Gründung im archäologischen Befund
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des
Mittelalters und der Neuzeit
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Paderborn 2014
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Von Wurten, Märkten und Pfostenbauten
Zur Gründungsphase der Kleinstadt Harburg (Hansestadt Hamburg)
Philip Lüth
& Kay-Peter Suchowa
Als Gründungsjahr der Rechtsstadt Harburg wird das Jahr 1297 angesehen. Zwar hat die Originalurkunde den Lauf der Zeit nicht überdauert, die
entsprechenden Rechte und Privilegien werden aber in einer herzoglichen
Urkunde aus dem Jahr 1457 bestätigt. Als der wichtigere Beleg für die
Eigenständigkeit Harburgs wird jedoch die Verleihung der Freiheitsrechte
durch Kaiser Rudolf von Habsburg im Jahr 1288 angesehen.1 Herzog
Otto II. von Braunschweig-Lüneburg hatte anlässlich seiner Heirat mit der
Enkelin des Kaisers am 28. April die Burgen Lüneburg und Harburg erneut
zum Lehen erhalten. Am 6. Mai verlieh Rudolf auf Bitten Ottos II. dem Ort
Harburg Recht und Freiheit nach dem Vorbild der Stadt Lüneburg.2
Diese Entwicklung war für Harburg nicht unbedingt vorhersehbar.
Die Burg wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Grenzfestung
am östlichen Rand des Erzbistums Bremen gegen die sächsischen Herzöge
eingerichtet. Eine erste Nennung der Anlage (Horeburg) in den Jahren
1133, 1137 oder 1147 erfolgte im Zusammenhang mit der Schenkung des
Zehnten an das Kloster in Uelzen. In der Zeit danach trat die Befestigung
vor allem im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen
Erzbischof Hartwig I. und Heinrich dem Löwen in Erscheinung, wobei die
Anlage mehrmals zerstört wurde. Zwischen 1195 und 1208 erfolgte die
Neugründung, wobei diese Leistung sowohl von Adolf III. von Schauenburg als auch von König Waldemar II. von Dänemark beansprucht wurde.3
Ab 1219 geriet die Grenzfestung erneut in das Spannungsfeld zwischen
dem Bremer Erzbistum und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg.
Erst der 1256 geschlossene Friede zwischen Erzbischof Gerhard II. und
Herzog Albrecht I. garantierte den dauerhaften Bestand der Burg im Einlussbereich des Herzogs und legte damit den Grundstein für die weitere
Entwicklung zur städtischen Siedlung. Der Ausbau Harburgs und der
umgebenden Ländereien wurde vor allem durch Herzog Otto II. vorangetrieben. Nach der Verleihung der Freiheit durch den Kaiser folgten
zwischen 1293 und 1307 mehrere Landgewinnungsmaßnahmen4 sowie
die Gründung einer Kirche innerhalb der Stadt.5
Die Topographie der mittelalterlichen Stadt Harburg ist durch die
auf einer Talsandinsel in der Elbeniederung gelegenen Burg geprägt. Von
dort führte ein Damm oder Weg nach Süden in Richtung der Geest, der in
etwa dem Verlauf der heutigen Harburger Schloßstraße entspricht. Beidseitig des Damms wurde die Siedlungsbebauung auf Wurten errichtet. Die
Niederung zwischen Burg und Geest war bis ins 17. Jahrhundert durch
die Seeve, die Loste und das Rathausleet in mehrere Teile gegliedert, von
denen heute nur noch die Lotse als Teil des Binnenhafens im Stadtbild
erkennbar ist. Friedrich Lübbers gliederte das mittelalterliche Stadtgebiet
in einen älteren, vor 1288 gegründeten und zur Burg gehörenden Teil,
der sich bis zum 1628 zugeschütteten Rathausleet erstreckte, und einen
jüngeren Erweiterungsbereich, der im Süden bis an die Seeve reichte
(Abb. 1).6 Eine Erweiterung der Siedlungsläche über die Schloßstraße
hinaus (Karnapp) erfolgte erst nach der Zerstörung und dem Wiederaufbau
der Stadt 1396/97. Erst im fortgeschrittenen 16. Jahrhundert wurde das
Siedlungsgebiet über die Seeve hinaus (Lämmertwiethe) ausgedehnt.7
Die Gründung Harburgs in
schriftlichen Quellen
Seit den 1960er Jahren werden von der Hamburger Bodendenkmalplege
auf dem ehemaligen Schlossgelände8 und in der Harburger Schloßstraße9
regelmäßig Ausgrabungen durchgeführt (Abb. 2). Von 2012 bis 2014
Archäologische Untersuchungen
Abb. 1: Hamburg-Harburg: Die Entwicklung der
Stadt Harburg vom 13. bis ins 16. Jahrhundert.
