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Fraumünsterquartier

In jüngerer Zeit haben im Zürcher Stadthausquartier diverse Bautätigkeiten zu neuen archäologischen Aufschlüssen geführt. Dadurch gewinnt das heute verschwundene und bis jetzt wenig erforschte Altstadtgebiet unmittelbar an Bedeutung.

Aktuelle und historische Bebauung im Kratzquartier.
Ehemalige Bebauung des Kratzquartiers. (Plan AfS/Archäologie)

Das heutige Stadthausquartier, das sich südlich des Münsterhofs zwischen Bahnhofstrasse und Zürichsee erstreckt, wurde zwischen 1836 und 1900 grundlegend erneuert. Der aus dem Mittelalter stammende Altstadtteil – das ehemalige Kratzquartier  ist zu diesem Zweck grossflächig und gänzlich abgebrochen worden.

Der Planvergleich zeigt links den aktuellen Übersichtsplan mit der Bebauung des Kratzquartiers (braun) und rechts den sogenannten Müllerplan von 1793. (Plan AfS/Archäologie)
 

Fragestellungen zur Entstehung des Quartiers

Die Frage nach der Entstehung und Entwicklung des Kratzquartiers rückt mit den aktuellen Untersuchungen im Fraumünsterquartier (Fraumünsterquartier 2013/14) in den Vordergrund. Sie führt uns über die natürlichen und topographischen Gegebenheiten des Geländes (Urtopographie) und über die Zeit der Römer (Turicum II) ins Frühmittelalter (476–1000 n. Chr.). Spätestens in der 2. Hälfte des 9. Jahrhundert stand am Ort der heutigen Fraumünsterkirche und des Stadthauses die Fraumünsterabtei – ein bis zur Reformation sehr einflussreiches Benediktinnerinnen-Kloster.

Wann ist die Abtei entstanden und wie hat sie in ihrer Gründungszeit ausgesehen? Gab es an Stelle der Abtei zu einem früheren Zeitpunkt – vielleicht sogar in römischer Zeit – bereits Bauten? Und wann wurde das Gelände südlich der Abtei besiedelt, wurde es erst für das mittelalterliche Kratzquartier urbar gemacht? Welche Verbindungen bestanden zwischen Kratzquartier und Fraumünsterabtei? Auf diese und andere Fragen soll in nächster Zukunft unser besonderes Augenmerk fallen.
 

Die frühe Entwicklung des mittelalterlichen Zürichs

Die Beschäftigung mit dem ehemaligen Kratzquartier ergänzt sich ideal mit einem kürzlich begonnenen grösseren Projekt der Mittelalterarchäologie: Untersucht werden darin ähnliche Fragen betreffend die frühe Entwicklung des mittelalterlichen Zürich, es konzentriert sich aber schwerpunktmässig auf das Altstadtgebiet nördlich des Fraumünsters, vom Münsterhof bis zur Kirche St. Peter.

Im Zentrum der Arbeit steht die Auswertung von archäologischen Befunden und Funden aus zumeist älteren Untersuchungen, vor allem aus dem Bereich «In Gassen» unmittelbar am Nordrand des Münsterhofs. In Verbindung mit den historischen Quellen und den bauarchäologischen Erkenntnissen soll das Projekt das Verständnis um die Zürcher Siedlungsentwicklung auf dem westlichen Limmatufer einen wesentlichen Schritt weiterbringen.

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