannte Trepanation hin, bei der ein Teil der Schädeldecke vom lebenden Patienten entfernt wird. Da der Knochen um das Loch wieder gewachsen war, schließen die Experten, dass der erwachsene Mann die Operation um das Jahr 1750 vor Christus überlebt hat.

"Die Trepanation ist wahrscheinlich die älteste Form von Chirurgie, die wir kennen", sagte Simon Mays, ein Experte von der englischen Denkmalschutzbehörde English Heritage, am Dienstag. Der Eingriff sei vermutlich mittels Schabetechnik mit einem Flintstein sehr vorsichtig vorgenommen worden, um das Gehirn nicht zu verletzen.

Die Trepanation sollte Druck im Schädel lindern und wurde gegen Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt. Darüber hinaus glaubte man, dass Epilepsie oder Geisteskrankheiten von bösen Geistern hervorgerufen würden, die durch ein Loch im Schädel entweichen könnten. Bislang wurden in Großbritannien etwa 40 derart behandelte Schädel gefunden, der älteste von ihnen ist rund 5000 Jahre alt.

Nach Angaben von English Heritage war das Verfahren der Trepanation in Großbritannien offenbar besonders weit fortgeschritten. Der Einsatz der Schabetechnik - im Gegensatz zum herkömmlichen Sägen oder Bohren - habe zu einer beachtlichen Überlebensrate der Patienten geführt.

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