1: Schlossinsel und Burg; 2: Kirche, erbaut um
1307; 3: Rathaus; 4: Lotse; 5: Rathausleet (1628
verfüllt); 6: Seeve.
1 Kausche 1988.
2 Kausche 1988, 12.
3 Kausche 1976, Nr. 14 und Nr. 16.
4 Kausche 1976, Nr. 59 und 85; ders. 1988, 14.
5 Kausche 1976, Nr. 87.
6 Lübbers 1940/41, 6.
7 Lübbers 1940/41, 10–15.
8 Drescher 1963/64; Thieme 1994; Först 2012, 44.
9 Drescher 1964/64; Först 2002; dies. 2006; dies. 2010.
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fanden auf einem 15 000 m2 großen Baugelände die umfangreichsten
Untersuchungen in der Harburger Schloßstraße statt.10 In vier Grabungsabschnitten wurde eine Fläche von 1500 m2 mit einer Mächtigkeit der
befundführenden Schichten von bis zu 4 m ergraben. Bei diesen Untersuchungen bot sich zum ersten Mal die Gelegenheit nördlich und südlich
des Rathausleets gelegene Flächen zu untersuchen und somit die von
Lübbers angeführte Theorie zu überprüfen. Der vorliegende Beitrag gibt
als Vorbericht einen Überblick über die Ergebnisse der ersten beiden
Grabungsfelder, die in den Jahren 2012/13 untersucht wurden.
Abb. 2: Harburger Schloßstraße. Grabungsareale von 1960 bis 2014. 1: Rathaus (1960); 2:
Sielgrabung (1963); 3: TuTech (1992); 4: Channel VIII (2000); 5–8: Projekt Kaufhauskanal
(2012–2014).
Abb. 3: Harburger Schloßstraße 23–27,
Fundplatz 179. Gründungshorizont. Faschinenlage auf Niedermoortorf.
10 Die Arbeiten dauern zum Zeitpunkt der Verfassung
dieses Aufsatzes noch an und werden im September
2014 abgeschlossen.
11 Först 2006.
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Schloßstraße 23–27: Hausbefunde Im Bereich der Schloßstraße 23–27
wurde das erste Grabungsfeld (Fundplatz 179) angelegt (Abb. 2,5). Bereits
im Jahr 2000 war auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Grabung
durch die Hamburger Bodendenkmalplege durchgeführt worden, so
dass eine vergleichbare Befundsitutation zu erwarten war.11 Im Verlauf
der Arbeiten wurde der Schnitt bis auf 0,5 m NN abgetieft und der älteste
Siedlungshorizont dokumentiert. Die erste Bauphase bestand aus einer
Aufhügelung aus Klei oder Lehm. Diese Kernwurt wurde nur partiell in
der Südwestecke des Grabungsfelds erfasst, so dass über Ausdehnung,
Höhe und die Bebauung keine Aussagen getrofen werden konnten. Im
Umfeld des Hügels wurden jedoch Strukturen nachgewiesen, die auf
eine gezielte Erschließung des Geländes für eine nachfolgende Nutzung
schließen lassen. Der anstehende Niedermoortorf war mit einer doppelten
Lage von Faschinenbündeln in einem regelhaften Abstand von ca. 20 cm
ausgelegt worden (Abb. 3). Durch diese Maßnahme sollte wahrscheinlich
das sehr nasse Terrain begehbar gemacht werden.
