Die Münze ist schon da, auch die Sondermarke, eine dicke Biografie soeben erschienen, und der Ausstellungsreigen hat bereits im vergangenen Jahr begonnen. Kaiser Karl, Karl der Große, wird uns 2000 begleiten wie Goethe 1999, und dabei ist es bis zum eigentlichen Jubiläum noch ein bisschen hin: Am Weihnachtstag 800, vor 1200 Jahren also, war es, da Papst Leo III. den Frankenkönig in Rom zum Imperator Romanorum, zum Caesar der Römer, zum Kaiser, krönte und damit das neue Römische Reich begründete.

Militärisch war dieses "europäische" Reich ein Riese, zivilisatorisch und kulturell im Vergleich zu seinen byzantinischen Nachbarn in Süditalien und den arabischen in Spanien ein Zwerg. Technik, Wissenschaft und Schriftkultur des alten römischen Imperiums waren selbst im Süden fast vergessen, im germanischen Norden und Osten hatte es sie nie gegeben, auch keine urbane Kultur, die sich in traurigen Resten nur noch in Italien und dem alten Gallien erhalten hatte. Selbst Rom, einmal Millionenstadt und glänzende Kapitale der westlichen Welt, war nur noch wenig mehr als ein Haufen heroischer Ruinen, in denen kaum 50 000 Menschen hausten. Für den Niedergang der rheinischen Städte hatten Karls Vorfahren selbst gesorgt, als sie im 4. Jahrhundert aus ihren rechtsrheinischen Stammesgebieten über den Fluss in die römischen Provinzen Niedergermanien und Belgica vordrangen, und mit dem Verfall des Netzes fester Heer- und Handelsstraßen war auch der Fernhandel fast zusammengebrochen.