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Astro-Indianer Ur-Einwohner malten Supernova in Fels

Prähistorische Steinmalerei als Logbuch kosmischer Ereignisse - ein Astronom glaubt eine solche Überlieferung gefunden zu haben. Sie soll von einer Sternen-Explosion vor 1000 Jahren berichten. Der Computer zeigt: Am Fundort war die Supernova tatsächlich zu sehen.

Sie erschien vor genau 1000 Jahren am Nachthimmel. In den letzten 5000 Jahren war keine Supernova so hell von der Erde aus zu sehen wie diese. Nur schien in der ganzen westlichen Hemisphäre kein Gelehrter die Sternenexplosion aufgezeichnet zu haben. Und aus dem mittelalterlichen Europa kennen Wissenschaftler bislang nur ein paar Hinweise aus Klöstern, etwa aus St. Gallen ("Ein neuer Stern von ungewöhnlichem Aussehen erschien."), auf den 1. Mai des Jahres 1006.

Ausgerechnet nordamerikanische Ureinwohner scheinen das außergewöhnliche Ereignis aber festgehalten zu haben - auf eine Art, die leicht eine kleine Ewigkeit überdauern kann. Eine Felszeichnung, auch Petroglyph genannt, soll das kosmische Ereignis darstellen. Diese Theorie präsentierte der Astronom John Barentine beim Jahrestreffen der American Astronomical Society im kanadischen Calgary.

Barentine, der im Apache Point Observatory im US-Bundesstaat New Mexico forscht, will auf einem Stein in der Nähe der Stadt Phoenix im Nachbarstaat Arizona just das tausend Jahre alte kosmische Schauspiel erkannt haben:

"Was mich besonders aufmerksam machte, war dass auf dem Stein nicht bloß ein besonders heller Stern auftauchte, sondern auch eine Darstellung eines Skorpions. Zwar gibt es die auf Felszeichnungen im Westen, aber nicht oft", sagte Barentine.

Explosion im Sternbild Skorpion

Die Supernova des Jahres 1006 erschien von der Erde aus betrachtet im Sternbild des Wolfs, das sich ein wenig unterhalb des bekannten Sternbildes des Skorpions befindet.

Die Petroglypen der White Tank Mountains bei Phoenix wurden von einem Volk namens Hohokam angefertigt. Die Steinzeichnungen wurden in die Schicht aus Eisen- und Manganoxiden geritzt, die viele Steine in dieser Gegend bedeckt.

Historiker vermuten, dass die Hohokams von 500 bis 1100 nach Christus in diesem Gebiet lebten, also auch zur Zeit der Supernova. Die Steinzeichnungen können jedoch nicht genau datiert werden, ihr Alter lässt sich nur in der Größenordnung von Jahrhunderten bestimmen. Eine Supernova erscheint hingegen plötzlich am Nachthimmel und schwindet im Verlauf einiger Wochen oder Monate dahin.

Historiker skeptisch

Todd Bostwick, ein Archäologe aus Phoenix und Experte für die Hohokam-Kultur und Archäoastronomie, bezweifelt Barentines Hypothesen: "Es gibt da draußen einige Bildnisse, die man als Sternenexplosionen oder Planeten deuten könnte. Da sollte man vorsichtig sein."

Barentine hatte zur Unterstützung seiner Annahme eine Aufnahme des Nachthimmels vom Ort des Petroglyphen-Fundes gezeigt. Mit Hilfe eines Computers konnte er die genaue Konstellation der Sterne am 1.5.1006 errechnen. Die hell strahlende Supernova ist da tatsächlich deutlich über dem Horizont zu erkennen. Der Forscher bleibt bei seiner Theorie.

Die Hohokams seien Bauern gewesen und hätten als solche den nächtlichen Himmel beobachtet, um den Verlauf der Jahreszeiten zu bestimmen. "Sie haben etwas gesehen, das sie für bemerkenswert hielten, und das hat sie dazu bewegt, es festzuhalten", sagte Barentine. "In einem vorwissenschaftlichen Zeitalter waren sie Wissenschaftler."

stx/AP

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