Die Fläche wurde anschließend durch in Nord-Süd- und Ost-WestRichtung verlaufende Flechtwerkzäune in mehrere rechteckige Kästen
unterteilt (Abb. 4). Das Verfüllmaterial bestand aus überwiegend organisch-torigem, leicht sandigem Boden. Oberhalb dieser Strukturen folgte
ein Horizont, in dem sich zahlreiche kontextlose, aber eindeutig bearbeitete Bauhölzer sowie vereinzelt eingeschlagene Staken zeigten. Das
keramische Material bestand zum überwiegenden Teil aus Harter Grauware mit vereinzelten Scherben von rotem und olivfarbenen Faststeinzeug
und sowie Steinzeug Siegburger Art. Aus den meist kontextlosen Hölzern
wurden vier Proben dendrochronologisch untersucht und in den Zeitraum
zwischen 1271 und 1332 datiert. Die regellose Verteilung der Befunde und
das Fehlen von baulichen Strukturen weisen diese Schicht als Abfall- oder
Nutzungsbereich im Randbereich der Wurt aus. Hier wurde über einen
längeren Zeitraum hinaus Material abgelagert, das im Zeitraum von ca.
60 Jahren zu einer Erhöhung des Geländes führte.
Abb. 4: Harburger Schloßstraße 23–27, Fundplatz 179. Rechteckige Zaunstrukturen im Bereich des Gründungshorizonts.
Erst oberhalb dieser Schicht wurde der erste Hausbefund in Form eines
Pfosten-Schwellriegel-Baus nachgewiesen (Abb. 5). Das Gebäude ersteckte
sich zum größten Teil über den Grabungsbereich hinaus, so dass nur Teile
der Nord- und Westseite dokumentiert werden konnten. Es scheint sich
aber um einen Nord-Süd-gerichteten, traufständigen Bau von mindestens 6,5 m Breite und 8,3 m Länge gehandelt zu haben. Das keramische
Fundmaterial bestand zum größten Teil aus Harter Grauware, Variante b.
Das gleichzeitige Auftreten von Siegburger Steinzeug datiert den Fundkomplex in das 14. Jahrhundert; ein Hauspfosten wurde in die Zeit um
1376 (±10) datiert.
Der nachfolgende Siedlungshorizont, ein ebenfalls in PfostenSchwellriegel-Bauweise errichtetes Haus von 88,3 m Größe wies starke
Brandspuren auf und war mit einer bis zu 20 cm mächtigen Schuttschicht
aus Holzkohle, verziegeltem Lehm und Sand bedeckt. Ein Schwellbalken
und ein Ständerpfosten wurden in den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts
(1386 um/nach, 1384 Waldkante) gefällt. Auf Grund der stratigraphischen
Zusammenhänge kann dieser Befund sicher mit der Belagerung und Zerstörung der Stadt im Jahr 1396 in Verbindung gebracht werden.12
Schloßstraße 35 und 37: Die Wurt Das zweite Grabungsfeld (Fundplatz 180) befand sich im Bereich der Schloßstraße 35 und 37 (Abb. 2,6) auf
der gegenüberliegenden Seite des 1943 zerstörten Harburger Rathauses.
Bei den ältesten dokumentierten Schichten im Grabungsbereich handelte
12 Kausche 1976, 381; Lüth/Suchowa 2013.
Abb. 5: Harburger Schloßstraße 23–27, Fundplatz 179. Pfosten-Schwellriegel-Bau des 14. Jahrhunderts.
51
Abb. 6: Harburger Schloßstraße 35–37, Fundplatz 180. Älteste Wurt, Bauphase 1–2.
