So frisch und unberührt mögen die weltberühmten Felsmalereien von Altamira ausgesehen haben, als die Steinzeitmenschen des Jungpaläolithikums sie in einer Kalksteinhöhle im nördlichen Spanien vor 15 000 Jahren geschaffen haben. Die fast ein Jahr alte Höhlenkopie, die das neue Nationalmuseum von Altamira nahe des kantabrischen Örtchens Santillana del Mar birgt, hat somit einen entscheidenden Makel, der gleichzeitig ihr Vorzug ist: Sie ist originalgetreuer als das Original - und weist sich klar als Imitat aus. Dazu trägt nicht zuletzt, als akustisches i-Tüpfelchen zum perfekten visuellen Erlebnis, auch das gleichmäßige kristallene Pling-Pling bei: ein Tick zu sauber, um echt zu sein. In der echten Höhle tropft es zwar auch, aber längst nicht so effektvoll. Außerdem hört man dort die Feuchtigkeit weniger, als dass man sie spürt. Ein Detail, das einen wesentlichen Unterschied markiert: Die Kopie ist Information, das Original evoziert Gefühle.