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Figurenfund Spielten Europäer schon vor 1400 Jahren Schach?

Eine Elfenbeinfigur aus Albanien könnte bisherige Theorien zur Verbreitung des Schachspiels matt setzen. Offenbar erreichte der Zeitvertreib Europa bereits im sechsten Jahrhundert.

Ob es sich bei dem Stück aus Elfenbein um einen König oder eine Dame handelt, wissen die Experten noch nicht. Dennoch könnte die Schachfigur, die Archäologen vor zwei Wochen bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Butrint im südlichen Albanien gefunden haben, die bisherige Auffassung von der Geschichte des Brettspiels über den Haufen werfen.

Der vier Zentimeter hohe, von einem Kreuz gekrönte Spielstein stammt, so die Wissenschaftler, aus dem sechsten Jahrhundert nach Christus und ist damit mehrere Jahrhunderte älter als andere in Europa entdeckte Figuren. Auf die Kleinplastik stieß das Team um den britischen Archäologen Richard Hodges in den Ruinen eines byzantinischen Palastes.

Bislang hatten Forscher angenommen, dass Schach erst im 12. Jahrhundert unter Angehörigen des europäischen Adels populär wurde. Aus dieser Zeit sind auch die außergewöhnlichen "Lewis Chessmen", die zu den ältesten Zeugnissen des Spiels in Europa zählen. Die kunstvoll aus Walrosszahn geschnitzten Figuren wurden im 19. Jahrhundert auf den Äußeren Hebriden entdeckt.

Das Schachspiel entstand vermutlich im fünften Jahrhundert nach Christus in Indien, von wo aus es sich zunächst nach Persien und dann weiter in die arabische Welt verbreitete. Nach Europa gelangte das Brettspiel vermutlich im Gepäck maurischer Eroberer, die nach Spanien und Sizilien übersetzten, sowie möglicherweise auch auf Schiffen der Wikinger, die mit Byzanz Handelsbeziehungen unterhielten.