13 Guttkuhn 1976, 61.
52
es sich um fundleere Talsandablagerungen und Niedermoortorfe, die als
anstehender Boden angesprochen wurden. Die Schichten waren stark
wasserführend und mussten vor einer Erstbesiedlung gegen das ausdringende Wasser abgesperrt werden. Hierfür wurde eine 10 cm mächtige
Kleischicht aufgebracht. Diese Sperrschicht lag bei 0,68 m NN und damit
kurz über dem heutigen Tidenhub der Elbe. Diese Schicht wurde nahezu
im gesamten Grabungsbereich nachgewiesen und ist ein Teil der ersten
Gründungsmaßnahmen zur Erschließung des Baugrunds.
Oberhalb der Sperrschicht folgte der Wurtkörper aus Kleiplaggen,
wodurch das Gelände um ca. 0,6 m erhöhte wurde. Die Wurt war in OstWest-Richtung quer zum Straßendamm angelegt. Lediglich die südliche
Grenze lag innerhalb des Grabungsbereichs. Im Norden deutete sich
durch abfallende Schichten das Ende der Aufhügelung an. Eine auf den
Klei folgende humose Schlufschicht belegt, dass das Gelände temporär
ofen lag, um die Setzung des Wurtkörpers zu ermöglichen (Abb. 6). Das
Fundmaterial bestand ausschließlich aus Harter Grauware, Variante b,
die auf Grund ihres Formenspektrums und ihrer fehlenden Vergesellschaftung mit anderen Keramikarten in das 13. Jahrhundert datiert. Am
aussagekräftigsten ist dabei die Randscherbe eines Krugs mit Handhabe
und Rollstempelverzierung.
Die erste Bebauung bestand aus einem Pfosten-Schwellriegel-Bau,
der im rückwärtigen Wurtbereich, ca. 15 m von der Straße entfernt, dokumentiert wurde. Von dem Gebäude wurde nur die Südseite erfasst (Abb. 7).
Alle Hölzer waren stark angekohlt und lagen unter einer Brandschicht.
Die dendrochronologischen Daten weisen den Bau in die Jahre um/nach
1250 und um 1262.
Im 13./14. Jahrhundert erfolgte ein weiterer Ausbau der Wurt. Diese
zweite Bauphase ist durch eine Sanderhöhung um ca. 0,5 m und eine Erweiterung nach Norden gekennzeichnet (Abb. 6). Die einzige Bebauung
bestand in einem 3,53,8 m großen, annähernd rechteckigen Pfostenbau
in der westlichen Grabungshälfte. Das Fehlen von Schwellriegeln und die
geringen Ausmaße scheinen eine Nutzung des Gebäudes als Wohnhaus
auszuschließen. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang ein Speicher
oder im Hinblick auf die Nutzung des Areals (siehe unten) ein Kaak wie in
Lübeck.13 Alle Pfosten waren im oberen Bereich angekohlt und lagen zum
Teil in einer Brandschicht, die sich auf Grund des Keramikspektrums in das
14. Jahrhundert datieren lässt und wahrscheinlich mit der Zerstörung der
Stadt im Jahr 1396 in Verbindung zu bringen ist.
In der dritten Ausbauphase zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde
die Wurt durch weitere Sandaufschüttungen um 4,5 m deutlich nach
Süden erweitert und durch einen Flechtwerkzaun begrenzt (Abb. 8).
