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Altamira-Höhle Bakterien nagen an Steinzeitkunst

Für das Ausbleichen der berühmten Wandmalereien in der spanischen Altamira-Höhle sind vermutlich Mikroben verantwortlich. In einer Pigmentprobe entdeckten Forscher mysteriöse Bakterien.

Am langsamen Zerfall der Höhlenkunst von Altamira sind möglicherweise nicht nur menschliche Besucher, sondern auch rätselhafte Mikroorganismen schuld. In einer winzigen Farbprobe eines 16.000 Jahre alten Wisent-Gemäldes fanden Wissenschaftler eine Vielfalt von Bakterien, von denen offenbar einige zur Zerstörung beitragen.

Neben gewöhnlichen Mikroben entdeckten die Forscher überraschend viele so genannte Azidobakterien, die weitgehend unerforscht sind. Über die genaue Rolle dieser Organismen können die Wissenschaftler bislang nur spekulieren: Das Team um Cesareo Saiz-Jimenez von der Universität von Sevilla vermutet, dass der Stoffwechsel der Bakterien auf der Reduktion von Eisen beruht, dem chemischen Prozess, der für den Farbverlust der Pigmente verantwortlich ist.

Außerdem wiesen die Forscher in der Probe noch weitere, ebenfalls verdächtige Mikroben nach: Diese zeigten eine starke genetische Ähnlichkeit mit Bakterien aus einer anderen Höhle in Südspanien, die sich in Laborexperimenten als eisenreduzierend erwiesen haben. Zusammen mit österreichischen Kollegen wollen die spanischen Wissenschaftler zusätzliche Proben entnehmen, um die Mikroorganismen genauer zu erforschen.

Falls die Bakterien tatsächlich am Verblassen der Tierbilder beteiligt sind, könnte man sie den Forschern zufolge mit gedämpfter Beleuchtung bekämpfen. Bislang hatten Experten angenommen, dass vor allem menschliche Ausdünstungen die Wandmalereien gefährden. Vor 30 Jahren zog die 1868 entdeckte Höhle im nordspanischen Kantabrien täglich noch 3000 Schaulustige an, heute sind nur mehr zehn Besucher täglich erlaubt.