Die Grabungsfelder unterscheiden sich in mehrerer Hinsicht. Im Bereich
von Fundplatz 179 wurde fast ausschließlich Siedlungsbebauung mit einer
entsprechenden Befundsituation nachgewiesen. Die erste Siedlungsphase
ist durch die Aufschüttung eines Kernhügels und durch Sicherungs- oder
Erschließungsmaßnahmen im unmittelbaren Umfeld der Wurt gekennzeichnet. Für die Datierung dieser Gründungsphase liegen lediglich Daten
von Abfallhölzern vor, die in Zeit des späten 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts weisen. Diese Ergebnisse stimmen mit den Datierungen aus der
im Jahr 2000 durchgeführten Grabung in der Harburger Schloßstraße 30
(Channel VIII) überein, bei der zwei Bauhölzer des ersten Siedlungshorizonts in die Zeit nach 1280 und 1311 datiert wurden.14 Eine Erneuerung
der Bebauung mit einer Vergrößerung der Siedlungsläche erfolgte in den
70er und 80er Jahren des 14. Jahrhunderts. Auch diese Bauphasen inden
ihre Entsprechung in der Channel VIII-Grabung.15
Die Befundsitutation des zweiten Grabungsfelds (Fundplatz 180)
unterscheidet sich sowohl in der Ausdehnung als auch durch die Lage
und der Bebauung von der der anderen Grabungsfelder in der Schloßstraße. Letztere sind wesentlich kleiner und weisen überwiegend PfostenSchwellriegel-Bauten auf. Befunde dieser Art sowie die siedlungstypischen
Schichtpakete aus Abfall und Mist fehlen in dem vorgestellten Grabungsareal fast vollständig, was auf eine andere Nutzung des Areals hinweist.
Die historischen Quellen belegen für das 17. Jahrhundert an dieser Stelle
einen Fischmarkt,16 so dass es möglich wäre, die Funktion schon ab der
Gründungszeit im 13./14. Jahrhundert anzunehmen. Hierfür würde auch
das 1288 verliehene Marktrecht sprechen.17
Die neuen Ausgrabungen in der Harburger Schloßstraße sollten
unter anderem in Hinblick auf die von Lübbers formulierte historisch-topographische Gliederung in einen älteren und jüngeren Teil der Stadt neue
Ergebnisse bringen.18 Die Frage nach der Gründung der Stadt Harburg
verlangt vor diesem Hintergrund eine diferenzierte Betrachtungsweise.
Während die historischen Quellen mit der Verleihung der Freiheitsrechte
1288 und der Stadterhebung 1297 aus der historischen Perspektive eine
klare Antwort geben, spiegelt sich in den archäologischen Befunden ein
Entwicklungsprozess wider. Nach dem Friedensschluss zwischen Erzbischof Gerhard II. und Herzog Albrecht I. im Jahr 1256 scheint zeitnah mit
einem gezielten Ausbau von Burg und Stadt begonnen worden zu sein.
Ein Teil der ältesten Burgbefestigung wurde bei Baubeobachtungen
auf der Schlossinsel in den Jahren 1993/94 dokumentiert. Es handelte
sich um eine kastenartige Konstruktion aus bis zu 34 cm starken Holzbalken. Drei dendrochronologische Datierungen verwiesen die Fälljahre
der Hölzer auf den Winter 1256/57. Bereits kurz davor wurde mit der
Ergebnisse
Abb. 7: Harburger Schloßstraße 35–37, Fundplatz 180. Älteste Wurt mit erster Bebauung.
Abb. 8: Harburger Schloßstraße 35–37,
Fundplatz 180. Älteste Wurt, Bauphase 1–4.
14 Först 2006, 34.
15 Först 2006, 37–39.
16 Altstaedt 2011, 33.
17 Altstaedt, 2011, 16.
18 Lübbers 40/41, 10.
53
Aufschüttung einer ersten Wurt am nördlichen Ufer des Rathausleetes
begonnen, auf der um 1260 ein erster Pfostenbau errichtet wurde.
Die Grabungen südlich des Ratshausleets (Harburger Schloßstraße 23–27) erbrachten zwar vereinzelt Hölzer, die Ende des 13. Jahrhunderts gefällt wurden, diese waren aber immer mit Hölzern vergesellschaftet, die dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts zugeordnet werden
müssen. Eine geschlossene Bebauung wird in diesem Bereich erst in den
1370er Jahren fassbar. Die Zerstörung der Stadt im Jahr 1396 19 ist dagegen
in allen Grabungsfeldern nachgewiesen.
Die archäologischen und historischen Quellen scheinen sich in diesem Fall zu ergänzen. Kurz vor oder nach dem Friedensschluss zwischen
Erzbischof Gerhard II. und Herzog Albrecht I. wurde mit dem Wiederaufbau der Burg und mit der Anlage einer Siedlung begonnen. Südlich des
Rathausleets sind ab 1271 Aktivitäten feststellbar. Der Großteil der Daten
weist allerdings in die Zeit Anfang des 14. Jahrhunderts, als der Ausbau der
Stadt durch Herzog Otto II. (reg. 1282–1330) gezielt vorangetrieben wurde. Ein städtisches Erscheinungsbild mit einer geschlossenen Bebauung
erhielt Harburg erst während des letzten Drittels des 14. Jahrhunderts. In
dieser Zeit geriet die Stadt jedoch wieder in den Sog kriegerischer Auseinandersetzungen,20 die eine Weiterentwicklung bis zur Regierungszeit
der Harburger Herzöge (1527–1641) verhinderten.
19 Kausche 1976, 381.
20 Kausche 1967, 377–382.
Dr. Philip Lüth
Kay-Peter Suchowa M. A.
Archäologisches Museum Hamburg,
Bodendenkmalplege
Museumsplatz 2, D-21073 Hamburg
philip.lueth@amh.de
kay.suchowa@googlemail.com
Literatur
Abbildungsnachweis
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Altstaedt, K. Heinrich: Der Hafen Harburg. Schifahrt, Handel und Hafenleute an der Süderelbe
(Veröfentlichungen des Helms-Museums 100). Hamburg 2011.
Drescher, Hans: Mittelalterliche Funde aus der Harburger Altstadt, der Elbe und vom Schlossgelände; in: Harburger Jahrbuch 11, 1963/64, 96–139.
Först, Elke: Stadtarchäologie in Harburg; in: Hammaburg N. F. 13, 2002, 87–126.
Först, Elke: Die Harburger Schloßstraße archäologisch gesehen; in: Harburger Jahrbuch 22,
2006, 27–46.
Först, Elke: Die Ergebnisse der Grabung Harburger Schloßstraße 1 und 3 (Easynet-Gelände); in:
Hammaburg N. F. 15, 2010, 99–164.
Först, Elke: Wasser für die Residenz; in: Archäologie in Deutschland 2012, Heft 1, 44.
Guttkuhn, Peter: Der Lübecker Kaak; in: Vaterstädtische Blätter 27, 1976, 61.
Kausche, Dietrich: Harburg und der südelbische Raum; in: Lehe, Erich von/Jantzen, Günther
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Kausche, Dietrich: Regesten zur Geschichte des Harburger Raumes 1059–1527 (Veröfentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg 12). Hamburg 1976.
Kausche, Dietrich: Harburg um das Jahr 1288; in: Ellermeyer, Jürgen/Richter, Klaus/Stegmann, Dirk (Hrsg.): Harburg. Von der Burg zur Industriestadt (Veröfentlichungen des HelmsMuseums 52). Hamburg 1988.
Lübbers, Friedrich: Harburg. Vom Werden und Wachsen der Stadt und dem Leben ihrer Bürger;
in: Harburger Jahrbuch 2, 1940/41, 3–89.
Lüth, Philip/Suchowa, Kay-Peter: Handel und Wandel südlich der Elbe; in: Archäologie in
Deutschland 2013, Heft 1, 47.
Thieme, Wulf: Archäologen wurden auf der Schloßinsel fündig; in: Informationsbrief Harburger
Binnenhafen 6, 1994, 1 f.
Abbildung 1: nach Lübbers 1940/41, Abb. 1 mit Ergänzungen, Graphik P. Lüth
Abbildung 2: P. Lüth
Abbildung 3–5: W. Lohmann
Abbildung 6–8: K.-P. Suchowa